Mein Blog zu schreiben ist ’ne komische Sache – es braucht dabei eine nicht festgelegte Mischung aus Abwesenheit, Alleinsein, genug Erleben, aber auch nicht so viel, dass ich keine Zeit mehr hab. Dann habe ich so ein wenig den Anspruch auf etwas Vollständigkeit, und ich habe seit Februar nichts mehr gepostet. Mein Plan, in ruhigeren Zeiten den Blog zu vervollständigen war auch nicht erfolgreich. Nebenbei befriedigt WhatsApp Status ein wenig mein Mitteilungsbedürfnis, und auch daraus ergibt sich teilweise ein Dialog.
Der Plan also jetzt: Ein paar Artikel jetzt aus Japan. Abdeckung des Restes von 2025 irgendwann zumindest mit Bildern. Wie üblich bleibt der Artikel oben, und informiert die Nicht-Immer-Leser was neu ist, isb. wenn es zeitlich so eingeordnet ist, dass es nicht oben erscheint.
Neu:
mittlerweile viele Artikel über meine Japan- / Taiwanreise, gleich hier…
Wer das am 20.10. morgens liest: Fotos für die letzten drei Artikel kommen noch.
Übrigens: Bitte fleißig kommentieren, sonst sehe ich nicht, ob das hier überhaupt jemand liest!Deshalb ist in den Artikeln mal wieder ein Gewinnspiel versteckt.
Claudia hat mich mit einigen Tipps über Taipeh versorgt. Sie sind kreuz und quer über die ganze Stadt verstreut, und bislang habe ich wenig genutzt. Aus deshalb will ich heute ins COW bei Izakaya gehen, auch wenn es eine 50-minütige Fahrt vom Hotel aus wäre. Das gute – die Fahrt ist auch vom Taipeh 101 nur 50 Minuten, also mache ich mich gleich nach der Tour auf den Weg, obwohl duschen schon echt was feines gewesen wäre. Mit dem Bus 652 geht es nach Neu-Taipeh, also der Stadtteil auf der westlichen Seite des Tamsui Flusses. Durch meine letzten Restaurantbesuche gewarnt, frage ich erst an der Theke ob sie Kreditkarte nehmen, ich habe kaum noch Bargeld. Der junge Kollege ist mit meiner Frage sprachlich überfordert, die Chefin meint barsch: No English. Ich zeige die auf dem Handy gespeicherte Karte, und der Kollege meint OK. Puh. Ich bekomme einen Platz an der Theke, neben dem Häuschen des schwarzen Hauskaters, der mich den Rest des Abends ignoriert. Die Karte ist ein DIN A4 Blatt auf chinesisch, wo man seine Wünsche ankreuzen kann. Zu manchem fehlt mir das Verständnis oder der Mut (G-Boy Mashup (Herz und Furz), Sitzsack, Wilde Schnecke, Dickdarm), aber ich bekomme genug zusammen. Taiwanesisch ist das hier auch nicht, sondern ein japanisches Izakaya/Yakitori Restaurant. Nach einigen Tellerchen bin ich fast satt, und will die Vernunft walten lassen. Ich will zahlen. Die Chefin ist nicht erfreut, bellt etwas in Google Translate: „How fast?“ „Is Holiday, you should stay“ „Beer, I invite you“. Sie zapft mir ein Bier, und damit ist mein Schicksal besiegelt. Ich trolle mich wieder an meinen Platz, bestelle noch ein paar Spießchen und schaue dem Treiben zu, bzw. gehöre dazu. Es dauert etwas länger, es wird noch ein Bier, aber irgendwann muss ich wirklich gehen. Als ich mein Handy mit Kreditkarte hinhalte, ist es dann aber doch nicht OK. „No problem, you come back tomorrow“. Nach kurzer Diskussion gehe ich aber doch zum 7-11 gegenüber, immerhin weiß ich jetzt schon, was der heutige Abend kostet. Ich nehme mir ein Taxi ins Hotel, weil der Bus erst in 20 Minuten gekommen wäre, war aber auch nicht sehr teuer.
Die WirtschaftDie Karte – Alles klar?Der Wächter …… schon satt …… dennoch interessiertDas Gedecknicht nur Fleischetwas TempuraDie Chefin… animiert zum TrinkenHotel-Blick bei Nacht
Am nächsten Morgen schüttet es wie auf Kübeln. Meine Unternehmungslust sinkt geringfügig – es gibt ja auch keine Must-See Punkte mehr, denn so nannte sich ja schon die Tour vom Vortag. Aber um 11:00 muss ich das Zimmer räumen, und mein Flug geht erst um 19:00, also lasse ich mein Gepäck im Hotel und beschließe, noch ein wenig in eine Mall zu gehen. Die Taipei City Mall ist nicht weit, und es sind auch keine Kübel mehr, aus denen es schüttet. Die Mall ist leider nur ein beidseitig von Geschäften gesäumter Verbindungstunnel zwischen zwei Metrostationen und die Läden sind nicht meines: billiges Handyzubehör und viel Werbung für Playstations. Alles blinkt und ist bunt – gar nicht meines. Nach 10 Minuten komme ich wieder ans Tageslicht. Der Regen hat gerade aufgehört, und ich sehe Claudias Tipp nach dem Museum of Contemporary Art, gar nicht weit. Sehr moderne Installationen, bei vielen denke ich mir „was will mir der Künstler damit sagen“, aber einiges berührt mich ästhetisch. Vielleicht ließe sich was davon nachbauen (und ich meine jetzt nicht der abgehängte Müll, den ein Freund mit meinem Arbeitszimmer verglich)? Danach gehe ich noch in ein Café auf einem Markt (Café von Claudia empfohlen, Markt mit Tour kurz besucht), und trinke meinen Hopfenkaffee. Dann wieder ins Hotel, Gepäck geholt, zur Schnellmetro zum Flughafen, dort Metrokarte mit ca. 1€ Guthaben an deutsche Rucksacktouristin verschenkt, Check-In; es scheint ja alles gut zu gehen. In Bangkok 2 Stunden Aufenthalt, aber die von Doro gewünschten Matcha-KitKat gibt es nicht. Gute 10 Stunden mit Austrian Airlines nach Wien, wo ich planmäßig 35 Minuten zum Umsteigen habe (mit Passkontrolle und nochmal Security). Klappt nicht, wer hätte es geahnt? Noch bevor ich am Gate ankomme, hat mich Austrian umgebucht. Jetzt schreibe ich am Flughafen diesen Blog fertig. Ich veröffentliche den jetzt auch gleich; meine Erfahrung lehrt mich, dass ich daheim dann immer anderes zu tun habe als den Blog fertig zu schreiben.
8 leuchtende Stäbe, die unabhängig voneinander hoch- und runterschweben‚Wogender Wald‘ aus LeuchtstäbenEine Parabol-Installation aus vielen TabletsGriechische Säule, Taiwan-StyleStraßenszeneDschungel auf dem Weg zum FlughafenTaipeh Flughafen – Sintflutartige RegenfälleBankok FlughafenWien Flughafen
Mein Zeit in Taipeh ist kurz, und das ist nicht wirklich mein Wetter hier. 29°C, gefühlte 90% Luftfeuchtigkeit. Ein kurzer Ausflug vor die Hoteltür, und ich sehne mich nach meinem klimatisierten Zimmer zurück. Ich kenne mich gut genug, so sehe ich wenig von der Stadt. Also schauen wir mal, was GetYourGuide so zu bieten hat. Ah, eine Tour ins Umland, dass man nicht nur die Stadt sieht, eine Tour in der Stadt selber, und nach dem mittelmäßigen Ergebnis meiner selbstständigen Essenssuche am ersten Abend buchte ich auch die ‚Favorite Street Food Tour‘ aus dem vorherigen Beitrag. Deshalb hier die anderen beiden Touren, mit vielen Bildern.
Die Tour ins Umland verspricht einen Wasserfall, zwei ‚old-towns‘ und ein Gebiet mit außerordentlichen geologischen Formationen; sie beginnt um 9:00 morgens, für mich also fast vor dem Aufstehen. Unsere Führerin ist eine nette, freundliche Taiwanesin mittleren Alters, die mir am Ende der Tour so auf den Sack gehen wird. Pauline hat gleich eine WhatsApp Gruppe erstellt, in der die wichtigsten Informationen teilt, die sie schon achtmal im Bus erklärt hat, besonders wichtig sind ihr die Treffpunkte und die Zeiten, sich dort einzufinden. Die Zeiten wiederholt sie im Bus oft, schreibt sie dann auf ein Täfelchen, welches sie allen Teilnehmern vor die Nase hält, danach schreibt sie die Zeit noch in die Gruppe und postet ein Bild davon. Vielleicht ist das Erfahrung, eine Teilnehmerin namens Sharon Ng stellt in der Gruppe auch immer wieder Fragen, die eigentlich erklärt wurden.
Auf dem Land wird noch deutlicher, dass wir hier in den Tropen sind. Bergig, mit einer wuchernden Vegetation die einen undurchdringlichen Dschungel bildet. Was der Mensch aufgebaut hat, die Natur versucht es sich wiederzuholen; das erste Zeichen ist meiste eine schwarze Schimmelsicht. Was mir sehr schnell auf die Nerven geht, ist unser Bus. Ungefähr die Hälfte der Zeit ertönt ein lautes Piepen, so wie manche Nutzfahrzeuge ihre Absicht signalisieren, jetzt rückwärtszufahren. Aber wirklich die Hälfte der Zeit, die ganz Fahrt lang.
Erster Stopp ist der Wasserfall in Shifen. Der Wasserfall ist etwas unterwältigend. Vielleicht habe ich auch einfach schon zu viele große gesehen, und dass aktuell nicht Regenzeit ist, hilft auch nicht. Ich verwende absichtlich nicht den Begriff Trockenzeit, so sieht’s nämlich nicht aus. Danach geht’s weiter nach Shifen Old Town, wo Teilnehmer eine Himmelslaterne vorbestellen konnten. Man kennt die Dinger; an einem der letzten Silvester hat damit eine Frau in Krefeld das Affengehege abgefackelt. Hier in Shifen haben sie keine solchen Sorgen; Waldbrandgefahr: SEHR gering. Pauline hat auch ein wenig erklärt, warum es unproblematisch ist, wenn jeden Tag hunderte von den Dingern in den umliegenden Wäldern landen, aber mich überzeugt das nicht. In Shifen esse ich ein paar gebratenen Teigtaschen, erst später erfahre ich aus dem Gruppenchat, dass wir besonders lange in dem nächsten Dorf bleiben, damit alle dort Zeit haben zu essen.
unsere Gruppeauf der HängebrückeSpektakulärer Wasserfalltypisch chinesisch: Zäune aus mit Beton modelliertem HolzShifen Old townBeliebt bei Selbstmördernund Fans der HimmelslaterneMehr Touristen kommen…… und können Konsumieren
Jiufen, der nächste Stopp mit knapp zwei Stunden Aufenthalt ist eigentlich ein riesengroßer Souvenir- und Fressshop, der als altes Bergdorf getarnt ist. Auch wenn man mit der geschickten Wahl des Ausschnitts beim Fotografieren auch in paar schöne Motive findet – jedes Haus ist entweder ein Essenstand oder ein Shop. Die Gasse dazwischen ist überdacht, so dass auch Regen die Touristen nicht an ihrer Konsum-Mission hindert. Pikant auch hier: es gibt mindestens drei Stinky-Tofu Läden, und die verseuchen olfaktorisch jeweils so ca. 60 Meter Ladengasse. Das kann die Nachbarn nicht erfreuen. Und die Menschenmassen schieben sich weiter durch die Gasse. Vierzig Minuten vor der Zeit beende ich meinen Jiufen Ausflug und finde einen Laden der mir ein IPA verkauft. Gute Entscheidung.
Bilder aus dem BusDschungelBlick von JiuFenPauline300 Stufenmanche nette GebäudeKosumdie Frau hat ja einen Vogeldie beste Entscheidung des Tages
Letzter Programmpunkt der Tagestour ist Yeliu. Hier ist die eine obere Schicht Steine deutlich härter als der weiche Sandstein darunter, und so bilden sich witzige Pilzförmige Strukturen. Auch ein Publikumsmagnet, wir sind nicht allein.
Interessante StrukturenTouristen-ManagementHier als Fotograf stehenum diesen Winkel zu fotografieren.Den toilettenförmigen Stein habe ich nicht gefundenAber sonst, …… echt witzige …… Gesteinsformationen.SomeoneelsiesExit through the (Gift-)shopGiftGruppenfoto
Der geneigte Leser hat es schon gemerkt – die Tour bekommt im persönlichen Tagebuch keine fünf Sterne. Immerhin, etwas Landschaft außerhalb Taipehs gesehen, und nicht mit schlechtem Gewissen zu wenig unternommen.
Zu einem ähnlichen Fazit werde ich bei der nächsten Tour kommen. Hier führt uns James, der damit offensichtlich seine Rente aufbessert. Auch er hat eine einschläfernde Sprachmelodie, und die Verständlichkeit wird ein wenig durch die Maske beeinträchtigt, die James die ganze Tour lang trägt. Programm hier: National Palace Museum (wo die Taiwanesen bei der Flucht ein paar der wichtigsten Kulturschätze ganz Chinas gerettet haben. Die Mainland-Chinesen sagen geklaut, aber ganz ehrlich – die hätten das meiste während der Kulturrevolution zerdeppert). Danach der Chiang Kai Shek Memorial Park, mit einem riesigen Monument und etwas Museum. Es ist übrigens kein Mausoleum, der Kollege ist woanders begraben.
von außenFingernagelschoner – sehr lange Fingernägel waren der Flex für ‚ich muss nicht arbeiten‘In drei Generationen……aus einem Stück Elfenbein geschnitztKupferkessel …… mit eingraviertem VertragJade-WandPorzellanChiang Kai Shek MemorialMit Statue des Staatsgründersseine Autos …… und sein Büro – ganz Original (ohne Puppe)Wachwechsel
Danach knappe zwei Stunden im XiMen-Viertel, recht nah an meinem Hotel, Essenfassen in Eigenregie. Danach der LongShan Tempel mit etwas Erklärung, noch ein Markt, und dann zum Taipei 101. Das war eine Zeit lang das höchste Gebäude der Welt, und macht schon was her. Im 89 Stock gibt es eine Aussichtsplattform; und in Erdnähe eine Shopping Mall. Was ich offensichtlich nicht richtig gelesen habe bei der Tourbeschreibung: Die Aussichtsplattform ist nicht in der Tour inbegriffen. Wir bekommen eine Stunde für die Mall, und dann wäre wieder Treffen, damit uns James hilft mit U-Bahn heimzukommen. Ich verzichte auf die Hilfe, auf die Mall, und kaufe mir selber eine Karte für den Ausblick. Nachteil: der 101 ist im Osten der Altstadt, und so ist das meiste Interessante um 16:30 im deutlichen Gegenlicht.
Mittagspause im …… XiMen ViertelHier kommen Babies in Taiwan herLongShan TempelJamesHuldigung der Natur, und… kunstvolle SchnitzereienStrassenmarkt… und deren WarenAnflug auf 101Ich bin da.Wäre ich selber drauf gekommen?…es ist hoch …… und es gibt einen sehr schnellen AufzugObservation DeckShopping MallEin Ausgleichspendel – 625 Tonnen schwer.Hier sehr Ihr ganz Taipei – Gern geschehenAbenddämmerung
Aber auch hier das Fazit: Auch wenn die Tour nicht begeisterte, immerhin glaube ich jetzt, nicht allzu viel verpasst zu haben. Danach mache ich mich auf nach Neu-Taipeh, um einem Restaurant-Tipp von Claudia zu folgen.
Mittwochmorgen verlasse ich mein Hotel in Kyoto und mache mich auf den Weg zum Kansai International Airport, der die gut zu merkende Kennung KIX hat. Mittlerweile habe ich eine gewisse Routine mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Vorortzug nach Osaka und dann einen Airport-Bus vom Bahnhof Umeda. Durch den Erwerb einer Wagyu-Krokette gebe ich mein letztes japanisches Bargeld aus, den kläglichen Rest auf meiner Suica-Karte setze ich an einem Automaten für einen Sprudel ein. Der Flug dauert gute drei Stunden, dann bin ich in Taipeh. Hier ist es nochmal ein Stück wärmer und feuchter; Puh. Ich habe mich ins CitizenM Hotel eingebucht, eine Viertelstunde Laufentfernung zum Hauptbahnhof. Dort bekomme ich ein kleines Zimmer im 20 Stock, und hätte einen direkten Blick auf das Taipeh 101 Gebäude – wenn da nicht auf halber Strecke das Ich-Bin-Im-Weg 60 Gebäude stehen würde. Trotzdem ein cooler Ausblick. Bei CitizenM denke ich sofort an „M – eine Stadt jagt einen Mörder“, aber meine Zeit im Hotel bleibt ruhig. Da Hotel versucht möglichst modern zu sein, wir sind ja alle so coole travelling citizens. Das Zimmer lässt sich mittels des zur Verfügung gestellten iPads steuern, ich probiere am nächsten Morgen die Stimmung „Fokus“ aus, aber hab nach kurzer Zeit eher die Stimmung ‚genervt‘. Auf dem Bildschirm laufen psychedelische Muster, die Decke des Bades (mit einer lichtdurchlässigen Scheibe vom Rest vom Zimmer abgetrennt) zeigt welche Farbkombinationen sich mit modernen RGB LEDs erzeugen lassen.
Ich bekomme Hunger. Eigentlich gibt es viel in der Umgebung, aber die meisten Restaurants sind dann japanisch, koreanisch, amerikanisch oder sonstwas. Taiwanesisch und gut bewertet sind nicht so viele. Ich suche und finde Dong Yi Pork Chop Main Store, etwas versteckt im 2. Stock. Nix auf der Speisenkarte macht mich so richtig an, am Ende nehme ich etwas Chicken. Es kommen ein paar Stücke Huhn in einer Brühe, in der noch zwei Würfel schwimmen, die evtl. Blutwurst sein könnten. Es ist wahrlich chinesisch, die Hühnerteile mit Knochen, eher zu gewichtig um sie von den Stäbchen zu essen, aber halt auch suppennass. Immerhin habe ich noch ein paar frittierte Shrimps bestellt, die sind uneingeschränkt lecker. Ca. 60 Sekunden nachdem das Essen auf dem Tisch steht, kommt die Überraschung. Der Kellner fordert sofortige Barzahlung. Ooops. Ich mache ihm klar, dass ich kein Bargeld habe, und dass ich jetzt erst esse, und wir das dann klären. Nach dem Essen hinterlasse ich meinen Personalausweis als Pfand und hole im 7-11 gegenüber am Geldautomaten genügend Bargeld für die nächsten drei Tage (Spoiler: ich bleibe vier). Das Hotel liegt im HiFi/Audio-Viertel. Fast jeder zweite Laden verkauft teure Kopfhörer, teure Verstärker und noch teurere Lautsprecher. Ich schwitze mich zum Hotel zurück, und nutze die Happy Hour für zwei Cocktails. Dann verziehe ich mich in mein kühles Zimmer – eine Wohltat – und plane ein wenig. Für den nächsten Abend buche ich eine Food-Tour, damit ich an den restlichen Abenden weiß, was mir schmeckt. Da ich auch andere Touren gebucht habe, lasse ich den Donnerstag gechillt angehen. Also Ausschlafen, ein bisserl am Laptop machen, mittags einen kleinen Ausflug in das XiMen Viertel zum Essen (nicht begeistert, aber ok).
Hafen von OsakaIndustrie von OsakaNeubau in TaipehHotelzimmer mit Blicknur Blick
Treffpunkt für die Food-Tour ist 19:30 am Longshan Tempel, statt der avisierten Cyndi empfängt mich ein Vincent, und unsere Gruppe besteht nur aus vier Gästen. Los geht’s. War ’ne sinnvolle Idee. Alleine hätte ich nicht wirklich verstanden, was es genau ist, dass die ganzen Streetfood Stalls zu bieten haben. Als erstes gibt es einen Oyster-Pancake, eher eierlastig. Interessant, aber wird nicht mein Favorite. Zwischenzeitlich erzählt Vincent ein wenig, er ist in den USA geboren, sein chinesischer Vater kam zurück nach Taiwan, als man dort zum Aufbau der Halbleiterindustrie Fachkräfte suchte. Der Markt hier ist zwischen der alten Innenstadt und dem Fluss, und früher waren hier viele einfacher Arbeiter unterwegs. Die durften ihre Familien nicht mitbringen, aus Angst vor zu viel Aufmüpfigkeit, deshalb war das auch lange Zeit ein Rotlichtviertel. Roter Lichter gibt’s auch noch, aber sie blinken im Takt abwechselnd mit blauen und grünen. Was es aber noch gibt sind einige Massagesalons (ohne happy end), und ein paar DVD-Läden der eindeutigeren Art. Es geht weiter, zu einer dickflüssigen Suppe, gut gestärkt mit Tinten- und normalem Fisch. Auch die Suppe kommt nicht in die Top 10. Offensichtlich hat der Tourenveranstalter mit einigen Läden hier special Deals, vor einem Laden für Suppen-Dumplings bekommen wir fast im Vorbeilaufen ein Tablett mit vier Teigtaschen kredenzt. Da zwei unserer Gäste kein Schweinefleisch essen (Schade, eigentlich), bekommen Emily und ich jeweils zwei. Die Teigtaschen enthalten auch Brühe, und der Guide verrät den Trick: die erkaltete Brühe ist fest genug, dass man etwas davon mit in die Taschen packen kann, welche sich dann beim Garen wieder verflüssigt. Danach mal wieder ein Laden zum Hinsetzen. Es gibt Reis mit geschmortem Schweinefleisch, Kraut, Bambus-Sprossen, gebratener Tofu und ein hartgekochtes Entenei. Eher so meines, aber langsam stellt sich auch ein Sättigungsgefühl ein. Danach noch die Mutprobe: Stinky Tofu. Seinen Namen hat der fermentierte Bohnenkuchen redlich verdient. Er stinkt nicht nur am Tisch hinter dem Verkäufer, sondern strahlt auch auf die Stände daneben aus. Dennoch, probiert muss er werden, denke ich mir. Interessant, deutliche Ammoniak-Noten. Wir haben die gebratene Variante bekommen, da verfliegt schon ein Teil der etherischen Öle, und das finde ich nicht schlecht. Auch das werde ich mir nicht selber bestellen, aber gut es mal probiert zu haben. Noch ein kurzer Ausflug in die auch in Taiwan allgegenwärtigen Convenience Stores. Hier ist mir eine Packung Erdnussflips in Erinnerung geblieben, deren Namen übersetzt so viel wie ‚benimm Dich‘ bedeutet. Die manchmal etwas abergläubischen Chinesen essen sie nicht nur, sondern verwenden auch die vollen Packungen um die ‚Maschinengötter‘ zu besänftigen. Offensichtlich liegt gerne auch auf High-Tech-Maschinen eine Packung davon, damit sich die Maschine benimmt. Tatsächlich liegt in unserem Tourbus am nächsten Tag eine offensichtlich nicht zum Verzehr gedachte Packung ‚Benimm Dich‘ in der Gepäckablage. Es hat wohl schon öfters unter Gepäck gelitten, das Gebäck. Mein Abschluss ist dann noch ein frittierter Fischteig am Stiel, die anderen bekommen noch einen Ice-Cream Burrito, auf den ich verzichte. Fazit: Interessant, aber taiwanesisches Essen wird nicht meine Lieblingsküche. Wobei – wegen der bewegten Geschichte gibt es in Taiwan Flüchtlinge aus ganz China, die jeweils ihre eigenen Gerichte mitgebracht haben. Wahrscheinlich muss man nur die Ecke mit den Geflüchteten aus der Provinz Sichuan finden, und alles ist wieder gut.
Dong Yi Pork Chopbe preparedsollten Katzen in der Nähe eines chinesischen Kochs so ruhig sein?Taiwan vs. Japan VibeXiMen Viertel… gut besuchtSuppe DumplingsPork, Rice, Kohl, Bambus, TofuEher Köder als Waregroßes Angebot …… an allem möglicheFischteig„Benimm Dich“Nachtmarkt für Food-Tour
Eigentlich versuche ich ja immer, meine Eindrücke in einem Zusammenhang mit einer Erzählung zu schildern. Aber teilweise wird das schwierig, weil es nicht so richtig in den Fluss passt. Vielleicht andere Geschichten drum herum? Ich hatte ein paar Ideen:
[…] Ich sprinte über die Straße, das schwarze Auto mit den Gangster ist mir auf den Fersen. Aus dem Fenster auf der Beifahrerseite lehnt sich ein fieser Typ mit einer Pistole raus. Er schießt, doch ich kann ausweichen und die Kugeln schlage in die bunte japanische Werbung ein, bunter Glitzer staubt umher. Noch ein Schuss – das war der Sechste; die Pistole muss leer sein. Mit quietschenden Reifen versucht er mich zu überfahren. Ich schlage einen Haken in eine kleine Gasse. Ich bin gerettet: auch diese Gasse ist ganz typisch japanisch markiert, mit Markierungen in der Mitte für Autos, und fein säuberlich an den Seiten abgetrennt der Bereich für Fußgänger. Hier bin ich sicher, denn da kann das Auto nicht hin. Ich grinse die Gangster an, wie ein Kater der gerade außer Reichweite des angeketteten Hundes ist […]
Oder:
[…] fast magisch fühlten sie sich zueinander hingezogen, er spürte ihr Verlangen förmlich, ihre beiden Körper bebten vor Erwartung. Er hielt sie fest in seinen Armen, sie nie wieder loslassen wollend, fast so wie der freundliche Japan Rail Angestellte forderte, dass man auf der Rolltreppe seinen Koffer festhält, indem er extra mit einem Schild neben der Rolltreppe stand, obwohl schon mehrere Aufkleber dazu ermahnten […]
Ich weiß ja nicht – ein Versuch war’s wert. Ich schreibe übrigens gänzlich ohne künstliche Intelligenz, alles mit natürlicher Einfältigkeit. Deshalb vielleicht doch ein paar Eindrücke die eher so im Raum stehen.
Die Gasse: hier würden keine zwei Autos aneinander vorbeipassen, in Europa würde man erwarten, dass sich hier die Verkehrsteilnehmen irgendwie sortieren; in Japan mit ihrer Höflichkeit sollte das noch besser funktionieren. Aber nein, akribisch genau sind Bereiche markiert, mit bepfeilten Richtungsspuren für Fahrräder und Fußgänger neben der Autospur. Auch die T-Einmündung ist extra markiert.
Diese Widersprüchlichkeit (einfache Arbeiten): für alles gibt es Automaten: Getränke, Essen, Fahrkarten, zum Einchecken ins Hotel. In Deutschland wäre das der Versuch, möglichst komplett auf Personal zu verzichten. In Japan scheint das nicht so zu sein, für viele Aufgaben scheint es Personal im Überfluss zu geben. In Kanazawa steht wirklich ein uniformierter Herr neben der Rolltreppe, der ein tischtennis-paddel-großes Schild in der Hand hält, welches einen ermahnt seinen Koffer auf der Rolltreppe fest zu halten. Das, on top of den ganzen Aufklebern und Ansagen vom Band die ständig laufen. Neben vielen der Automaten steht dann ein freundlicher Japaner, der einem hilft, ihn zu bedienen. Bei einem Shuttle-Bus auf der Expo sind an der Haltestelle drei Menschen damit beschäftigt, Flatterbänder zwischen dem Bus und dem einem Meter entfernten Tor zu halten, vor einer Tiefgaragen-Ausfahrt ist ein uniformierter alter Mann, der ausfahrende Autos daran hindert, Fußgänger zu überfahren, dafür aber den Autofahrern auch bedeutet, wann es sicher ist, zu fahren (keine unübersichtliche Stelle).
Was für ein Job
Diese Widersprüchlichkeit (Stadtbild): In vielen Bereichen machen die Japaner ein großes Aufheben wegen der Ästhetik. Gärten, mit der Nagelschere gepflegt. Menschliche Geräusche auf der Toilette von einem Rauschendem-Bach-Tonband übertönt. Dann geht man durch die Straßen und sieht ein hässliches, zusammengewürfeltes Stadtbild mit primitiver, offenliegener Installation. Elektrische Freileitungen für die Stromversorgung, wild an die Fassaden gedübelte Klimageräte, Gasinstallation und -zähler offen, oder gleich einzelne Gasflaschen neben der Tür, und alles offenverlegt. Als Ingenieur – ich würd‘ mich schämen.
Hochstrassen, Hochbahnen
Verschwenderischer Luxus: Diese Toiletten: ständig beheizte Klobrille, und die aufwändige Waschfunktionen: wash rear / wasch front (women) mit einstellbarem Druck, einstellbarer Temperatur, Oszillation-Massage-Funktion. Der Spiegel im Bad ist in der Mitte beheizt; so bleibt selbst mit viel Duschdampf die Mitte beschlag-frei. Klar – er ist beheizt. Gerade in den Hotels wo ich war (ok, nicht die billigsten) gibt es jeglichen erdenklichen Schnickschnack, alles einzeln in Plastik verpackt – oder danach halt wieder gewaschen. Pantoffeln, Zahnbürste, usw…
Shinkansen: Japan ist berühmt für seine Shinkansen-Züge. Schnell, modern, immer pünktlich. Ja schnell und pünktlich sind sie. Modern wirken sie gerade innen nicht mehr, sehr altbacken, mit eher kleinen Fenstern. Allerdings: offensichtlich sind alle Sitz(bänke) drehbar, so dass sie immer in Fahrtrichtung stehen. „Shinkansen“ bedeutet ‚Neue Hauptlinie‘ und ist eigentlich der Name für das ab 1964 neu aufgebaute Schienennetz in internationaler Normalspur statt der sonst in Japan üblichen Schmalspur. Um eine Relativierung zur deutschen Bahn vorzunehmen: Shinkansen sind auf ihren Schienen alleine, da kommt kein Vorortzug in die Quere. Die Pünktlichkeitsstatistik rechnet übrigens ‚force majeure‘-Ereignisse wie Starkregen und Schnee raus. Die Fensterplätze haben übrigens eine Nachteil: An jedem Fenster ist ein völlig nutzloses ca. 5cm breites Fensterbrett, was einem genau in den Oberarm drückt, wenn man kein schmales japanisches Krisperl ist.
Dieses Fensterbrett
Höflichkeit: gefühlt sind die Japaner nicht mehr so höflich, wie ihnen nachgesagt wird. Ja, der Schaffner dreht sich beim Verlassen des Wagens um und verbeugt sich, aber es wirkt nicht mehr ernst – kurz gedreht, genickt, wahrscheinlich denkt er sich: „Ihr Kack-Touristen, Ihr könnt das ja eh nicht schätzen“. Freundliches Zunicken fasst es gut zusammen.
Platzmangel: Für großen Platz ist Japan eh nicht bekannt, und der wenige Platz ist dann noch voll mit allen möglichen Krempel – das gilt für Badezimmer in Hotels, die offene Küche im Restaurant, der Thekenplatz im Restaurant…
Mode: mir ist die ‚extravagante‘ Mode aufgefallen, vieles wirkt altmodisch, puppenhaft, so ganz anders. Aber nach etwas Überlegung: vielleicht ist es einfach nur, weil man es nicht gewohnt ist, und Europa ist genauso modisch unterwegs; es ist halt einfach nur gewohnter.
Falsches Englisch: Englisch ist ja modern, international. In Japan wird es auch gerne mal eingesetzt, aber da hat kein native Speaker oder Kenner der Grammatik drübergeschaut. Dann kommt so etwas träumerisches raus wie ein T-Shirt mit „Never stop to dream“
Warnung: Warnschilder gibt es in Japan überall. Hier ein paar Exemplare
…lieber nebenan
Zusammenhanglose Fotos:
Gut organisiertInstallationsskizze der Rohre unter der Straßewitzige AutoformAnhängerklar feiern wir bald Halloween
Auf Empfehlung von Bine und Ebi habe ich an meinem letzten Abend in Japan im Kuzushi Kotowari reserviert. Kaiseki-Style, also eine feine Menüfolge von erlesenen Speisen. Der Koch hat auch jeweils erklärt, was es war; ich konnte es mir nicht merken. Anfangs saß ich neben einem Paar aus Dänemark, die aber schon länger da waren als ich. Danach hat sich Mitsuki neben mir um meine Aufmerksamkeit bemüht. Scheinbar ein ‚Freund des Hauses‘, und es gesellten sich noch weitere dazu, einschließlich eines kleinen Jungen der auf der Theke angefangen hat, seine Lego zu bauen. Irgendwann war ich die letzte Langnase, und der Rest hat mit dem Koch Geburtstag gefeiert. Das wurde dann noch richtig lustig.
mit TintenfischAal, Sushi und Lachskaviar (im bunten)Fisch in SuppeGeräucheter Bonitomit Wagyuglibberig und leckerleckerer SakeNigiri mit gebratener GänseleberMisosuppe, Reis und FischKürbispudding (Foto vorher vergessen)Zum Nachtisch nochmal die Gänseleber bestelltDie SpeisenfolgeDäninFreunde kamenDas Restaurant-TeamMitsuki empfielt: ZakuFamilie?Abschluss-SelfieDie Gesellschaft
„Wollt Ihr den totalen Tourismus?“ brüllt die Industrie. „Nein, Nein, Nein!“ brüllen Millionen von Touristen (jedenfalls ich). „Was wollt Ihr dann?“ „Sehenswürdigkeiten von Weltrang, in einer ganz individuellen Erfahrung nur für mich!“ brülle ich, und Millionen andere Touristen. Merkste selber, gell?
Nach dem Kochkurs gestern wäre eigentlich genug Zeit gewesen, noch den Kiyomizu-dera Tempel anzusehen, er wäre auch gar nicht so weit weg von der Küche gewesen. Stattdessen bin ich etwas durch die Stadt gelaufen, hab mir ’ne Jeans gekauft, und ein paar Souvenirs, bevor ich dann ins Hotel gegangen bin. So wird das nix. Also habe ich noch die „Perfect Kyoto Tour“ gebucht, mit allen (?) Weltkulturerbestätten Kyotos an einem Tag (es ist ja mein letzter in Japan). Genauso wie es klingt, so ist es auch gekommen.
Treffpunkt ist 7:50 am Bahnhof, an Tully’s Coffee. Ein Japaner läuft mit einer „Japan Panoramic Tours“ Fahne umher und betreut ca. 200 Touristen. Er verweist sie an mindestens sechs Tourguides ohne Fahne (noch), die dann den Namen auf einer Liste suchen, mir einen rosafarbenen Aufkleber geben, und mich in eine Schlange mit anderen Leuten stellen, die auch einen rosafarbenen Aufkleber haben. Um 8:00 ruft Den Ihre Schäfchen zu sich. Den heißt eigentlich länger, kommt aus Myanmar, kann eigentlich ganz gut Englisch, aber trotzdem ist sie über den Lautsprecher im Bus nicht besonders gut zu verstehen. Ab und zu wird noch eine sonore Frauenstimme vom Band eingespielt, die hätte ich auch als Audioguide auf Deutsch haben können. Den kündigt die nächste Sehenswürdigkeit jeweils an, erzählt etwas zur Geschichte, zeigt einen Lageplan mit Route, Treffpunkt, und Fallback-Szenario, legt dann eine späteste Uhrzeit für’s Treffen am Bus fest (auf einer Klapptafel angezeigt, dass man es nicht akustisch verstehen muss), und dann geht’s los. Die Sehenswürdigkeiten dann unten im Einzelnen, mit professioneller Erklärung für Interessierte und meinen Bildern für (daran) Interessierte. Wenn Euch beides Wurscht ist, well…
Das Programm ist straff, hätte ich niemals alleine geschafft, nicht nur wegen Disziplinlosigkeit. Die Zeit pro Tempel erlaubt einen Spaziergang jeweils durch, aber es wäre keine Zeit alle Info-Tafeln zu lesen, sich auch ein paar der Nebengebäude anzusehen, oder viele nette Detailsfotos zu machen.
Zwischen Parkplatz und Tempel jeweils die üblichen Läden: Essen, Souvenirs und nutzloser Tand (aber sehr kunstvoll gearbeitet). Es schieben sich MASSEN an Touristen durch die Anlagen, alle sind von den anderen Touristen genervt, und alle wissen, dass sie gerade ein Teil des Problems sind, und nicht ein Teil der Lösung. „Alle“ wurde auf der Basis einer Stichprobe von drei Mitfahrern ermittelt.
Der Plandreistöckige PagodeSiehe * untenWunsch/Glücksbrunnenvlnr: Langlebigkeit, Liebe, Erfolg. Choose wisely
*Hingabe 1. Oktober 2025 Wunsch: den ganzen Tag jeden Tag. Bleiben Sie gesund und leben Sie lange. Ich hoffe, dass du es kannst. Antragsteller Ryosho Yamada
…should…Massen von Touristen……und BambusbäumenKimono Photo-ShootSchwammerl mit FlöteStairway to …Wer den Prinzen küsst, verwandelt sich in einen FroschDer Tempel selbstZen-Garten
Vorteil hier: Der eigentlich Tempel ist eher unzugänglich auf einer Insel in einem künstlichen See, solange man es an die Seekante schafft, bekommt man touristenfreie Fotos.
I get by with a little helpPlötzlicher Wetterumschwung
Die Massen, die MassenDen gibt den Plan bekanntWünscheMehr PhotoshootingsLucky PinestumpFüchse sind GötterbotenGreetings from Japan
Am Ende noch zum Hauptbahnhof, der einen Skywalk mit Aussichtsplatform hat
Vom Skywalk der Kyoto Station
Fazit
Ja, genau die Art Tourismus die ich nicht mag. Aber die ganzen Dinger auszulassen wäre ja auch keine Option gewesen, und selbst wenn ich sie alle auf eigene Faust erkundet hätte, die ganzen anderen Touristen wären trotzdem da gewesen. Und irgendwie ist es auch ein kleiner innerer Ablass dafür, dass ich mich in Japan schon zu oft hab treiben lassen, und eher durch die Straßen gestromert bin statt kulturell wertvolles zu besichtigen.
In Kyoto habe ich endlich einen Kochkurs gebucht – das hat sich auf meiner langen Asienreise bewährt. Es werden viele Kurse mit Sushi-Rollen angeboten, aber das ‚kann‘ ich schon, und wollte mal ein paar andere Sachen probieren. Der in Kyoto bietet Ramen, Gyoza und Onigiri an. Wir sind zehn Teilnehmer, jeder an einer extra Station, es kümmern sich drei Leute um uns. Alles ist akribisch geplant, angeordnet und getaktet. So ist das Wasser für die Ramen-Brühe separat in kleinen Messbechern auf dem Tisch, schon mit präzise 170ml Wasser gefüllt, und etwas Klarsichtfolie abgedeckt. Die Anleitung richtet sich an eher unerfahrene Köche, dafür: no cook left behind. Die größte Herausforderung bleibt das Gyoza falten. Witzig: man bekommt einen Plastikhandschuh, um die Hackfleischmischung für die Gyoza zu kneten, aber nimmt sie fünf Minuten später mit nackten Finger aus der Schüssel, um sie in die Teigblätter zu geben. Etwas viel wurde auch schon vor-vorbereitet. So hätte ich es spannend gefunden, wie genau sie den klebrigen Reis für die Onigiri machen, und auch der gesamte Inhalt der Ramen Schüssel ist fertig vorbereitet (gut, Nudeln nach Anleitung weich machen, hartgekochtes Ei, Mais, Sprossen, Frühlingszwiebeln und ein paar Scheiben Huhn (im Rezept: „Toppings of your choice“) bekommt man auch so hin). Also anyway, ein vergnüglicher Mittag, und gut gegessen danach auch.
SchulungsraumRamen-BrüheMuster-GyozaChris-GyozaRamenDazu ein Matcha IPAder stolze Koch
Mein Zwischenfazit und gleichzeitig das Gewinnspiel – Japanisch überzeugend nachzukochen ist schwieriger als das restliche asiatische Essen von meiner Reise vor 12 Jahren ( Zum Beispiel https://torfprogramm.de/2014/04/26/ein-kulinarischer-abschied-von-indonesien/ ). Viel davon erfordert besondere Geräte (wie die heiße Teppan Stahlplatte oder der kleine Tischgrill), und viel der Exotik kommt einfach aus besonderen Zutaten. Wenn man nach Rezepte googelt, ist dort zB „Okonomiyaki Mayonnaise“ gefordert, also kauft man eigentlich die ganze Exotik in den Zutaten. Dennoch: ich probiere ein paar einfache japanische Speisen, wenn Du probieren willst, schicke einfach ein Mail an gewinnspiel@torfprogramm.de, und ich mache eine Verlosung. Einsendeschluss ist der 27.10, 23:59 deutscher Zeit. (Regeln siehe unten)
Am Abend dann…
Das mit dem Kobe Rind hat mir keine Ruhe gelassen, auch wollte ich es einmal als Steak probieren, nicht als diese DIY-Scheibchen. Google spuckt Hibachi Kobe Beef Teppanyaki – Kyoto Station aus. Also gut, YOLO, probieren wir das einmal. Als ich noch etwas zögernd vor der Karte stehe, kommt eine freundliche Japanerin heraus – gerade sind sie voll, aber in 20 Minuten könnte ich gerne kommen. Es gibt standardmäßig ein Menu: Appetizer, Omelett mit Kobe Rind, Seafood Teppanyaki, Kobe Steak mit Gemüse, und dazu noch etwas Reis, danach ein Dessert. Preis steht keiner dabei. Der kommt dann auf der nächsten Seite, gestaffelt nach welchem Stück des Rindes und wie viel Gramm. Man kann auch x Gramm von einem Stück nehmen, und y Gramm von einem anderen. Über die Preise insgesamt breiten wir mal eine Deckmäntelchen des Schweigens, aber ich habe noch nie alleine für so viel Geld gegessen. Ich habe einen Platz an der Theke, direkt vor dem Teppanyaki-Koch. Das ganze Essen ist vorzüglich, und besonders das Fleisch. Ich muss allerdings gestehen, dass ich den Preis-Sprung von den Qualitäten des Vorabends auf ‚echtes‘ Kobe-Rind nicht wirklich verhältnismäßig finde, da zahlt man wohl auch für den Namen, wie bei Crémant Methode Champenoise auf echten Champagner.
Witzig ist meine Bedienung, es ist ihr erster Tag. Sie liest die vorher sicher mühsam einstudierten Sätze von einem Smartphone ab. Witzig wird das bei den Vorspeisen, einem Teller mit einem verbogenen Löffel mit Melone-Schinken-Käse, einen mit goldfarbenem Zahnstocher aufgespießten Turm und etwas Thunfisch zwischen zwei Stück Gebäck. Sie erklärt die Speisen, und deutet dann auf den Löffel, und warnt mich mehrmals eindringlich „be careful with the skewer“. Ich hätte die Warnung, den Zahnstocher nicht mitzuessen eventuell gar nicht gebraucht, deshalb vergewissere ich mich. Aber sie lässt sich nicht beirren, deutet wieder auf den Löffel, und wiederholt careful – do not eat. Ich esse den Inhalt des Löffels besonders vorsichtig, aber da versteckt sich nichts hartes drin. Ich verschone sie mit den bei mir üblichen Wortwitzen.
Hibachi Kobe Beef TeppanyakiMit ZertifikatVorspeise – den Spieß NICHT essen!OmelettSeafood Teppanyaki (Garlic Shrimp)Der KochNachtischSakeSehr leckerAbschied mit Personal
Ich bin einer der letzten Gäste, so unterhalte ich mich noch mit dem Personal, die alle noch ein wenig mit dem Englisch hadern. Es gibt vier Sake-Marken, eine davon heißt Subaru, mein Witz warum sie kein Toyota oder Honda haben, verpufft. Offensichtlich gibt es das Restaurant erst seit einem Monat – so kann ich noch ein paar Tipps loswerden: Einige der Zutaten, die der sehr sichtbare Teppanyaki-Koch verwendet, sind in billigen Plastikflaschen – ich empfehle Glas, Keramik oder Edelstahl. Außerdem versuche ich ihnen zu vermitteln, wie enttäuscht ich gewesen wäre, wenn ich ein Glas Rotwein bestellt hätte, und es wäre ein eiskalter Tropfen gekommen (ich hab’s geahnt, und bin bei Bier geblieben).
Fazit: Gut, dass ich’s probiert habe, es hätte mir sonst eh keine Ruhe gelassen, aber gutes, ’normales‘ Wagyu tut’s für mich auch – und auch ein gutes argentinisches Rindersteak, auch wenn das nicht mehr direkt vergleichbar ist.
Teilnahmebedingungen:
– Teilnahmeschluss ist der 27.10. 23:59 – Ausgelost werden drei Teilnehmer, die jeweils mit Begleitung zum Essen eingeladen sind. – Erfüllungsort und -zeit: München, Herbst/Winter 2025. – Nur eine Mail pro Teilnehmer kommt zur Auslosung. Falls zwei Personen gewinnen, die sich gegenseitig als Begleitung wählen würden, gibt es Nachrücker. – Auslosung unter unabhängiger Aufsicht – Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
So much to eat, so little time. Ich schwör’s, ich könnte einen Japanurlaub nur aus Restaurantbesuchen machen. Schade, dass sich Essen, anders als zB Erinnerungen und nette Fotos auf den Körper auswirken.
Von Bine und Ebi habe ich für Kyoto eine Restaurant-Empfehlung bekommen – scheinbar wirklich exzellent. Ob es mit Kobe-Steak wäre? Nein, Kaiseki Style. Das sind dann ungefähr 20 Teller wo man bei jedem denkt – das kann doch nicht alles gewesen sein; und am Ende doch aus dem Restaurant rollt. Gut, das ist jetzt für die letzte Nacht gebucht, also muss ich sehen, dass ich noch einmal so ein Kobe-Steak bekomme. Meine Erwartungshaltung dafür: Mindestens 100€, nur für ein Steak, und das auch homöopathisch von der Größe. Als ich in Osaka ankommen, sehe ich mir die Restaurants in Nähe an. Einige bieten so etwas (ähnliches) offensichtlich an. Meine Wahl fällt auf das 焼肉・ホルモン 家蔵一平 – gute Bewertungen, vertrauenserweckende Fotos von fein marmoriertem Fleisch an der Tafel vor der Tür, und ein stilisierter Stierkopf über der Tür. Nur Mut, denke ich mir. Jeder Gast hat seinen kleinen Tischgrill; ich habe mich doch gegen Do-it-Yourself Essen ausgesprochen. „It’s easy, meint die freundlich lächelnde Bedienung“; Konsequenz ist Glücksache. Die Preise sind gar nicht so schockierend. 4.500 ¥ für die teuerste Platte „assorted 3 kinds of special selection“, das sind grob 27€. YOLO denke ich mir (für die älteren: You only live once). Her damit. Schuhe hat man an Tür gelassen, es hat ca. 30cm hohe Tische über den Tatami-Matten. Damit das auch ältere Leute mit Knieproblemen schaffen, ist unter dem Tisch aber ein Loch, deshalb sitzt man nicht im Schneidersitz, sondern einfach auf der Kante der Tatamimatte am Loch. Die Platte kommt. Was da an Rind drauf liegt, hat NICHTS mit einem Steak von der Theke bei Vinzenz Murr zu tun. Superdünne Scheiben, vielleicht 5mm dick. Das Fleisch liegt auf einem kleinen Reisig-Bündel. Der Bedienerich meint: „one minute, one minute, finished“. Mir fällt auf, dass ich NUR Fleisch habe, keine Pommes dazu. Ich bestelle noch ein paar „Sides“: Gesalzenes Kraut, Zwiebel, und etwas „Chorizo (spicy sausage)“. Als die kommt, muss ich laut lachen, der Bedienerich schaut mich verwirrt an – wenn Ihr das Foto seht, lacht Ihr auch. Wenn es einen Hüter der Produktmarke „Chorizo“ gab, der dreht sich jetzt mit 5000 Umdrehungen im Grab. Der Bedienerich erklärt zu dem Fleisch „Kobe“, aber ich bin a bisserl skeptisch.* Aber Kobe-Rind ist auch nur die Rasse Wagyu aus dem Gebiet D.O.C. Zu dem Fleisch gibt es zwei Tunke-Saucen, eine davon etwas schärfer.
焼肉・ホルモン 家蔵一平Chorizo – seriously?fein marmoriertDie große Platte
Doch nun der Versuch einer einordnenden Schilderung. Man hatte mich gewarnt: „Wenn Du ein Kobe-Steak isst, bist Du für normales Steak komplett versaut“. Jein. Es ist unglaublich lecker, keine Frage. Aber es ist kein Steak. Es sind klitzekleine Scheiben, die man auch gut auf einem Raclette-Grill machen könnte. Sie bestehen gefühlt so zu 60% aus Fett, also lauter Geschmacksträger (Ich muss dabei immer dran denken, was ich für ein krasser Geschmacksträger bin), was ein wenig zu kurz kommt ist das Hämoglobin, also letzten Endes Blut. (Ich habe mal in einer Sendung über veganes Fleisch gehört, dass es tatsächlich der Hämoglobin-Geschmack ist, was darüber entscheidet, ob eine Wurst aus Erbsen und Chemie als Fleischersatz akzeptiert wird). Am Ende wird mich der Abend ca. 45€ kosten, eigentlich sehr akzeptabel. Und ich musste es selbst grillen – vielleicht habe ich alles versaut, und es hätte ganz anders zubereitet gehört. Anyway, das probiere ich nochmal…
…nämlich am nächsten Abend in Kyoto, im Restaurant Yamadaruma, direkt neben dem Hotel. Hier kostet der „most popular plate“ ¥ 2.980, also ca. 18€. Dass in der Karte auch „about for 2 Persons“ steht, ignoriere ich geflissentlich. Auch hier bestelle ich Kraut und etwas Zwiebel dazu, und ein Glas Rotwein. Rotwein in Japan: don’t do it. Er kommt eiskalt. Dass ich ihn ein wenig neben dem Tischgrill auftauen lasse, tut ihm aber auch nicht unbedingt gut. Kein Rotwein mehr in Japan. Hier empfiehlt der Maître, das bessere Fleisch von den fünf verschiedenen Cuts ähnlich wie Sushi, mit Soja und Wasabi, zu genießen. Da ich hier einen Thekenplatz habe, kann ich mich gegen Ende mit dem Chefkoch etwas unterhalten. (Mehr etwas als unterhalten). „Kobe?“ frage ich. Nein, wehrt er ab, mit einem Blick der zu dem Gedanken passen würde ‚Bist Du behämmert, das würde sonst doppelt so viel kosten‘, das ist Miyazaki. Was denn das Gesamtfleischgewicht des Ensembles wäre? Er zückt den Taschenrechner, 210 Gramm (gedacht für zwei, ein Schelm wer meine Mengen daheim kennt). Ich hab‘ dann mal Miyazaki gegoogelt, hauptsächlich um die Schreibweise zu bestätigen. Von einem Händler in Deutschland 400-540€ pro kg im Versand für eine Qualität A5+. Also entweder ist das Fleisch in Japan im Vergleich wirklich spottbillig, oder die servieren hier in den Spelunken nur das billige Zeug, was sich nicht für den Export eignet. Und um ehrlich zu sein: das Yamadaruma ist wirklich spelunkig, mit seinen laminierten Karten und… seht die Fotos. Am Ende meinte ein Australier neben mir noch, dass ich unbedingt diesen einen Sake probieren müsste – hilft ja nix.
Spelunke?Sake – im Glas UND in der SchachtelDie Platte
Fazit: Lust auf Steak á la Chris ist nicht vergangen; das ist einfach was ganz anderes. Aber hier in Japan sollte man auf alle Fälle mehrmals davon probieren. So much to eat so little time.
*Anmerkung 2 Tage später: no fucking way war das echtes Kobe Rind. a) nur ca. 0,3% der geschlachteten Wagyu Rinder sind „Kobe“ Rinder, und b) aus einem echten Kobe-Rinder-Restaurant geht man nicht nur mit 45€ weniger raus – für Dich getestet.
Ich habe es doch noch auf die Expo geschafft. Eine ‚Tour‘ mit Get-your-guide, hier ist Ihre Eintrittskarte, wir treffen uns dann im Innenraum – nicht. Danke Doro für den Tipp. Die Expo 2025 ist ein Moloch. Und wenn bei dem Titel an eine kleine Natter im Regenwald gedacht hat – nein. Regen und Ansteh-Schlangen werden meine Erinnerung der Expo beherrschen. Die Wettervorhersage war eher unstet, und kurz vor der Expo war der Bericht nur von weniger als ein Millimeter; ich entschied also keinen Schirm zu kaufen. Fehler. Man kommt mit der U-Bahn an der Station Yumeshima an. Daneben ist die World Expo East Gate. Auf meiner Karte steht aber West Gate. Es gibt einen Bus, statt 2 km läuft man dann nur noch 800m, im fröhlichen Schlangenlinien um die Crowd-Control-Wellenbrecher zu dem Pferch für „Reservation 11:00“. Es nieselt ein wenig. Insgesamt brauche ich vom Ausgang der U-Bahn bis auf das Gelände 45 Minuten, aber tatsächlich, um 11:00 bin ich drin. Menschenmassen. Der Zutritt zu den einzelnen Pavillons erfolgt entweder durch eine Verlosung (über die Kennung mit der ich KEIN Ticket bekommen habe), oder durch lange Schlangen bei den beliebteren Pavillons. Ziemlich am Anfang sehe ich einen „The Baltics – Latvia and Lithuania“, mit vertretbarer Schlange davor. Da es mir dort gut gefallen hat, und ich wissen möchte, warum in der Gruppe Estland fehlt, stelle ich mich 10 Minuten an, und betrete dann den Pavillon.
Das Dokument!Aus der U-BahnWesteingangSelfieKunstUnter dem Grand RingPavillon der baltischen Staaten
Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich erwartet habe. Wichtigste Ausstellungsstücke sind getrocknete Pflanzen in großen hinterleuchteten Kacheln. Kernaussage: Wir kennen die Heilkräfte der Natur. Es gibt eine große, grüne, kalte Wand, auf der man eine Nachricht mit dem Finger schreiben kann. Wie so vieles – ach, auf dieser Welt – ist das, was man dort schreibt, vergänglich, und ist das nicht ein schönes Bild für unsere Welt? (Das nächste Mal, denke ich mir, hätte ich einen Wachsmalstift mitgenommen, wollen wir doch mal sehen wir vergänglich meine Botschaft dann ist!) Am Ende ist da noch ein Bereich mit mehreren Touch-Screens, baltische Produkte stellen sich vor, am Ende gibt es einen QR-Code, wo man sich näher informieren kann. Ich hab’s ausprobiert, mal sehen, ob mir jetzt ein Massivholz-Hocker der Firma Nordi angeboten wird, im „weareone.shop“. Nebenbei noch die üblichen Aussagen zu Nachhaltigkeit, informier‘ Dich hier, informier‘ Dich dort. Viele Besucher haben einen „Expo-Pass“, und drücken sich den Stempel der baltischen Staaten (ohne Estland), in diesen Pass. Ich frage eine der durchaus baltisch aussehenden Damen nach Estland – Nee, die wollten nicht. Ich schicke mich an zu gehen, aber draußen schüttet es mittlerweile. Ich informiere mich noch ein wenig über Hocker aus Massivholz, auch wenn dann die anderen länger im Regen warten müssen.
Nach 10 Minuten probiere ich es aus – vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, sondern sieht nur so aus? Nach 40 Meter flüchte ich unter einen Schirm, ergattere einen Platz auf einer trockenen Holzbank. Hier warte ich die nächste Stunde. Als der Regen etwas nachlässt, nehme ich die Rolltreppen auf den „Grand Ring“, ein beeindruckendes, ringförmiges Bauwerk aus Massivholz um das Gelände, ca. 20 Meter hoch. Von da oben hat es bestimmt einen tollen Blick auf die Expo, und auch auf die Umgebung. Von den 360° schaffe ich ca. 15°, dann beginnt es wieder zu regnen. Der nächste Abgang ist in weiteren 15°. Blöd. Bis ich dort ankomme, bin ich ziemlich pitsch-nass, und verbringe die nächsten 45 Minuten unter dem Ring. Sowohl für einen Foodtruck als auch den nächsten Pavillon müsste man sich anstellen – im Regen. Meine Begeisterung schwindet so langsam – maybe I should have taken „no“ for an answer, damals am 4. Oktober. Als der Regen dann aufhört, ist es 14:30. Ich wandere noch ein wenig über das Geländer. Es hat hier mehr Schlangen als in einem durchschnittlichen Reptilienhaus. Man steht an, um in Pavillons zu kommen, man steht an, um Essen zu bekommen, man steht an, um ein Selfie vor dem Maskottchen zu machen, man steht an, um Flüssigkeit zu bekommen, und auch um sie loszuwerden. Teilweise steht man an, um ich irgendwoanders anstellen zu können. Nach einer halben Stunde anstehen bekomme ich etwas zu Essen, und ich beschließe, bald einen würdigen Abgang zu machen.
Regenpause„Grand Ring“Übersicht
Ich komme noch in den Pavillon „Common A“ – ein Sammelsurium an verschiedenen Ländern, die sich keinen eigenen Pavillon leisten wollten. Ohne mir erkennbare Ordnung finden sich hier zB Yemen, Uganda, „The Kingdom of Eswatini“ (hättet Ihr’s gekannt?), Ghana, North Macedonia, Guinea Bissau, Kyrgyzstan, Grenada, Kenya, Comoros, Samoa, Suriname, Sri Lanka, Seychelles, Saint Kitts & Nevis, Bolivia, und…. Vielleicht stellen hier auch die Pinguine aus, auf deren Produkte Trump auch einen Zoll erhoben hat? Die Stände hier sind ähnlich. Ein paar kunsthandwerkliche Produkte, ein paar Bildschirme die wohl dazu animieren sollen, dort Urlaub zu machen, ein bissel Info über Nachhaltigkeit. Die Sinnfrage kommt mir wieder – Was ist das Zielpublikum, was ist der Zweck? Werden hier in Hinterzimmer Millionendeals zum Investment in Eswatini angebahnt? Soll mich das freundliche Bild des Königs von Eswatini dazu animieren, dort mal in Urlaub hinzufahren? (NB: Ich hatte noch nie von Eswatini gehört – hätte es als kleine Enklave in Südafrika geschätzt, wie zB Swasiland. Eben auf Wikipedia geschaut, bis 2018 WAR es Swasiland – vielleicht bleibt es mir genug in Erinnerung, dass ich da tatsächlich mal hinfahre) Die Pass-Stempler kommen in der Halle jedenfalls voll auf ihre Kosten.
Eine der SammelsuriumshallenGhana?Kingdom of EswatiniKing of EswatiniKunsthandwerkVisit the Solomon IslandsThis is BoliviaStempel im Pass
Ich schaue noch kurz an andere Pavillons, überall lange Schlangen, die Japaner haben sich wie Profis darauf eingestellt. Es gibt hier so Falthocker, zusammengelegt groß wie eine Tellermine, damit wird der Amateur-Schlangen-Steher zum Profi-Schlangen-Hocker. Leider habe ich im Innenraum weder Regenschirme noch Hocker zum Kauf gesehen. Gegen 16:30 gebe ich auf – ich war da, das war gut, ich bin froh zu wissen, dass ich nix verpasst hätte, wäre ich nicht dort gewesen. Auf nach Kyoto.
Profi-Schlangen-HockerEast GateSchlange zum Maskottchen
Nur zur Vollständigkeit – am Vorabend habe ich nach kurzer Fahrt aus Hiroshima auch das Aquarium besucht, welches sich mir am 4.10. den Eintritt mir langem Warten vergällt hat. Ähnliches Fazit, aber auch ein paar nette Bilder…