Wieder früh aufstehen, wieder Ortswechsel: Es geht nach Heho, die nächstgrößere Stadt zum Inle-See. Die Yangon Airways ATR72 (Flugzeuge – die gleichen wie auf den Kapverden) sind mittlerweile wohl bekannt. Der Claim der Airline: „You’re safe with us“. Na dann. Der Flughafen in Heho ist drollig. Vorfeld direkt an der Startbahn, ein lächerlicher Zaun für den Sicherheitsbereich. Das offene Tor zum Parkplatz vervollständigt das Bild. Beim Abflug wird’s noch bunter kommen: Das Gate ist eine offene Tür, und draußen ist es schöner als im Gebäude. Nur wenn man weiter als drei Meter auf das Vorfeld läuft, um eine bessere Aufnahme eines landenden Flugzeugs zu machen, schauen die Offiziellen böse.
Da das Hotel eh noch nicht fertig ist, fahren wir zuerst nach Pindaya, dort gibt es eine Tropfsteinhöhle mit zig-tausenden Buddhafiguren. Zusätzlich eine Legende von einer Prinzessin, die von einem Prinzen vor einer bösen Riesenspinne gerettet wurde. Um Heho herum ist es fruchtbar, und recht ländlich. Es kommen uns mehr Ochsenfuhrwerke vor die Linse, überladene Pickup-trucks, die auf der abenteuerlichen Überladung noch ein paar Extrempassagiere transportieren. Als an einer Baustelle ein havarierter Transporter völliges Chaos verursacht, steigen wir aus und dokumentieren das Tohuwabohu ausgiebig. Der arme Busfahrer muss erkennen, dass wir spinnen. An den golden-leuchtenden Pagodas, die auch abseits der wichtigen Orte überall rumstehen, fahren wir routiniert vorbei, aber bei überladenen Ochsenfuhrwerken schreit der halbe Bus: „Stopp!“ Eine weitere Attraktion für uns: Straßenbauarbeiten (Zweck: die Straße 80cm breiter machen). Da hat man ja in Europa kein richtiges Verhältnis mehr dazu, sie sind dort groß, umfassend abgesichert, werden mit schweren Maschinen bearbeitet, und verursachen Staus. Staus verursachen sie auch hier, aber der Rest ist – ursprünglicher. Es geht wohl so: Irgendwann ist ein LKW mit Schotter vorbeigefahren, und hat alle 100m Schotterhaufen unterschiedlicher Körnung abgeladen. Die feineren Körnungen werden immer mal wieder auf einem Feld aus groben Schotter hergestellt. Von den Haufen wird der Schotter in Wok-ähnlichen Schüsseln von Frauen auf dem Kopf zum Bestimmungsort getragen. Erst grober Schotter, dann immer feinerer, irgendwann fährt eine Walze drüber (das einzige Stück schwere Technik). Damit daraus eine geteerte Straße wird fehlt – Teer. Dazu neben der Straße ein Stück Graben genutzt, verbeulte Teerfässer quer darüber, und dann ein kleines Feuerchen darunter entfacht. Der flüssige Teer wird dann mit einer Art Kehrschaufel über die Schotterstrecke verteilt: fertig ist die Straße. Für Aufregung sorgt, dass manchmal das Feuer unter den Fässern auf den Teer in den Fässern übergreift, und prompt gibt’s was zu sehen. Ganz allgemein freuen sich die Straßenbauarbeiter über unser Interesse, anfangs versuchte ich noch verstohlen aus dem Bus zu fotografieren, mittlerweile freue ich mich über die freundlich winkenden Damen die da einen Knochenjob machen.
Das Hotel am Inle-See ist gigantisch. Ein eigener Luxus-Bungalow nur für mich, mit Galerie, eine Badelandschaft, und alles in sehr ansprechender Umgebung eingebettet. Schade, dass der Tag immer so voller Programm ist, dass wir erst um 17:00, in der Dämmerung, ankommen.
Am nächsten Morgen geht’s auf den See. Jeweils zu fünft bekommen wir eines der hier üblichen Langboote als Transportmittel, und das Abenteuer beginnt. Der See ist nicht tief, verlandet zusehend, und nebenbei gibt es jede Menge schwimmender Inseln, die sich mit Wasserhyazinthen auch immer weiter ausbreiten. Die Boote werden von einem lärmenden Einzylindermotor angetrieben, der eine ca. 1,50m lange frei befestigte Propellerwelle antreibt. Die Welle kann seitlich geschwenkt werden um zu steuern, und aus dem Wasser gehoben werden, wenn zu viele Wasserpflanzen im Weg sind. Wer mal in Thailand war, kennt das Prinzip. Malerische Bilder der Fischer auf dem See, die auf einem Bein stehen, um mit dem anderen zu rudern, werden folgen. Pagode, Lotusseidenweberei, Markt (leider nicht schwimmend) und eine rustikale Schmiede werden besichtigt. Zwei Tage später besuchen wir einen Zufluss des Sees und fahren diesen ca. fünf Kilometer flußaufwärts. Da ich „Apocalypse Now“ gesehen habe bin ich psychisch jederzeit auf Feuergefechte gerüstet, doch wir bleiben unbehelligt (außer am Zielort von Souvenirverkäufern). Eigentliches Ziel ist eine Pagode mit vielen Ruinen von Stupas (Das sind die drolligen Kegeltürmchen, die’s von drei bis 100 Meter hoch gibt). Malerisch. Von vielen ist nur noch der Ziegelunterbau zu sehen, teilweise klammern sich noch aus Stein gehauenen Wächterfiguren daran fest, fast alle leicht überwachsen, aus manchen wachsen Bäume. So schön, so ursprünglich. Das finden die Buddhisten nicht. So ’ne Stupa gehört verputzt und ornamentiert, vergoldet, mit einem kleinen Krönchen oben drauf. Uns so werden nahe der Hauptstupa die Ruinen restauriert, also neu verputzt, mit modernen Materialien, die auch viel besser zu verarbeiten sind und dem Wetter trotzen. Aus europäischer Sicht als würde man eine Römertherme flugs mit Stahl und Glas restaurieren, und dabei auch eine neue Saunalandschaft einbauen, um die Nutzbarkeit zu optimieren.
Insgesamt zeigt sich bei den Ausflügen die perfekte Organisation im Hintergrund. Kaum kommt man irgendwo mit dem Boot an, steht das nächste Transportmittel schon bereit (Mal ein gerudertes Nussschalenboot, mal ein Tuc Tuc, das uns zu einem Weingut fährt). An einem Tag fahren wir auch noch nach Kekku, zu den Ah Oh Völkern. (wirkliche Schreibweisen liefere ich noch nach – später vielleicht). Ab 17:00 freuen wir uns dennoch auf unser Hotel, und ein Myanmar Bier auf der Terrasse. In diesem Sinne – Prost!