Der freundliche japanische Herr im Anzug schüttelt traurig den Kopf: „Sorry, no. Sorry, no more tickets“. Niedergeschlagen verlasse ich die Tourist Information in der Namba Station. Er hat bestätigt, was mir das Internet am Abend zuvor schon gesagt hatte. Offensichtlich sind schon alle Karten für die Expo verkauft worden. Grrr. Aber abends im Hotel durfte ich mich erst einmal für ein Benutzerkonto auf der schlecht gemachten Website der Expo registrieren, komplett mit Fünf-Faktor-Authentifizierung und mehrfacher Bestätigungsmail. Grrrr. Irgendwann, an der Stelle wo ich den Button ‚Ticket jetzt kaufen‘ erwartet hätte, ein grauer Button ‚Ticket Sales have ended‘. Keine weitere Erklärung, wenn es schon keinen Banner auf der Startseite gab, dass der weitere Besuch der Website sinnlos ist. Grrr. Ich google ein wenig, und finde dann immerhin eine Pressemeldung, dass der Verkauf seit dem 30.9. eingestellt wurde. Grrr. Ok, bin ja auch ein bisserl selber Schuld, auch wenn ich die Reise eher spontan gebucht habe, ich hätte noch drei Tage nach dem Flugticket zum buchen gehabt.
Ich bin schon etwas getroffen, immerhin war die Expo der vorgeschobene Anlass für die Reise, jedenfalls dafür dass ich noch schnell bis Mitte Oktober fliege, statt entspannt im November. Andererseits habe ich über die Expo noch keine Stürme der Begeisterung gehört, bis hin zur Tonalität ‚Na ja, wenn Du da bist, kannste es schon mitnehmen, aber der Rest von Japan hat mehr zu bieten‘.
Ich beschließe den Tag noch dafür zu nutzen, mir das Aquarium anzusehen, ‚eines der größten der Welt‘. Als ich dort kurz nach 15:00 ankomme, begrüßt mich ein Schild „now selling timed tickets for 18:00“. Noch werden Japan und ich keine Freunde. Ich bin auch noch nicht richtig im Groove.


Aber nun vielleicht mal langsam vom Anfang. Arbeitstechnisch war das Jahr nicht intensiv, und da kommt natürlich die Idee auf, viel zu reisen. So geisterte Japan mit Expo mir schon länger im Kopf rum. Nebenbei scheint ja Japan das ’neue Mallorca‘ zu sein, wie eine Freundin kommentierte. Im Freundeskreis auch einige Einschläge. Als dann mein Endkunde beschloss, ab Oktober die Arbeit mit Eigenmitteln zu erledigen, war es – auch ein wenig auch aus Trotz – besiegelt. Am 30.9. noch ein Oktoberfestbesuch, der 1.10. zum ausnüchtern, und am 2.10. geht’s los. Mein Flug geht über Frankfurt und Tokio. Kurz war die Strecke nach Tokio noch nie, aber seit man sich mit Russland nicht mehr gut versteht ist der Flug noch länger geworden. Knapp 12 Stunden am Stück. Bähh. Da hiflt auch die Auswahl an Videos nur bedingt. Da der Tokio-Flug nach deutscher Zeit bis ca. 2 Uhr morgens fliegt bin ich nicht müde und schaffe es nicht zu schlafen. Dann noch von Tokio nach Osaka, und um 14:00 Ortszeit schlafe ich mehrmals im Bus zum Hotel ein. Eigentlich ist mir bekannt, wie man den Jetlag in die Richtung bekämpft. Bis zum Abend durchhalten, und dann normal ins Bett gehen. KEIN Mittagsschlaf. Konsequenz ist Glücksache, ich bin soooo müde.



Vier Stunden später wache ich auf. Mein Hotel ist in Dotonbori, das Ausgehviertel von Osaka. Ich finde etwas zu essen, aber bin nicht in Kneipentour-Stimmung. Außerdem muss ich noch einiges organisieren, wie meine Expo-tickets für den nächsten Tag – siehe oben. Natürlich schlafe ich in der Nacht kaum, erst vom Morgen in den Vormittag hinein. Wenn schon keine Expo, dann was Leckeres zu Essen. Ich entscheide mich für Okonomiyaki, eine Pfannkuchen-Spezialität. Vor dem empfohlenen Restaurant ist eine 20 Meter lange Schlange, also finde ich nebenan einen Kollegen. Ich trete ein, das Restaurant ist komplett leer. Kein gutes Zeichen, aber egal. Ein freundlicher Japaner weist mich in den 1. Stock zu gehen, da sind immerhin die Hälfte der Tische besetzt. Jeder Tisch hat eine Teppan-Platte. Oh no. Eigentlich habe ich Do-it-yourself Essen auf meine Not-to-do Liste gesetzt, außer ich kenne mich genau aus (zB Käsefondue), oder habe einen Profi dabei. Aber jetzt bin ich hier, da muss ich durch. Ich bestelle das zweitteuerste Gericht auf der Karte (mit Bildern, also kein kompletter Blindflug, aber weiß ich, was der Unterschied zwischen den verschiedenen Pfannkuchen ist?). Kurz darauf kommt die freundliche Bedienung mit einer Schüssel, die nach gehacktem Weißkohl mit diversen Stücken Fisch und Fleisch darauf aussieht. Ich hindere sie am Weggehen; what do I need to do? Sie lächelt, gibt mir ein laminiertes Blatt mit englischer Anleitung, und hilft mir dann noch etwas. Unter dem Weißkohl ist wohl Mehl und Ei, und alles wird gemischt. Also Pfannkuchenteig mit sofortiger Beigabe von Leckereien. Ich mache dennoch Fehler. Alles auf einmal kann nicht passen, oder? Also wird mein erster Pfannkuchen zu dünn, hält beim Wenden nicht zusammen, und ich fabriziere Japan-Touristen-Schmarrn. Es hätte alles auf einmal zu einem 15cm großen Kuchen gehört, der dann ca. 3 cm hoch wäre. Als zweite Charge mache ich den Rest, nun dick genug. Nach der Vollendung, das erklärt mir die Bedienung noch, kann ich nach Belieben diese Soßen, diese Seetang- und Bonitoflocken und diese Gewürze über den Pfannkuchen geben. Natürlich blöd, wenn man die ganzen japanisch beschrifteten Saucen nicht kennt. Das Resultat ist OK, aber vielleicht hätte es auch umwerfend sein können, wenn es ein Profi gemacht hätte? Do-it-yourself Essen ist zu Recht auf der Not-to-do Liste. Am Abend finde ich aber ein leckeres Gyoza-Restaurant, wo mein einziger Beitrag (neben zahlen) das Essen ist.







Mein Hotel in Osaka ist eher untere Mittelklasse. Es ist das einzige, was ich neben dem Flug schon aus Deutschland gebucht hatte. Die Preise hatten mich schockiert. Fast alle Hotels über 500€ für zwei Nächte. Gut, in München kosten Zimmer um die Zeit auch so viel. Jedenfalls beschließe ich Osaka bald wieder zu verlassen; ein kurzer Check nach Hotels in Kanagawa zeigt eine große Auswahl im Bereich unter 100€ die Nacht. Also buche ich dort etwas, und verlasse am nächsten Tag mittels U-Bahn, Express-Zug und Shinkansen Osaka.

Für Kanazawa habe ich mir ein besonderes Hotel ausgesucht. Ich bekomme zwei Zimmer zum gleichen Preis. Ich selber habe Zimmer 312, meine Schuhe wohnen in Zimmer 316. Zimmer 316 ist allerdings erheblich kleiner und ist gleich neben der Lobby – alle Gäste müssen Ihre Schuhe kurz nach dem Eintreten ausziehen und sie in kleine Schließfächer (meines: 316) einsperren. Dann tritt man strumpsockert zum Check-In. Das Onyado Nono liegt zentral und ist als ‚authentisch japanisch‘ beworben, komplett mit Onsen. Das Zimmer bestätigt das. Klein aber gemütlich, mit Schiebetür zwischen Gang und Hauptzimmer, und mit einem Seidenpapier-Schiebefenster vor dem normalen Fenster. Der Boden ist mit Tatamimatten ausgelegt, das Bett ungefähr 30cm hoch, und auch die restlichen Möbel könnten einem Kindergarten entliehen sein. Auch den Onsen habe ich ausprobiert, in Europa würden wir halt Spa-Bereich sagen. Nach Geschlechtern streng getrennt, Tattoos streng verboten, textil-los, mit Sauna und warmen und kalten Becken. Wie auch im Hotel in Osaka, ein Überangebot an kostenlosen Artikeln. Wenn ich’s richtig verstehe, stammen die Onsen aus der Zeit, als man in japanischen Häusern noch häufig keine Bäder hatten. Also ist die ‚Dusche‘ ein kleinerer, niederer Bereich mit einem Hocker. Körperseife, Shampoo, Conditioner, Rasierschaum und noch zwei Flaschen deren Inhalt ich vergessen habe.




 
			
Bin wirklich beeindruckt, was du allein so alles auf die Reihe bekommst.
Habe mir die uralten Fotos von 1983 wieder rausgesucht, Osaka, Tokio, Kyoto… jo mei….lang istˋs her