Wer kennt das Filmzitat? So endet der Film „Master and Commander“. Capt. Jack Aubrey ‚tröstet‘ seinen Freund, den Arzt und Naturwissenschaftler Stephen Maturin, dass – aufgrund einer kleinen Planänderung – er jetzt doch nicht die Galapagos Inseln erforschen kann. Die Assoziation ist jetzt sicherlich, dass es auch bei uns eine Planänderung und Enttäuschung gab, aber nein, ich fand einfach den Titel schön. Etwas Ästhetik vor Wahrheit, also; aber ich greife schon wieder vor.
Zur Einordnung, wer das erst in ein paar Monaten liest: Wir sind in der letzten Juniwoche 2020. Die Corona-Beschränkungen wurden schon vor einiger Zeit bundesweit gelockert, mit der Drohung, dass alles wieder vorbei ist, wenn es in einer bestimmten Region mehr als 35 oder 50 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner in bla bla bla gibt. Gut, in Gütersloh haben sich in der Tönnies Fleischfabrik gerade 1200 Mitarbeiter infiziert, aber bis gestern wollte man das nicht gelten lassen, weil es doch reichen würde, nur den Schlachthof kurz unter Quarantäne zu stellen. Also: Konsequenz ist bekanntlich Glückssache. Die USA bleibt von Unruhen wegen exzessiver Polizeigewalt hauptsächlich gegen „People of Color“ erschüttert; Donald fängt mit Wahlkampf an und erklärt der erstaunten Menge, dass die hohen Fallzahlen in den USA deutlich reduziert werden könnten, wenn man weniger testen würde. Laut offizieller Verlautbarung des Weißen Hauses nur ein Scherz, aber keiner glaubt’s. Seit kurzem sind innereuropäische Reisen wieder möglich, vor einer Woche durften die ersten 10.000 Test-Touristen aus Deutschland wieder nach Mallorca.
Wie die meisten meiner Freunde bin ich seit Mitte März im Home Office. Aus „na ja, halt ’ne etwas schlimmere Grippe“ wurden erst zwei Wochen home office, dann immer mehr. Noch Ende Februar hätte niemand von uns gedacht, dass dieses komische Virus unsere Pläne wirklich berühren würde. Ausgangssperre? Wir sind doch in Deutschland nicht im Kriegsgebiet oder irgendeiner Bananenrepublik… Die Monate davor hatte ich auf die Frage „Wann geht’s los?“ immer bestimmt mit „1. September 2020, 11:42“ geantwortet. 11:42 weil ’42‘ sowieso die Antwort auf alles ist und überhaupt eine Uhrzeit um die Illusion der genauen Planung aufrecht zu erhalten. Als mit jeder Woche Kontaktbeschränkung, mit jedem gelesen Artikel, jede Clip auf Youtube einem selber klar wurde, dass – unabhängig von irgendwelchen Beschwichtigungen von Politikern – die Situation nicht einfach im Sommer wieder ’normal‘ würde, begann unser Optimismus zu schwinden. Ich begann, unsere Abfahrtzeit etwas zu relativieren, wollte mich nicht mehr auf 11:42 festlegen. Wäre es vernünftiger, unser Segeljahr zu verschieben? Da müssten jetzt aber ’ne ganze Menge Firmen/Leute mitspielen. Ein Sabbatjahr einfach verschieben? Während Firmen darauf beharren dass genommener Urlaub auch anzutreten ist, damit sich nicht alles in den Herbst staut? Vielleicht hätten wir es sogar hinbekommen. Aber ich hatte schon kurz vor dem Lockdown angefangen, die Tage zu zählen (Excel für mich zählen zu lassen), das 150cm lange Maßband war schon besorgt. Und nun, den Zähler einfach mal um 365 Tage zu erhöhen? Frank ging’s wohl nicht anders. Außerdem – bei allen Unwägbarkeiten (Vielleicht bringt Bill Gates bis dahin das Update, Covid 21) – wird eine Reise ab September ’21 garantiert problemlos gelaufen? Andererseits: noch steht die Seestern an Land im Hafen von Kalamata, statt dass wir sie über’s Frühjahr Richtung Westitalien gebracht haben.
Wir nehmen uns eigentlich vor, die Entscheidung mit modernen Hilfsmitteln wie Mindmaps, Brainstorming, Risk matrix usw. zu treffen, aber letztendlich entscheidet der Bauch, der sich – nebenbei – gerade mit einem Wiener Schnitzel füllte. Vielleicht müssen wir noch den Inhalt des Plans anpassen; die Fahrt über den Atlantik könnte einem Jahr Europa-Segeln weichen, aber Hauptsache wir segeln. Let’s do it!
Die Konsequenz also: vom 1.9.2020 bis zum 31.8.2021 sind wir hauptsächlich beim Segeln, mit zwei groben Alternativen:
- Sehr zielgerichtet ab September Richtung Gibraltar (reine Segelzeit ca. 12 Tage), dann auf die Kanaren, im Winter ab über den Atlantik, im Frühjahr an der Ostküste der USA hoch und dann im Sommer zurück nach Europa. Vielleicht etwas auf Kante genäht, und traurigerweise sieht man dabei ja nix vom Mittelmeer, bzw. eigentlich NUR Mittelmeer, keine netten Inseln, Buchten und Häfen.
- Den Herbst entspannt im Mittelmeer verbringen, den Winter im wesentlichen auch (vielleicht die hässlichsten Monate nicht auf dem Schiff verbringen) und im Frühjahr an der portugiesischen Küste nach Norden; halt mehr Zeit zB in der Bretagne oder in Irland/UK verbringen.
Mitsegler gesucht, Corona-Flexibilität gefordert. Bei Interesse bitte persönlich melden.