„Wollt Ihr den totalen Tourismus?“ brüllt die Industrie. „Nein, Nein, Nein!“ brüllen Millionen von Touristen (jedenfalls ich). „Was wollt Ihr dann?“ „Sehenswürdigkeiten von Weltrang, in einer ganz individuellen Erfahrung nur für mich!“ brülle ich, und Millionen andere Touristen. Merkste selber, gell?
Nach dem Kochkurs gestern wäre eigentlich genug Zeit gewesen, noch den Kiyomizu-dera Tempel anzusehen, er wäre auch gar nicht so weit weg von der Küche gewesen. Stattdessen bin ich etwas durch die Stadt gelaufen, hab mir ’ne Jeans gekauft, und ein paar Souvenirs, bevor ich dann ins Hotel gegangen bin. So wird das nix. Also habe ich noch die „Perfect Kyoto Tour“ gebucht, mit allen (?) Weltkulturerbestätten Kyotos an einem Tag (es ist ja mein letzter in Japan). Genauso wie es klingt, so ist es auch gekommen.
Treffpunkt ist 7:50 am Bahnhof, an Tully’s Coffee. Ein Japaner läuft mit einer „Japan Panoramic Tours“ Fahne umher und betreut ca. 200 Touristen. Er verweist sie an mindestens sechs Tourguides ohne Fahne (noch), die dann den Namen auf einer Liste suchen, mir einen rosafarbenen Aufkleber geben, und mich in eine Schlange mit anderen Leuten stellen, die auch einen rosafarbenen Aufkleber haben. Um 8:00 ruft Den Ihre Schäfchen zu sich. Den heißt eigentlich länger, kommt aus Myanmar, kann eigentlich ganz gut Englisch, aber trotzdem ist sie über den Lautsprecher im Bus nicht besonders gut zu verstehen. Ab und zu wird noch eine sonore Frauenstimme vom Band eingespielt, die hätte ich auch als Audioguide auf Deutsch haben können. Den kündigt die nächste Sehenswürdigkeit jeweils an, erzählt etwas zur Geschichte, zeigt einen Lageplan mit Route, Treffpunkt, und Fallback-Szenario, legt dann eine späteste Uhrzeit für’s Treffen am Bus fest (auf einer Klapptafel angezeigt, dass man es nicht akustisch verstehen muss), und dann geht’s los. Die Sehenswürdigkeiten dann unten im Einzelnen, mit professioneller Erklärung für Interessierte und meinen Bildern für (daran) Interessierte. Wenn Euch beides Wurscht ist, well…
Das Programm ist straff, hätte ich niemals alleine geschafft, nicht nur wegen Disziplinlosigkeit. Die Zeit pro Tempel erlaubt einen Spaziergang jeweils durch, aber es wäre keine Zeit alle Info-Tafeln zu lesen, sich auch ein paar der Nebengebäude anzusehen, oder viele nette Detailsfotos zu machen.
Zwischen Parkplatz und Tempel jeweils die üblichen Läden: Essen, Souvenirs und nutzloser Tand (aber sehr kunstvoll gearbeitet). Es schieben sich MASSEN an Touristen durch die Anlagen, alle sind von den anderen Touristen genervt, und alle wissen, dass sie gerade ein Teil des Problems sind, und nicht ein Teil der Lösung. „Alle“ wurde auf der Basis einer Stichprobe von drei Mitfahrern ermittelt.
Kiyomizu-dera Tempel https://de.wikipedia.org/wiki/Kiyomizu-dera













*Hingabe
1. Oktober 2025
Wunsch: den ganzen Tag jeden Tag. Bleiben Sie gesund und leben Sie lange. Ich hoffe, dass du es kannst.
Antragsteller Ryosho Yamada
Sanja-san-gen-do Tempel https://de.wikipedia.org/wiki/Sanj%C5%ABsangen-d%C5%8D Hier durfte Wikipedia an Stellen fotografieren, wo wir es nicht durften.









Lunch Time



Sagano Bamboo Forest und Tenryu-ji Tempel https://de.wikipedia.org/wiki/Tenry%C5%AB-ji

















Kinkaku-ji (Goldener) Tempel https://de.wikipedia.org/wiki/Kinkaku-ji
Vorteil hier: Der eigentlich Tempel ist eher unzugänglich auf einer Insel in einem künstlichen See, solange man es an die Seekante schafft, bekommt man touristenfreie Fotos.











Fushimi Inari Shrine. https://de.wikipedia.org/wiki/Fushimi_Inari-Taisha























Am Ende noch zum Hauptbahnhof, der einen Skywalk mit Aussichtsplatform hat



Fazit
Ja, genau die Art Tourismus die ich nicht mag. Aber die ganzen Dinger auszulassen wäre ja auch keine Option gewesen, und selbst wenn ich sie alle auf eigene Faust erkundet hätte, die ganzen anderen Touristen wären trotzdem da gewesen. Und irgendwie ist es auch ein kleiner innerer Ablass dafür, dass ich mich in Japan schon zu oft hab treiben lassen, und eher durch die Straßen gestromert bin statt kulturell wertvolles zu besichtigen.
Bilder sind trotzdem toll