Ostereier verstecken

Anlässlich eines genialen Kochkurses in Bali lege ich ein neues Gewinnspiel auf – Ich dachte erst, in den Texten Ostereier für meine Leser zu verstecken, aber in der Tradition kommerzieller Gewinnspiele halte auch ich die Eingangsschwelle bewusst niedrig. Ein E-Mail an Gewinnspiel@torfprogramm.de genügt, um bei der Auslosung bei einem asiatischen Essen bei mir ab Juni teilzunehmen. Die Details:
-Teilnahmeschluss ist Ostermontag 2014
– Ausgelost werden drei Teilnehmer, die jeweils mit Begleitung zum Essen eingeladen sind.
– Erfüllungsort und -zeit: München, Sommer 2014.
– Nur eine Mail pro Teilnehmer kommt zur Auslosung. Falls zwei Personen gewinnen, die sich gegenseitig als Begleitung wählen würden, gibt es Nachrücker.
– Auslosung unter unabhängiger Aufsicht
– Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Warum das Ganze? Ich will weiterhin wissen, wer das hier liest. Einige von Euch schreiben Kommentare – Danke! – bei anderen erfährt man’s irgendwann beiläufig aus einer Mail (“Wir wissen, dass es Dir gut geht, denn wir lesen Deinen Blog”), aber es hilft mir echt, mir mein Publikum vorzustellen, wenn ich schreibe. Um die Attraktivität ein wenig zu erhöhen – hier ein paar der Speisen, die wir im Paon Bali bei Auntie Puspa gelernt haben:

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Nyepi 1936

Sanft fahren mir zarte Finger durchs Haar, steigern sich langsam von zaghaften Berührungen zu immer entschiedeneren Bewegungen. Langsam arbeiten sich die Finger nach unten, halten kurz inne, bewegen sich wieder nach oben, es beginnt von vorne. Ich entspanne mich, genieße die Magie von Bali. Dann kommen wir zum eigentlichen Zweck meines Besuchs, die Balinesin greift sich eine Schere und macht sich an dem Wildwuchs auf meinem Kopf zu schaffen. Gerade bei den tropischen Temperaturen und der Feuchte hier dringend notwendig. Es hat länger gedauert, bis ich die Dame mit der Schere gefunden habe, die sich nun auf einer Dachterasse um mich kümmert. In Ubud, inmitten Balis, hätte ich eigentlich jede Menge Geschäfte vermutet, die sich der Körperpflege und des Wohlfühlen widmen, aber heute, am zweiten Tag des neuen Jahres 1936, haben viele noch zu. Als ich endlich einen offenen ‚Salon‘ finde wird mir jegliche Art der Massage angeboten, mit und ohne … pflegender Öle. Ich gebe meinen Wunsch nach einem Haarschnitt kund, werde freundlich angelächelt, aber leider nein. Mir wird Bali-Etnik empfohlen, auf der Hauptstraße. Obwohl ich sie zweimal auf- und abgehe finde ich den Laden nicht. Da spricht mich eine junge Dame an, die in einer Kunstgalerie sitzt: „Do you want a massage?“ Nein, erwidere ich, und mache die internationale Geste für Haare schneiden. Of course, sir. Mein Fehler, ich dachte Kunstgalerien verkaufen Kunst. Am nächsten Tag merke ich übrigens, dass die Galerie Bali-Etnik heißt.
Angekommen bin ich in Bali vier Tage zuvor, nach der kleinen Verwirrung in Darwin hat alles geklappt. An einem Geldautomaten werde ich wieder Millionär, ein Euro ist hier 16.000 Indonesische Rupiah wert. Ich handle mit einigen Taxifahrern, und bekomme dann einen auch rückblickend vernünftigen Preis für die Fahrt nach Ubud. Endlich wieder in Südost-Asien. Alles lächelt, völliges Chaos auf den Straßen, die ständige Nähe der Verkehrsteilnehmer zum Tod lässt einen sich lebendig fühlen. In Australien wäre das verboten. Eine kleine persönliche Schrecksekunde: während wir zum Taxi gelaufen sind habe ich offensichtlich die e-mail gelöscht, in der die Adresse meiner Unterkunft gespeichert ist, und ich habe hier noch keinen Internet Zugang – Katastrophe! Ohne das Mail (und die darin enthaltene Telefonnummer der Unterkunft werde ich nie ankommen. Freundlicherweise speichert das Telefon gelöschte Mails doch in dem lokalen Papierkorb, wenn es sich nicht mit dem Server verbinden kann. Nach längerem Suchen und einigen Telefonaten zwischen Fahrer und Unterkunft komme ich an der „In da Lodge“ an. Ich bin mir bis heute nicht sicheor, ob das coole englische Jugendsprache sein soll, oder ob es vielleicht Herberge zur indonesischen Glückseligkeit bedeuten soll. Hier treffe ich nach drei Monaten Caroline wieder (die fleißige Leser von den Posts vor Weihnachten bereits kennen), darauf haben wir uns in mehreren Monaten Fratzenbuch-Unterhaltungen gefreut. Wir haben das obere Stockwerk eines indonesischen Pavillons, mit eigener Veranda, extrem großzügig. Ich bekomme das Doppelbett im Vorzimmer der Mädchen: Neben Caroline teile ich das Stockwerk mit Allison aus Edinburgh und Lisa von der Isle of Man. Ich fühle mich wie der Gentleman-Wächter über die Sicherheit der Mädels. Dass ich ein beschissener Wachhund wäre erkenne ich aber daran, dass am nächsten Morgen bereits Frühstück geholt wurde, als ich aufwache.
Der 30.3. nach dem internationalen Kalender ist dieses Jahr der letzte Tag des Hindujahres – 12 Monate à 35 Tage, kannte ich auch noch nicht. Dazu werden Abends Ogoh-Ogoh, Figuren böser Geister, in einer wilden Parade durch die Straßen getragen, am nächsten Tag wird an Nyepi ein Tag völliger Ruhe eingehalten, man darf – auch als Tourist – nicht auf die Straße, elektrisches Licht und Krachmachen ist verboten, selbst der Flughafen ist gesperrt. Medizinische Notdienste sind das Einzige was erlaubt ist. Wir streifen durch die Stadt und beobachten, wie die Dämonenfiguren vorbereitet werden: teilweise sechs Meter hohe, kunstvoll gestaltete Figuren aus Schaumstoff, mit blinkenden LED-Augen, werden auf ein Bambusgitter montiert, welches dann von zwanzig Männern getragen wird. Aber auch Grundschulklassen haben Ogoh-Ogoh vorbereitet, hier tragen vier Kinder mit Hilfe ihrer Eltern einen ca. 60cm hohen Plastikdinosaurier umher. In mitten der Stadt gibt es ein Fußballfeld, hier sammeln sich die Figuren vor der Abschlusszeremonie. Wir finden eine Cocktailbar mit Blick auf eben dieses Feld und genießen die Happy Hour mit balinesischen Mojitos. Neben der balinesischen Kultur kann man von dem Platz aus auch faszinierende Menschen westlicher Herkunft sehen – die entspannte Atmosphäre von Ubud zieht alles mögliche New-Age Gschwärl an. Typisch ist ein Mensch, lila Pluderhosen und Weste über nacktem Oberkörper, ein samtener Zylinder auf langem lockigen Haar. Mit sich und der Natur im Einklang verspeist er eine in Bananenblätter verpackte Speise und trinkt aus einer frischen Kokosnuss, während er mit seinem Schlautelefon spielt und fortwährend überprüft, dass er auch genügend beachtet wird. Wir lachen uns scheckig, und ich stelle fest, dass er seine ökodynamische Getränkeverpackung an Ort und Stelle stehen lässt, wahrscheinlich damit auch sie vor Ort wieder eins werden kann mit der Natur. Langsam wird es dunkel, die Ogoh-Ogoh werden wieder in die Straßen getragen. Begleitet werden die größten von ihnen von einem Orchester, welches hauptsächlich Trommeln, Gongs, Glocken und Xylophone verwendet. Anfangs etwas befremdlich, wird die Musik zwischenzeitlich fast hypnotisch. Es staut sich, mit langen Bambusstangen müssen teilweise die Stromleitungen über der Straße angehoben werden, dass die Figuren darunter passen. Es bleibt keine einheitliche Parade, die Figuren verschwinden in unterschiedliche Teile der Stadt, werden von ihren Trägern geschüttelt, rennen plötzlich los, und liefern sich Gefechte mit anderen verkleideten Figuren. Leider haben wir keinen fachkundigen Führer, so verstehen wir nicht die ganze Symbolik, aber auch als Kulturbanause kann man die Stimmung über sich branden lassen, und es genießen. Eigentlich haben wir gehört, dass die Figuren zum Abschluss verbrannt werden, aber das haben wir nicht gesehen. Manche Einheimische erklären, dass das nur am Strand gemacht wird, und davon ist Ubud meilenweit entfernt.
Über den Ruhetag an Nyepi kann ich wenig berichten, ich stelle nur mal kurz in den Raum, dass ein komplett fauler Tag nur dann genüssliches Rebellieren gegen die Hektik der Welt ist, wenn die Welt um einen herum weiterhin hektisch ist.
Am 1. April können wir noch spontan einen Kochkurs buchen, wir verpassen zwar die Markttour, aber können alle Gericht mitkochen. Die Schule ist ein großzügiges Privathaus etwas außerhalb der Stadt, mit acht anderen lernen Caroline und ich verschiedene der sehr leckeren indonesich/balinesischen Küche, Anlass für ein weiteres Gewinnspiel.
Am Abend, frisch frisiert, ziehen wir in die Stadt. Im Hostel haben wir Sham (so hörte es sich an, aber anders geschrieben) getroffen, wir unterhalten uns kurz. Mir geht der Typ sofort sowas von auf den Keks (er hat Psychologie studiert, weil’s ihm seine Eltern gezahlt haben, aber eigentlich hat er keine Lust mit autistischen Kindern oder Vollidioten zu arbeiten [und das Wort ist sorgfältig übersetzt, O-Ton: das politisch völlig unkorrekte “retards‘]). Ich finde seine Eltern haben ihm den perfekten Namen gegeben (sham=Betrug, Mogelei), auch wenn sie’s offensichtlich falsch geschrieben haben; Caroline meint, man solle Menschen eine zweite Chance geben. Im Laufe des Abends treffen wir zwei Australier und zwei Norwegerinnen, und auch Sham gesellt sich zu uns. Selten habe ich eine solche Schwachsinnsdichte in einer Unterhaltung gehört, ich bin froh als wir endlich – Sham zurücklassend – heimgehen.

Bilder AUS – Darwin

Galerie

Ein magnetisch ausgerichteter Termitenhügel, und ein Cathedral Termite Mound Wasserfälle im Litchfield National Park Ein Wasserfall aus Sicht des Wassers Groß und Klein auf den Straßen der Northern Territories

Darwin, Dschungel und Drama – und ein paar Abschlussgedanken

Routiniert lege ich meinen Pass am Check-In in Darwin vor, denke sogar daran, einen Fensterplatz zu fordern, bevor die falsche Bordkarte ausgedruckt ist. Lässig wartend kommt es anders als gedacht; ich werde im System nicht gefunden. Habe ich eine Booking Reference Number? Aber natürlich: KB4Q6G. Wie bitte? Kilo Bravo four Quebec six Golf. Ach ja, da habe ich Sie ja – aber Ihr Flug ist gar nicht heute. Oh Scheiße, denke ich mir, ich hab was verbockt, vielleicht daneben geklickt? Ihr Flug ist am 29. July, nicht am 29. März. So verpeilt kann ich doch gar nicht sein, um so weit daneben zu klicken, oder? Hektisch schaue ich auf mein Bestätigungsmail, welches mir auch die Reference Number verraten hat. Nö, da steht der 29. März, und das ist heute. Ich halte Ihr mein Apfeltelefon hin, look: the 29th of March. Sie dreht mir ihren Bildschirm zu, look: the 29th of July. So kommen wir wohl nicht weiter, und die Dame am Check-In, mittlerweile durch ihren Supervisor verstärkt, ist sich sicher: mein Agent hat meinen Flug bei Jetstar für den 29.7. gebucht. Probleme müsste ich mit denen klären. Was bin ich froh, dass ich – um keinen weiteren Tag Mietwagen zu zahlen – drei Stunden zu früh am Flughafen war. Was sind denn die Optionen? Ist im Flieger noch Platz frei? Ja, locker. Was kann ich hier in Darwin tun? Nochmal 60% des ursprünglichen Flugpreises als Umbuchungsgebühr zahlen, und mitfliegen. Oder vier Monate warten. Hm. Vier Monate à 30 Tage mal 60€ für die Übernachtung sind 7200 Euro, umbuchen wäre wohl billiger, aber erstmal probieren wir’s mal mit BravoFly, meiner Buchungsagentur. Nach Versuche über einer halbe Stunde mit Skype Servicenummern in Deutschland, Australien und Italien zu erreichen gebe ich auf. Das Wochenende ist, hilft nicht. Also gut, Kreditkarte auf den Tresen, hundert Euro Umbuchung und weiter geht’s. So kommt man immerhin zu Stoff für seinen Blog.
[Anmerkung: nach freundlichem E-Mail-Verkehr hat sich Bravofly für die Panne entschuldigt, und mir die Umbuchungsgebühr klaglos überwiesen]
Darwin ist meine letzte Station in Australien. Ich hatte länger überlegt, noch nach Perth zu fliegen, aber der Reiseführer versprach zwar eine nette Stadt, aber keine must-do Sehenswürdigkeiten. Für eine längere Fahrt durch Western Australia (fast wieder so groß wie der Rest von Oz) habe ich irgendwie keine Ruhe mehr, mich zieht’s wieder nach Südostasien, erste Station Bali. Preiswerte Flüge ab Alice Springs gehen meist über Darwin, und so beschließe ich das zu machen, mit zwei Nächten Aufenthalt. Mitreisenden von der Uluru Tour haben über zwei sehenswerte Nationalparks berichtet, ich vergleiche deren Beschreibung und entscheide mich für den Litchfield NP, Termitenhügel, Wasserfälle und Regenwald, knapp 120 km südlich von Darwin. Die erste Attraktion des Parks sind die Termitenhügel der ‚Magnetismus-Termiten‘. Diese richten Ihren auf konstante Temperaturen bedachten Hügel in Nord-Südrichtung aus, um die wärmende Morgen- und Abendsonne einzufangen, aber der Mittagssonne möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Magnetismus, so ein Schmarrn, die Viecher werden das mit der Sonne halt irgendwie merken, aber eine Schautafel widerspricht: Die Termiten sind blind, und bei Versuchen mit einem ‚falschen‘ Magnetfeld fangen die Dinger sofort an, ihren Hügel umzubauen. Als nächstes der Florence Wasserfall, welcher nicht nur fotogen ist, sondern an dessen Fuß ein krokodilfreier Tümpel zum Baden einlädt. Irgendwie habe ich das beim Packen für den Tag nicht berücksichtigt, aber es ist heiß, der Tümpel ruft, es ist sooo heiß – die schwarze Boxershorts wird’s wohl auch tun. Außerdem sehe ich kein Verbotsschild, welches meinem Plan widerspricht. So stürze ich mich ins kühle Nass, bewaffnet mit meiner wasserfesten Digitalkamera. Ob das mal eine interessante Perspektive gibt, Wasserfall von mittendrin? Ein paar interessante Fotos werden es, die meisten Zufallstreffer. Beim Rückweg zum Auto sehe ich noch einen spannenden Psychokrieg zwischen zwei Jugendlichen und einem Parkranger. Die Jungendliche sind neben dem Wasserfall hochgeklettert und stehen nun oben, wirken so als würden sie gerne die 15 Meter in die Tiefe springen. Ich weiß, dass da am Fuße des Wasserfalls ein Baumstamm unter der Wasseroberfläche ist, ob das die beiden auch wissen? Der Ranger steht etwas abseits und versucht’s mitArgumenten oder Drohungen (ich bin viel zu weit weg, um etwas zu hören), die beiden stehen weiter unschlüssig oben am Bach. Irgendwann setzt sich der Ranger in den Schatten und warten, bis sich die beiden entscheiden. Als sie dann wieder neben dem Wasserfall die Felsen hinabklettern ist die Situation entschärft, und auch ich gehe. Kein Drama.
Danach ein kurzer Rundweg an den Tolmer Falls, der erste Teil für Rollstühle geeignet, für die zweite Hälfte gebe ich zu, dass Flip Flops nicht die ideale Wahl sind. Auch habe ich keine zwei Liter Wasser dabei, für die Parkverwaltung befinde ich mich also in akuter Lebensgefahr. Entgegen aller Wahrscheinlichkeiten überlebe ich den dreißigminütigen Ausflug, und fahre weiter zu den Wangi Falls, deren Rundweg wegen Flutschäden gesperrt ist, und der Teich wegen möglicher Salzwasserkrokodile. Das hat man an oberbayrischen Badeseen auch selten, aber dafür bin ich ja in die Exotik gefahren. An meinem letzten Abend in Australien lasse ich die Kreditkarte noch einmal kurz aufglühen – In einem gut bewerteten Steakrestaurant gibt es ein Rumpsteak vom Wagyu-Rind, Lachstartar davor und als Nachtisch ein Trio von Schokolade. Wagyu ist die japanische Rinderrasse die auch das Kobe-Beef liefert, nach Expertenmeinung das beste Fleisch der Welt, und wohl auch das teuerste. Das Steak war gut, keine Frage, aber jetzt auch kein Erlebnis zum Niederknien – dafür war der Preis noch überschaubar (50% teurer als das gleiche Gericht vom 08/15 Rind).
Am letzten Tag schicke ich noch zwei Packerl nach Hause – auf Speicherstöcken gesicherte Urlaubsfotos per Luftpost und überflüssiges Gewicht per Seefracht. Somit sind ideelle Werte vor Verlust gesichert, wenn der Rest geklaut würde, könnte ich es verkraften – vielleicht wäre es sogar befreiend. Leider verhindern Transportbestimmungen über den Umgang mit Lithiumakkus, dass ich die zwei Digicams verschicken kann, die durch meinen Schnorchelfund überflüssig geworden sind, Also weiter mit dem Elektroschrott.
Aus Verlegenheit statte ich noch dem Darwin Kriegsmuseum einen Besuch ab, welches den japanischen Angriff vom Frühjahr 1942 thematisiert, das australische Pearl Harbor. Ein Museum nach dem Typus: „Wir sammeln mal den ganzen periodengerechten Schrott zusammen, bitten Mitbürger um Fotos aus der Zeit, und hängen ein paar Zitate von Zeitzeugen auf“. Ein Teil des Schrotts stand schon Jahrzehnte im Dschungel, es sieht auch jetzt nicht sorgfältig restauriert aus. In der größten Ausstellung des Museums hat ein Multimediaexperte gewirkt, Fotos und Zitate können hier auf Touchscreens aufgerufen und mit Wischbewegungen hin- und hergeschoben werden. Ähnlich gestaltet sich das Konkurrenzmuseum, welches sich aber mehr der Luftfahrt widmet, und „eine von nur zwei außerhalb der US ausgestellten B-52 Bombern“ aufweist. Wirklich? Selbst wenn man die verbogenen Reste in Vietnam nicht mitzählt, glaube ich das nicht ganz, und frage nach. Ja, vor einer Luftwaffenbasis in England steht auch einer, wird mir beschieden. In Seoul habe ich vor drei Jahren auch einen fotografiert, entgegne ich. Nun ja, und in Guam steht auch einer, gibt der Mitarbeiter zu, aber sie wollten den Spruch nicht ändern.
Ich stelle fest, dass ich an ‚letzten Tagen‘ nicht besonders unternehmenslustig bin, ich sollte fortan eher versuchen, Flüge am Vormittag zu buchen. Ich bringe meinen Toyota wieder zum Flughafen, und tippe in der Wartehalle des Mega-Airports von Darwin den Blog von Uluru, um die 90 Minuten bis zum entspannenden Check-In zu füllen.
Somit geht – erzähltechnisch – meine Zeit in Australien zu Ende, und es wird mal wieder Zeit für das Länderfazit. Einem meiner Hauptkritikpunkte habe ich ja bereits in dem Eintrag zu Tasmanien Luft gemacht, das gilt auch weiterhin. Christian Reischl hat sehr weise kommentiert, und wahrscheinlich hat er recht: Ich bin auch ein wenig selber schuld, dass es mir weniger gefiel als ich hoffte, träumte. Die tollsten Orte gliedern sich eher nach den nettesten getroffenen Leuten. Wilson’s Promotory, wo ich Angelika und Heiko traf; Sydney, wo ich ein paar wunderbare Abende mit Hildegard und Walter verbringen durfte, Fraser Island, wo ich Vany traf und danach in einer Jugendherberge bis tief in die Nacht mit einer großen Runde Traveler quatschte, und Uluru, wo wir in einer Gruppe von 18 Reisenden sehr viel Spaß hatten. Sicher wird es dem Land nicht gerecht, ihm die Stimmung aus fast 9500 km in Selbstandacht gefahrenen Kilometern anzulasten. Was wären also meine Konsequenzen?
• Zur emotionalen Preisbewältigung: nicht an einen Aufenthalt in Südostasien anschließend nach Australien fahren. Besser zur Vorbereitung eignet sich eine Reise durch die Schweiz.
• Das nächste Mal in Begleitung fahren, oder durch konsequentes Ansteuern von Backpacker-Unterkünften oder Buchen von Ausflügen mehr Leute treffen.
• Gemeinsam über den fürsorglichen australischen Nanny-Staat lachen.
• Sich mehr auf das Genießen von Natur konzentrieren. Viel weniger sehen wollen, und das intensiver. Mehrere längere Tageswanderungen oder auch Mehrtageswanderungen durch die Nationalparks müssen genial sein.
Noch fehlt mir Western Australia – eine Reise mit einem 4WD durch die Kimberlies bleiben somit auf der ‚Bucket List‘ – wenn sich also meiner Leser angesprochen fühlt, let’s go!

Drei zusammenhanglose Erlebnisse aus Australien

Wechselgeld
Hier in Australien ernähre ich mich ähnlich wie in Vietnam häufig in Garküchen. Maccas nennen die Australier die lokale Ausprägung vom Wirtshaus zum goldenen M. Obwohl auch nicht lecker, ist die Auswahl zumindest bekannt und von absehbarer Qualität. Außerdem bietet der Laden fast immer ein kostenloses Wifi, einige Blogs haben hier ihren Weg vom PC ins Internet gefunden. Eines Tages stehe ich wieder an der Theke, und habe eben für 7,40 Dollar bestellt. Ich ziehe eine Zehn-Dollar-Note aus meinem Portemonnaie, und finde dann noch vierzig Cent große, lästige Silbermünzen. Leider hat die Sales-Managerin im Face-to-Face Marketing bereits zehn Dollar in ihre Kasse getippt, und ist nun etwas irritiert. Hilfesuchend wendet sie sich an ihre Kollegin. Aus dem Getuschel schnappe ich den Tipp auf: „Just give it back“. Ich helfe Amy: “ Three dollars change“, sie nickt dankbar und gibt mir die goldenen Münzen. Ich hätte wohl auch fünf haben können. Armes Deutschland, denke ich reflexartig, aber da bin ich ja gar nicht.
Die Furt
Auf einer Straße im Blue Mountain National Park warnt mich ein Schild „Caution, Causeway“. Neugierig fahre ich weiter, wo die hier einen Deich haben wollen. Nach der nächste Kurve entdecke ich das bewarnte Bauwerk: die Straße führt auf einem betonierten Abschnitt durch ein Bachbett. Das Wasser ist vielleicht zehn Zentimeter tief, aber verschiedene graduierte Baken neben der Straße lassen erkennen, dass hier auch viel mehr kommen kann. Es handelt sich also um eine Furt. Der englische Begriff hierfür ist eigentlich „ford“. Obwohl es häufig angebracht wäre, verstehe ich dass die Straßenmeisterei nicht öffentlich warnen möchte: „Danger, Ford“
Dparture Card
Bei der Ausreise aus Australien darf man ein Departure Card ausfüllen. Neben den üblichen Details zu Passnummer muss man Beruf eintragen, und in welchem Staat man die meiste Zeit verbracht hat. Ich gebe meine Karte der Grenzbeamtin, und sie rügt mich, dass ich nur meinen Rufnamen eingetragen habe. Aber sie ist nett, füllt meine weiteren Namen selber ein, auch wenn sie nicht mehr in die vorgesehenen Kästchen passen. Interessiert frage ich sie, warum sie diese außerordentlich wichtigen Zusatzinformationen haben will. Sie fühlt sich etwas angegriffen, und erwidert spitz, dass das halt ihr Job wäre. Nein, nein, versuche ich zu besänftigen, warum will Australien das wissen? Ach so, lächelt sie, das würde sie auch nicht wissen.