Radl-(Tor)tour

Ich kann nicht mehr. Zehn Minuten Radltour, und ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht so langsam Rad fahren wie unser Tour-Guide. In regelmäßigen Abständen trete ich einen Halbkreis in die Pedale, und lasse dann das Rad wieder ein wenig rollen. Trotzdem laufe ich häufig Gefahr, Manuel hinten drauf zu fahren. Offensichtlich hat sein Rad einige innere Widerstände, als es einen sanften Hügel hinabgeht ändert sich an der Situation nichts, ich muss häufig bremsen. Auf Deutsch stelle ich mit Frank fest, dass es vielleicht keine so kluge Idee war, eine Radtour bei einem Fremdenführer zu buchen, der uns eigentlich einen Ausritt verkaufen wollte. Offensichtlich sind Drahtesel und Pferde doch nicht allzu nah verwandt. Wenn ich nicht ständig aufpassen müsste, mit Manuel einen Unfall zu vermeiden, würde ich die Gegend hier noch mehr genießen, aber auch so ist klar: das Valle de Viñales wird seinem Ruf als schönste Landschaft Cubas gerecht.

Hier sind wir gestern angekommen, nach einer vierstündigen Busfahrt mit Viazul. Spannend war die Überlandfahrt – die meiste Zeit auf einer anständig ausgebauten vierspurigen Autobahn. Wobei man sich jetzt nicht an dem Bild ‚vierspurige Autobahn in Deutschland‘ orientieren sollte. Hier überholt der Bus öfters Pferdefuhrwerke und Fahrräder; im Schatten unter Brücken sammeln sich Kubaner, die ebenfalls auf den Bus warten. Natürlich keinen so luxuriösen wie den unseren, der gemeine Kubaner fährt auf einem umgebauten LKW, dessen Pritsche von einem Art Viehtransporter-Aufbau gekrönt ist. Kostet wahrscheinlich dafür weniger als unser Bus, und muss nicht in Pesos Convertibles gezahlt werden. Dafür hält der Bus wohl auch an jeder Brücke. Immer wieder sehen wir Trupps, die mit einer Machete das Gras am Seitenstreifen in Zaum halten, und Spuren auf Mittelstreifen zeugen von improvisierten Linksabbiegelösungen.

In Vinales hat uns unsere Herbergmutter am Bus abgeholt, wir kommen im sehr kommoden Gästezimmer (mit eigenem Bad) des Familienbungalows unter. Auf der Veranda sitzen wir im Schatten und bekommen erst einmal eine Cerveza Cristal, während die Herbergsmutter unseren Ausflug organisiert. Auch ein leckeres Abendessen lässt sie uns genießen, ein Service den die meisten Casa Particulares anbieten. Das Essen ist zwar einwandfrei, aber ein wenig fehlt natürlich die soziale Komponente eines öffentlichen Lokals. Das versuchen wir bei einem Mojito in der Stadt nachzuholen, aber natürlich müssen wir uns für unsere anstrengende Radtour schonen.

 

Mittlerweile haben wir die Hauptstraße verlassen und fahren auf einem staubigen Feldweg zwischen Tabakfeldern. Ein gemächlich reitender Bauer mit sonnengegerbten Gesicht überholt uns, hält auf ein Schwätzchen mit Manuel an; wir sehen uns derweil um. Fruchtbar sieht die rotbraune Erde aus, und nach den saftig-grünen Pflanzen zu urteilen ist sie es auch. Manuel erklärt uns, dass die großen, unteren Blätter der Tabakpflanze eher für die Deckblätter geeignet sind, während die oberen Blätter mehr Nikotin enthalten und in die Füllung kommen.

Wir fahren weiter, und kommen zu einer einfachen Hütte auf einem Hügel. Hier treffen wir den Bauern von eben wieder. Überraschung – er baut nicht nur Tabak an, sondern macht auch in kleinen Chargen Zigarren. Er demonstriert, indem er auf der Armlehne seines Stuhls eine Zigarre rollt. Am Ende holt er aus seiner Brusttasche ein makelloses Deckblatt und vollendet das Werk, welches er mir anbietet. Frank bekommt auch eine, die hatte er wohl vorbereitet. So freuen wir uns über das authentische Erlebnis auf dem Land, auch wenn ich bislang um 10:00 morgens keine Zigarren zu rauchen pflegte. Ein Touristenpaar zu Pferd gesellt sich zu uns, lehnt aber vehement eine Zigarre ab.

Danach geht es zu Fuß weiter zu einem kleinen Tümpel in einer Höhle, dort könnten wir auch baden. Wir sind nicht die ersten, es entsteht ein veritabler Stau vor der Höhle. Drinnen ist es dunkel, und diverse Taschenlampen und Handys werfen irrlichternde Lichtkegel umher – nicht ganz optimal für die Touristinnen, die wohl etwas früher da waren, schon gebadet haben, und sich nun – umringt von lauter Menschen mit Taschenlampen – unter einem etwas knappen Badetuch versuchen umzuziehen. Dezent wegschauen wäre auch eine Option, macht aber weniger Spaß.

Danach kehren wir zu dem Bauern zurück, in einem Nebenzimmer hat er mittlerweile seine Zuckerrohrpresse klar gemacht und zeigt uns nun, wie viel Saft in so einer Staude steckt. Die erste Stufe der Rumherstellung. Auch hier hat der Bauern schon etwas vorbereitet, und so bekommt jeder einen Becher Rum aus nicht gekennzeichneter Flasche, gemischt mit etwas frischem Zuckerrohrsaft und etwas Ananassaft. Es wirkt nicht mehr ganz so spontan wie das Zigarrenrollen, und so überrascht es nicht mehr, dass wir neben der Pina Colada auch ein paar der an der staatlichen Aufsicht vorbeigedrehten Zigarren käuflich erwerben können. Grinsend mutmaße ich mit Frank, dass der Bauer nach getanem Tageswerk mit seinem Pferd zu einer ärmlichen Scheune an der Straße reitet, und es dort gegen einen importierten SUV tauscht.

Im weiteren Verlauf des Tages kommen wir noch an einer Aussichtshütte vorbei (die haben zufällig frische Minze, Rum und Eis), und dürften noch das Mural de la Prehistoria mitsamt Visitor Center besuchen, wo ein mexikanischer Künstler die Seite eine Karstfelsens mit Mammut- und Neanderthal-Motiven verziert hat. Wir verzichten dankend, und lassen Manuel heimradeln. Wir sind wieder im Bereich asphaltierter Straßen und trauen uns den Rückweg auch so zu. Frank radelt noch einen Umweg, mir reicht’s und ich nehme die Direttissima zu unserer Casa Particular und dem dort vorhandenen Bierkühlschrank.

Havanna, mi amor

Zu anständig, dem lasziven „holà“ der leicht bekleideten Damen zu folgen, zu schlau den Schleppern auf dem Leim zu gehen. So wandern wir weiter durch unser Viertel, auf der Suche nach einer gemütlichen bayrischen Kneipe, aber eben Cuban Style. Ich reflektiere, warum mich das nicht nervös macht – die heruntergekommenen, teilweise eher verlassenen, Häuser sind nicht erhebend, die Straßenbeleuchtung schafft punktuell Licht und großflächig Schatten, Schatten und dunkle Hauseingänge, wo einiges zu laufen scheint; man will ja nicht zu aufdringlich oder neugierig sein. Ab und zu dringt kaltes Neonlicht durch vergitterte Fenster nach außen, Katzen huschen vorbei als fürchten sie Prügel. Nach einer halben Stunde geben wir auf, kaufen an einem Kiosk eine halbe Flasche Rum, und hocken uns auf den Balkon unserer Casa Particular. Zigarren schmauchend beenden wir unseren Abend in Havanna.

Von unserer Unterkunft, einer eher privaten Pension die in Cuba ‚Casas Particulares‘ heißen, sind wir positiv überrascht. Offensichtlich handelt es sich um die Wohnung der Großmutter, die aber meist bei den Enkel wohnt.  So bleiben zwei Gästezimmer übrig, unseres hat ein eigenes Bad. Aus den Erlösen der Vermietung wurde die Wohnung offensichtlich punktuell modernisiert, auch wenn das Haus von außen noch etwas Pfui ist, ist das Bad auf neuestem Stand. Auch eine Klimaanlage hat es, auch wenn die riecht, als ob dort ein Erdnussflip mit Käsegeschmack zu Tode gekommen wäre – kalt macht sie.

Es ist unser letzter Abend in Havanna, morgen geht’s weiter nach Westen. Mich begeistert die Stadt – dieser Gegensatz von verfallendem Prunk und aufgefrischten Denkmälern. Diverse berühmte Kneipen säumen die Straßen von Havana Vieja. ‚Sloppy Joe’s‘ – ursprünglich kam es zu dem Spitznamen, da vor langer Zeit der Eigentümer mehr Wert auf vernünftige Drinks legte als auf vorbildliche Hygiene, strahlt nun frisch renoviert vor Sauberkeit; Bilder von Hemingway an der langen Bar aus Mahagoni belegen die Geschichte dieses Ortes. An diese Mojitos könnte ich mich gewöhnen.
Das Museo de la Revolución hält diverse Schaustücke bereit – ein altes Hemd im 50ties Design, mit einem Loch und einem dunklen Fleck – Blut, für das kubanische Vaterland vergossen. Im Hof des Museums finden sich ein paar Trümmerteile amerikanischer Flugzeuge – von Helden abgeschossen. Hinter Glas findet sich auch das Schiff „Granma“, mit dem Castro und weitere Revolutionäre 1956 von Mexiko nach Kuba zurückkehrten um den Kampf gegen den korrupten Diktator Batista aufzunehmen – Zyniker behaupten, dass es hinter Glas ist, damit es keiner klaut um nach Florida zu fliehen.
Verschiedene andere Museen über die wechselhafte Geschichte des Landes werden besucht. Dabei werden wir immer wieder Kubanern gefragt, ob wir nicht Geld tauschen wollen: hier allerdings mal etwas anders – die Museumswärterin hält mir ca 0,85€ in Münzen hin. Ob ich ihr dafür nicht ein Peso CUC geben könnte? Ich würde ja, hab aber leider nix passend.
Einem Tipp unseres Lonely Planet folgend, suchen wir den „Paladar Doña Eutemia“ auf; die Spezialität hier ist ‚Ropas Viejas‘, welches sich mit ‚alten Klamotten‘ übersetzen würde, aber ich hier zur Andeutung der Leckerheit mit ‚pulled Beef‘ beschreibe. Ein erster Versuch, das Restaurant zu besuchen, scheiterte – aber wir können für den nächsten Tag einen Katzentisch von 14:15-15:00 reservieren. Das Doña Eutemia liegt in einer Sackgasse an der Calle San Ignacio, und in jener Straße bietet ein Künstler seine Werke feil. Mir fällt ein prominent aufgestelltes impressionistisches Bild einer Straßenszene in Havanna auf. So ein Schmarrn – ich versteh‘ nix von Kunst; wahrscheinlich werde ich sowieso über den Tisch gezogen; wie unpraktisch jetzt mit einem 1,3×0,9m großen Bild durch Kuba zu reisen… Aber auch Frank findet ein Bild, welches ihm gefällt, und nach etwas Beratung in der nahe gelegenen Catedral de San Cristóbal beschließen wir, dass man für 225$ pro Person eigentlich nicht soooo viel falsch machen kann. Fortan reisen wir also mit einer ca. ein Meter langen Papprolle durch Kuba.

Ein praktischer Nebeneffekt der privaten Casas Particulares ist der aufkeimende kapitalistischen Service-Gedanke. So hat unsere Herbergsmutter uns eine Busfahrkarte nach Vinales organisiert, brav aufgeteilt in tatsächliche Ticketkosten und die $10 für den Typen, der zum Busbahnhof flitzt und sich für uns nach Karten anstellt. Unserer Faulheit folgend buchen wir auch noch eine Taxifahrt mit dem Schwippcousin der Freundin unserer Herbergsmutter, und so wartet am nächsten Morgen pünktlich um 8:30 José in einem blauen Ford Fairlane aus den 50er Jahren auf uns. Ich unterhalte mich mit José über die alten Autos. Man merkt deutlich, er ist weniger sentimental als die Touristen die er herumfährt. Ich glaube, er würde lieber in einem modernen Mercedes Taxi fahren, wie es bei uns in Deutschland üblich ist, aber er gibt zu, dass das alte Auto ‚good for business‘ ist. Er deponiert uns an dem Terminal der Viazul Busgesellschaft, wo wir unsere sämtlichen Zeitpuffer gelangweilt in der Cafeteria absitzen.

Cuba, Baby!

Touchdown Havanna 23:55; ein Flugtag von Grenada über Trinidad & Tobago und Panama geht zu Ende. Die kleine Schrecksekunde, als wir im Reiseführer lesen, dass man vom Reisebüro eine Touristenkarte erwerben hätte müssen, geht in T&T zu Ende, als wir sie dort sofort angeboten bekommen. Erster Eindruck am Flughafen: verblasster sozialistischer Protz, ich muss sofort an Moskau Scheremetyewo denken. Allerdings ist der erste Kontakt mit kubanischen offiziellen erbauender als es in Moskau war: Die Töchter der Revolución, die die Grenzkontrolle übernehmen, sind eine rassige Augenweide. Der Zwang zur Uniformität hört offensichtlich bei der Oberbekleidung auf – zum kurzen Uniformrock trägt die modebewusste Zöllnerin aufällig gemusterte Strumpfhosen und hochhackige Schuhe – wahrscheinlich ist es leichter, Autorität auszustrahlen, wenn man 10cm größer ist. Nachdem wir versichert haben, die letzten drei Wochen nicht in Afrika gewesen zu sein, dürfen wir einreisen. Auf dem Gepäckband kommen schon die ersten Habseligkeiten an: in schützende Plastikfolie gehüllt, könnte es sich auch um Silagebollen von der Alm handeln, groß genug sind sie. Nach einiger Zeit beginnt das Band seltsame Geräusche zu machen, und quietscht sich dann in den Stillstand. Einige Uniformierte hasten herbei, rupfen die schweren Gepäckbollen vom Band. Ächzend setzt sich das Band wieder in Bewegung, auch unser Gepäck kommt bald. Während die Einheimischen vom Zoll gegängelt werden, passieren wir die Kontrollen freundlich angelächelt.
Wir finden eine Reiseleiterin, die ein Schild mit drei Namen trägt, unsere beiden sind dabei. Der dritte im Bunde ein gewisser Thomas Cook, taucht nicht auf, aber wir müssen offensichtlich auch nicht auf ihn warten. Wir werden zu einem Taxi geführt. Ich bin enttäuscht, statt eines kultigen ’56er Chevrolet BelAir ist es ein moderner Hyundai. Sind wir schon zu spät für die Oldtimer? Kurz darauf, als wir mit 120km/h über die ausgestorbene Autobahn fahren, sehe ich das erste Exemplar – es steht traurig verlassen auf der linken Spur der Autobahn.
Nach ca. 30 Minuten Fahrt hält das Taxi vor dem Deauville Hotel, vor der Revolution laut Reiseführer offensichtlich fest in der Hand der Mafia. Neben der Rezeption tönt ohrenbetäubend eine Diskothek. Ich fühle mich extrem an den internazionalny Touristy Komplex ‚Rossiya‘ in Smolensk erinnert, aber das Zimmer ist einwandfrei – sauber. Die scheußliche, kaltweiße Neonbeleuchtung, so erinnere ich mich aus der Zeit bei meinem ehemaligen Arbeitgeber, ist eher Geschmackssache in wärmeren Gefilden. WiFi gibt es im Hotel nicht, aber die Dame an der Rezeption verweist auf eine PC in der Ecke, den man benutzen könne, wenn man eine besondere Internetkarte hätte. Während Frank aus dem topaktuellen Reisführer von 2015 vorliest, wie es sich mit dem Internet in Kuba verhält- und dass Smartphones oder Tablets nicht funktionieren würden, Simse ich „Tag“ an die Vodafone Servicenummer und bekomme 24h Internet für €2,99 – und es klappt, wenn auch eher zäh.
Am nächsten morgen genießen wir das Hotelfrühstück (eine interessante Auswahl aus lapprigem Brot und fragwürdigen Brotbelegen – aber viel frisches Obst, und auch Rührei), danach machen wir uns auf den Weg zu einer Bank. Acht Blocks entlang der Avenida Italia finden wir dann auch die banco metropolitano; werden auf dem Weg dorthin aber noch kurz von einem Kubaner entführt (er trägt ein Deutschlandtrikot, das verbindet), der uns noch den angesagten Buena Vista Social Club zeigen will, da wäre heute was besonderes. An der Bank wird gerade ein anderer Tourist abgewiesen, auch mich will der Offizielle unter Verweis auf meine kurzen Hosen und Flip-Flops nicht einlassen. Kein Problem, Frank hat eine lange Hose und Turnschuhe an, ich gebe ihm mein Geld und wir klopfen wieder an der Pforte. Die Ausrede verstehen wir diesmal zwar nicht, aber werden dennoch nicht bedient. Drei Blocks zurück, acht Blocks nach links finden wir dann aber eine Wechselstube, und versorgen uns mit 500 Pesos Convertibles ($CUC). Der CUC ist 1:1 an den US-Dollar gekoppelt, wird aber aus politisch-religiösen Gründen nur mit Straf-Prozenten gegen diesen getauscht. Euros gehen prima.
In der Fabrica Real Partagas erwerben wir zwei Zigarren, und schlendern weiter durch die Stadt. Havanna ist genial, mir fallen auch kaum bessere Worten ein, als die, die man ständig liest: widersprüchlich, charmant, quirlig, heruntergekommen, aufstrebend, verfallen, restauriert, hübsch, hässlich und widersprüchlich! Die architektonische Substanz lässt viel der ehemaligen Schönheit erahnen, und einige sorgfältig restaurierte Gebäude strahlen sie auch wieder in vollem Glanz aus. Chapeau an den Leiter der Denkmalbehörde. Auch Oldtimer bekomme ich genug zu sehen; die Autos lassen sich grob in vier Kategorien einteilen: moderne, gesichtslose Hyundais und Kias, eine ganze Menge Ladas und Mexiko-Käfer, völlig abgewirtschaftete 50er Jahre Schlitten, hauptsächlich aus Spachtelmasse bestehend und von Draht zusammengehalten, und liebevoll erhaltene Straßenschlitten und Cabrios, die jedem Film über die 50er Jahre zu Ehre gereichen würden. Viele davon sind als Taxi unterwegs, auch die Cabrios.
An der Plaza Vieja (alter Platz), der früher einmal neuer Platz hieß, ist in einem wunderbar hergerichtetem Gebäude eine Brauereiwirtschaft untergebracht, dort probieren wir zwei Halbe (etwas säuerlich, aber ein netter Versuch), und dann ziehen wir, dem Lonely Planet folgend, weiter ins „Los dos Hermanos“. Ob das Foto von Hemingway bedeutet, dass er früher hier Stammgast war, oder ob solch ein Foto Grundausstattung jeder historistischen Kneipe ist, konnten wir zwar nicht ergründen, aber wir genießen dort das volle Kuba-Programm: kubanisches Bier, Mojitos, unsere Zigarren, Ron anejo 7 anos, und zwei kubanische Kaffee. Kurz vor vier sind wir heiter und voll in Urlaubsstimmung. Die drei Hausmusikanten, denen ich erlaube uns ein Ständchen zu spielen, tragen dazu bei. Sie kommen an unseren Tisch; was wollen wir hören? Da wir Touris zu doof sind, um zu wissen, wie die Musikrichtungen alle heißen, bietet die Band neben Bolero, Rumba, Son, auch Buena Vista Social Club an (welches wiederum Son ist). Hey, why not, denke ich mir und sofort erklingt es, als hätte man eben die CD in den Player geschoben, Track one „Chan Chan“ spielt. Als wir das erwartete Trinkgeld geben – ich dachte an 2 CUC – meint der Chefmusiker: „Hey, wir sind doch zu dritt!“ Na gut, also drei CUC, die es hier witzigerweise als eine Banknote gibt. Wie lange bleiben wir hier in Havanna? Mal gucken, es gefällt jedenfalls.
Bevor wir uns wieder ins Nachtleben tummeln, könnten wir noch kurz unser Hotel nutzen, und schlendern wieder in die Richtung zurück. Dabei wollen wir mal eine ‚Casa Particular‘ aufsuchen, vielleicht können wir ja da die übernächste Nacht bleiben. Die Unterkunft liegt im ersten Stock, der Haustürschlüssel hängt an einem Strick vom Balkon. So lassen wir uns in das marmorne Treppenhaus ein, um kurz darauf an der Tür zu klopfen. Eine freundliche Kubanerin lässt uns ein, und nimmt unsere Reservierung entgegen. Dabei gibt es ein Missverständnis, wir wollen ab morgen, sie reserviert ab übermorgen, aber als der Fehler entdeckt wird, haben wir unser Problem geschickt zu ihrem gemacht. Obwohl eigentlich ausgebucht, redet sie nochmal mit der Eigentümerin, und dann geht doch was. Wir sind gespannt, der Preis ist immerhin nur ein Drittel des Deauville. Auf den letzten Metern zum Hotel bekommen wir noch einen Beweis der Freundlichkeit der Einheimischen: Eine rassige Kubanerin verspricht mir („Mi amor“) ewige Liebe, zumindest heute Nacht. Muchas gracias, pero no.

Nett hier – aber waren Sie schon mal in Baden Württemberg?

Der Werbespruch – zuletzt auf einem Aufkleber gelesen, der an einem VW-Bus klebte, der neben mir auf der Fähre Meersburg-Konstanz stand – geht durch mir den Kopf. Sofort bereue ich ihn, aber die Gedanken sind ja bekanntlich frei, und so lässt sich auch dieser nicht einfangen. Gekommen ist er mir beim Schnorcheln an den Tobago Cays, laut Revierführer einer der absoluten Höhepunkte der Unterwasserwelt in diesem Eck der Karibik. Aber Schnorcheln habe ich auch schon mal besser erlebt, wenn auch nicht in Baden Württemberg, sondern in Indonesien und Thailand. Deswegen ist mir der Gedanke ja auch so peinlich – meckern auf unglaublich hohem Niveau. Und die Tobago Cays sind schon fein, etwas überlaufen vielleicht. Wir haben einen guten Zeitpunkt erwischt – die Boote, die heute noch Strecke machen wollen sind abgefahren, und die Boote voller fauler Langschläfer sind noch nicht da. So finden wir noch einen guten Ankerplatz, soll doch der Rest sehen wo er bleibt. Ab ins Wasser – die auf ebay ersteigerte Unterwasserkamera (Ersatz für die, die in Indonesien ausgestiegen ist, nur weil ihre Maximaltiefe um 110% überschritten wurde) will ausprobiert werden. Ein paar Pufferfische, ein paar Schwämme winken in der Strömung. Nett hier. Immerhin gelingt mir beim Schnorcheln das optimale Foto eines karibischen Strandes: Türkisblaues Wasser, weißer Sand, Palmen am Strand. Man sieht zwar ein paar andere Badende, aber nicht das volle Ausmaß der touristischen Auswüchse. Imbiss- und Souvenirbuden am Strand, Kajaks zur Vermietung, ständig fahren Motorboote umher um den ankommenden Yachten Fisch, Hummer, Bananenbrot, ein BBQ am Strand oder auch nur T-Shirts anzubieten. Zurück am Boot kaufen wir Sidney dann doch ein Bananenbrot ab – der Kollege sieht wie ein authentischer Rasta-man aus, dass aus seinem Ghettoblaser Bob Marley quäkt, unterstützt den Eindruck.
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Doch wie sind wir hierhergekommen? Am Dienstagmorgen hat uns Frank noch in Tyrell Bay ausklariert. Mit vier Reisepässen in einer wasserdichten Tasche mit dem Dinghy an Land gefahren, und bei der Passkontrolle der Hafenbehörde uns alle aus dem unabhängig Staat abgemeldet. Frank flucht zwar, dass er unglaubliche Mengen an Dokumenten jedes Mal von Hand ausfüllen muss, aber immerhin bleibt uns das Schicksal der Engländer erspart, die wir am Vortag beim Abendessen getroffen hatten – die hatten ihre Ausreise im Internet vordeklariert, scheitern aber am Morgen daran, dass die Beamten kein Papier für ihren Drucker haben, während deren Skipper versucht in dem Ort Papier aufzutreiben setzen wir die Segeln mit Ziel auf den nächsten unabhängigen Staat unserer Reise – St. Vincent and the Grenadines. Die Einreisebehörde sitzt auf Union Island, und nehmen Frank als letzten Einreisenden des Tages an – der Crew hinter Frank wird beschieden, am nächsten Tag wiederzukommen. Wir haben sogar noch genug Zeit um uns eine Bucht auf Mayreau zu suchen – der nächsten kleinen Insel, und der ideale Absprungspunkt für die Cays am nächsten Morgen. Als wir mit Ankern fertig sind – der windige Ring hält noch – kommt ein junger Segelprofi von einem fetten Catamaran zu unserem Schiff gebraust und informiert uns, dass unsere untere Steuerbordsaling ziemlich verbogen ist, und im völlig falschen Winkel steht (eine Tatsache, die man nur mit genügend Abstand zum Schiff überhaupt erkennt), und dass wir bei genügend Belastung Gefahr laufen würden, unseren Mast zu verlieren. Der Grant der Crew auf das Schiff wächst weiter. Mit Rumpunsch besänftigen wir den Ärger, schaffen es aber dennoch am nächsten Morgen leidlich früh aufzustehen.
Die Tobago Cays sehen auf einer Seekarte wie ein weitläufiges Lagunensystem – mit einem großen Hufeisenförmigen Stück Land als Schutz gegen den Atlantik, doch die Seekarte täuscht. Tatsächlich sieht man von den Cays bei normalen Wasserständen nur vier kleine Inselchen – das gelbe Hufeisen ‚könnte‘ bei Spring-Niedrigwasser (also Ebbe bei Vollmond) mal kurz zwischen den Wellen zu sehen sein, bei dem vorherrschenden Wasserstand erkennt man das Riff nur durch die sich dort brechenden Wellen. So ergibt sich aus bestimmten Perspektiven auch ein unwirkliches Bild. Da ankern Segelyachten mitten im Meer, scheinbar ungeschützt vor den wilden Fluten des Atlantiks. Hinter den Booten tobt das Meer (die Brecher am Riff), und sie sind dem vorherrschenden Nordostwind eher ungeschützt ausgesetzt. Eine ruhige Nacht werden die wohl nicht haben. Olaf und ich sind auf die Jagd nach den hier zahlreich vorhandenen Meeresschildkröten gegangen. Aber auch in deren beliebtesten Revier erschnorchelt sich Olaf keine der Schildkröten. Ich schätze, es liegt am perfiden Humor der Schildkröten: ich habe einige gesehen; sie tauchen auf um Luft zu schnappen, beobachten einen dabei ganz genau, warten, bis man die Kamera in ihre Richtung hält, und tauchen dann schnell unter. Ähnlich werden sie wohl mit Schnorchlern verfahren.
Am Donnerstagmorgen müssen wir die Rückreise antreten. Unter Motor fahren wir noch ein wenig durch die Cays. Mit zwei GPS Kartenplotter, die sich nur unwesentlich widersprechen, ist das für uns Hobby Segler spannend – sorgfältig stecken wir unsere Route ab, links und rechts vom Schiff lauert das Verderben in der Form von versteckten Riffen (und wenn nicht das Verderben, so zumindest der Verlust der Kaution). Mehrmals denken wir in Respekt an die Entdecker vor einem halben Jahrtausend, die hier noch gänzlich ohne Seekarten unterwegs waren, immerhin haben die sich für so etwas ordentlich Zeit genommen – erst mal Ankern, und dann mit dem Beiboot einen Weg durch den Riff erkunden. Wir umrunden noch die kleine Insel Petit Tabac – Fans von ‚Pirates of the Carribean‘ könnte sie ein Begriff sein; hier wurde Capt. Jack Sparrow ausgesetzt – und machen uns wieder auf den Weg nach Union Island, um auszuklarieren. Dann geht’s weiter nach Carriacou, wo wir am nächsten Morgen die letzte Etappe starten wollen.

Das Kreuz mit der Mutter

Der erste Segeltag geht zu Ende. Wegen kleinerer Reparaturen sind wir etwas später losgekomnmen, darüber sind wir verärgert aber nicht überrascht. Immerhin hat sich Richard und sein einheimischer Kollege Dwight um unsere Probleme gekümmert, repariert was zu reparieren war. (Die Treppe vom Niedergang ist ausgebrochen, die erste Verletzung des Urlaubs verursachend, der sechste Fender hat gefehlt – nun stehen auf der Check-Out Liste nur noch fünf, das Inspektionsdatum der Rettungsinsel war abgelaufen – „Well boys, I’m afraid there’s nothing I can do about that now, but thanks for bringing it to my attention“, und am Ende haben wir noch einmal eine Stunde gewartet bis Dwight das Dampferlicht wieder am Mast festgenietet hat.) Der Wind an der Westküste Grenadas ist zwar etwas böig, macht uns aber Spaß. Aber, unser ursprünglicher Plan bis nach Sandy Isle vor Carriacou zu kommen war zu ambitioniert, es wird langsam dunkel, und wir suchen vor der Isle de Ronde Schutz für die Nacht. Wie so oft beim Ankern sitzt es nicht beim ersten Mal. Zu nah an einem fetten Katamaran, wo uns eine ältere deutsche Frau ihr Missfallen ausdrückt, dass wir so nah an ihrem Schiff ankern wollen. Auch wir wollen nicht so nah an der Pissnelke liegen, also nochmal. Nachdem wir etwa sieben Meter Ankwerkette ausgebracht haben, versagt die Ankerwinsch. Jedenfalls in ihrer wichtigsten Aufgabe; sie verwandelt weiterhin elektrischen Strom in hässliches Quietschen. Aber der Anker bewegt sich keine Millimeter. Frank tauscht mit mir Platz, aber auch ich kann nur feststellen: der Anker bewegt sich nicht. Krisenbesprechung, ob schon genug Anker liegt, um uns zu halten? Während wir uns beraten treibt das Schiff auf’s offene Meer – also nein. Wir rufen Richard an, er hatte ja von seinen guten Kontakten gesprochen, „überall kann ich Euch zügig helfen lassen!“ OK, auf der Isle de Ronde nicht. Wir sollen den Anker behelfsmäßig von Hand ausbringen, und uns morgen in Tyrell Bay helfen lassen. Leider bewegt sich der Anker auch von Hand nicht. Wir erkennen die Ursache: wo früher eine Umlenkrolle war, ist jetzt nur noch ein Stift, da hakt die Kette natürlich – vielleicht, so überlegen wir langsam, hätten wir doch ein teureres Boot nehmen sollen. Wir frickeln weiter, irgendwann liegen wir sicher, der Muskelkater ist gebucht. Am nächsten Morgen bergen wir den Anker mit ein paar Tricks und Muskelkater für Torsten und Olaf, und machen uns auf den Weg nach Tyrell Bay. Richard avisiert uns telefonisdch, dass in der Mitte der Bucht, neben der Motoryacht Spirit, eine freie, rote Boje mit einem Stück Leine zu finden sei, da sollten wir uns festmachen und auf seinen Kumpel warten. Wir finden zwar die Spirit, und ein paar rote Bojen in der Nähe, aber alle liegen zu nah an anderen Schiffen. Wir suchen etwas weiter, erregen Aufmerksamkeit. Die spießigen kanadischen Eigner beschimpfen uns, dass wir hier ihre Ruhe stören, und so nah an ihren geleckten Schiffen manövrieren. Wir trollen uns etwas weiter aus der Bucht und warten auf den versprochenen Kumpel. Außer einer Nussschale mit einem Aussteiger und einem Hund rührt sich nix. Richard ruft an, wo wir denn blieben – offensichtlich gehört der Hund mit Aussteiger zum Empfangskomittee.
Paul klettert in den Ankerkasten, und stellt nach einiger Zeit fest, dass die Feder, die in die Nut der Ankerwelle gehört, fehlt. Ein paar Minuten später findet er sie in der Ankerlast, zusammen mit einder windigen Unterlegscheibe. Jetzt bewegt der Motor wieder die Ankerkette. Aber, so meint Paul, da würde noch eine Mutter hingehören, und die bleibt verschwunden, auch nachdem wir die gesamte Ankerkette auslaufen lassen. Paul telefoniert mit einem German friend, Jörg, der denkt eine passende Mutter zu haben. Paul und sein Hund verschwinden für eine halbe Stunde, aber auch Jörgs Mutter passt nicht. Vielleicht hält es ja auch so, meint Paul, oder er könne weiter nach der passenden Mutter im Dorf suchen? Mittlerweile ist es 14:00, wir beurteilen unsere Chancen heute noch sinnvoll an ein Ziel zu kommen als gering ein. Also geben wir Paul noch etwas Zeit und machen einen ungeplanten Tag Urlaub in Tyrell Bay. AlsVertrauensbeweis lässt Paul sein Werkzeug an Bord, dort liegt es auch noch als wir um 19:00 mit dem Beiboot in die Stadt aufbrechen, um etwas zu essen. Leider ist heute Rosenmontag, fast alle Kneipen der Stadt haben zu; so fallen alle unsere empfohlenen Kneipen aus. An Ende nehmen wir den ersten Wirt, der zusagt, für uns zu kochen. „Fish or chicken, beer or rum?“ Der Abend nimmt seinen Lauf, als wir auf’s Boot zurückkommen, ist Pauls Werkzeug weg, die Ankerkette verstaut und wir feiern die erfolgreiche Reparatur mit weiterem Rum-Punsch.
Am nächsten Morgen die Erkenntnis, dass zuviel Punsch nicht gut ist, und dass Paul offensichtlich beschlossen hat, dass es auch ohne Mutter halten wird. Also klettere ich in die Ankerlast, sehe sofort, dass es gar kein Gewinde für eine Mutter hat, sondern eine Nut für einen Sprengring (den aber auch niemand hat). Vielleicht hält es auch so – warum sind wir nur so deutsch?

Es geht wieder los

„Werden Sie jetzt nicht nervös“, meint die freundliche Dame am Check-In, „aber irgendetwas stimmt nicht mit Ihrem Weiterflug – ich kann Ihre Bordkarte nicht ausdrucken“. Frankfurt am Main soll ja um die Jahreszeit auch sehr schön sein. Irgendwie erinnert mich das an mein Check-In in Darwin, als das Reisebüro sich bei der Buchung meines Fluges mal um vier Monate vertan hat. Und so bin ich eine knappe Stunde nachdem ich die Haustür abgeschlossen habe, wieder in Urlaubsstimmung. Ich werde nicht nervös, ich hatte sowas schon öfters erlebt, es steht in meinem Blog.
Tja, da bin ich wieder. Das Blog schreiben ist mir abgegangen, wenn ich dem Feedback einiger glauben darf, einigen von Euch auch. Ich habe fuer diesen Urlaub darauf verzichtet, einen Laptop mitzunehmen, habe mir am Tag vor der Abreise eine Blauzahn-Tastatur gekauft, mit der ich jetzt mein altes Reise-iphone traktiere. Noch werden wir keine Freunde, die Ultrakompakte Tastatur und meine Wurstfinger. Ausserdem habe ich mir das Bedienungsanleitung lesen gespart, so gibt die deutsch beschriftete Tastatur amerikanische Zeichen von sich – man moege mir vertauschte z und y verzeihen, keine Umlaute, und eine etwas eigenwillige Interpunktion. Mal sehen, ich denke ich veroeffentliche eine aktuelle Version waehrend der Reise, und korrigiere es danach. Ich muss feststellen, den Blog schreibe ich ebenso fuer mich. Ich habe umlängst einer Kollegin ein paar Reisetipps zu Myanmar gegeben, einer davon war es, mit dem Zug nach Kyaitko zu fahren. Also kurz den Blog aufrufen, um den Link zu kopieren, und ich war beschäftigt. Zwar nicht nur damit, den Link zu kopieren sondern mit Lesen. Obwohl ich zur der Zeit hundemüde war, habe ich – in Erinnerung schwelgend – gelesen, bis ich wieder in Australien war. Dabei musste ich oft lachen, nicht nur wegen verquerer Formulierungen meinerseits, sondern weil die ganzen Erinnerungen damit wieder wach wurden. Wie auch immer, ich bin wieder auf Reisen, und ich schreib mal wieder. Diesmal ist’s nicht so lang, und auch etwas deutlicher geplant.
Schon seit langem wollte ich mal in der Karibik Segeln gehen, mehrere Anläufe wurden unternommen, immer scheiterte es an irgendwas. Auch diesmal sah es schlecht aus, hatte mich geistig schon auf die Alternative – zwei Wochen in Kuba – eingestellt, da kam noch einmal ein günstiges Angebot für ein Schiff, und genügend Zusagen. Also: Eine Woche Segeln von St. Georges auf Grenada. Nicht dass wir deshalb Kuba sein lassen, da fliegen wir nach dem Segeln hin. Zwischenzeitlich vereinbarten die USA und Kuba eine Annäherung, langsam gehen die ‚Reiche des Bösen‘ aus. Also schnell hin, bevor es an jeder Straßenecke einen McDonalds gibt. Der nächste Trip vielleicht: Um Nordkorea Segeln.
Wir, das sind auf der ersten Etappe der Reise Torsten und Olaf aus Gera, und Frank und ich aus München. Nach Kuba reise ich dann mit Frank weiter, die anderen beiden bleiben noch die Woche in Grenada. So gesehen auch etwas Neues – Blog schreiben trotz Gesellschaft.
In Frankfurt klappt es dann übrigens doch mit der Bordkarte – offensichtlich war meine Vornamensammlung in den beiden Systemen nicht identisch erfasst. Der Non-Stop Touribomber der Condor fliegt ca zehn Stunden nach Grenada, und vieles an Bord ist aufpreispflichtig – mutig verzichte ich darauf, acht € für das volle Medienprogramm zu zahlen – so vermeide ich Medien-FOMA (Fear of missing out – wenn man jeden Schmarrn mitmacht um nur nix zu verpassen), und kann etwas im Flieger dösen – der Flug ab München ging um 07:00, viel habe ich nicht geschlafen in der Nacht zuvor. Immerhin einen Film gab’s kostenlos: „The Notebook“, auf Deutsch „Wie ein einziger Tag“ – eine wunderbar romantische Schnulze, die mann sich unbedingt mit einer Frau ansehen sollte. Bei mir waren’s ungefähr hundert, obwohl ich nicht garantieren kann, dass die alle den gleichen angesehen haben. (Erst heute, wo ich nach dem deutschen Titel suchte, musste ich feststellen, dass der Film schon über 10 Jahre alt ist).
Um 14:20 Ortszeit landen wir auf dem drolligen Flughafen von Grenada. Die Hitze schockiert wie erwartet. Ich ziehe möglichst viele der Klamotten aus, in denen ich am Morgen noch am Ostbahnhof gefroren habe – es leben Wanderhosen mit abnehmbaren Beinen! Wir finden ein Taxi zur Marina, unser Schiff ist bestimmt bald fertig, und wir trinken erst einmal ein kühles „Carib“-Bier. Es kann losgehen.