Der Fisch ist von uns Tauchern offensichtlich irritiert. Wie meine Tauchlehrerin strecke ich ihm meine Hand entgegen, wackle mit den Fingern, und da greift er an, beißt mich. Gut, es ist nur ein Clownfisch, insgesamt nicht viel größer als mein Daumen, und so ist der Biss in den kleinen Finger rein symbolisch, aber dass mich Nemo angreift hätte ich nicht erwartet. Aber so sammelt man Erfahrungen, das ist gewünscht. Ich habe mich auf den Perhentian Inseln zu einem Fortgeschrittenentauchkurs angemeldet, suche vielleicht ein wenig ‚Herausforderung‘, oder hoffe danach ein besserer Taucher zu sein – rein praktisch stehen mir danach auch mehr Tauchausflüge offen, denn der ‚Open Water Diver‘ Schein, den ich bislang habe, erlaubt mir nur Tiefen bis 18m (auch wenn das schon öfters ignoriert wurde). Außerdem – typisch deutsch – kann ich nun auf die Frage: „Und, was haste so gelernt, auf Deiner Reise?“ meinen ‚Advanced OWD‘ Schein vorzeigen, und sagen: „Das“. Um diesen wichtigen Befähigungsnachweis zu erhalten, muss man fünf Spezial-Ausbildungstauchgänge mit einem qualifizierten Lehrer absolvieren, dabei jeweils Sonderprüfungen absolvieren, und auch schriftliche Lernzielkontrollen bestehen. Von den fünf Tauchgängen sind ein ‚Deep Dive‘ und ein ‚Navigation unter Wasser‘ Pflicht, drei weitere darf man sich aussuchen – ich mache vier, Unterwasserfotographie, Nachttauchen, Wracktauchen und ‚Peak Performance Buoyancy‘ – also Spitzenleistung beim Tauchtiefen tarieren. Ich hoffe, Ihr seid jetzt alle beeindruckt. Hört sich leider wesentlich aufwendiger an, als es letztendlich gelebt wird. Man bekommt ein Buch geliehen, und muss einige Schlüsselbegriffe aus dem Buch auf einen kopierten Zettel übertragen: schriftliche Lernzielkontrolle. Mit einem Kompass in der Hand ein Quadrat mit einer Kantenlänge von 20 Metern unter Wasser schwimmen: Sonderprüfung bei Navigation. Auf dem Rücken durch einen Ring unter Wasser schwimmen: Sonderprüfung beim Tauchtiefen tarieren (Gut, das hat wirklich etwas länger gedauert, ohne Hängenzubleiben). Nach den jeweiligen Sonderprüfungen macht man das, was man sonst beim Tauchen auch macht: Fische und Korallen angucken. Auch wenn wir ein paar schöne Ecken sehen, Tauchen in dem Komodo-Archipel und auf Bali hat mich mehr überzeugt. Immerhin ist das Wrack mehr wie man es sich vorstellt – man erkennt vom ‚Sugar Wreck‘ deutlich mehr als von der Liberty – wie die Schiffsschraube, Ladebäume, Teile der Brücke, und offene Laderäume in denen kleine Haie schlafen. Ein paar Aspekte finde ich aber auch irritierend, bis hin zu enttäuschend. So bekomme ich für die Unterwasserfotografie eine kleine Kompaktkamera in einem wasserdichten Gehäuse in die Hand gedrückt. Ob ich mit so einer Kamera umgehen könne? Ja, ich kann, denn ich habe die gleiche ohne Gehäuse. Na prima, also einfach in die richtige Richtung halten und abdrücken. Wie, das war’s? Ich muss schnell feststellen, dass das Gehäuse den Blitz über weite Teile des Bildes abschattet, als ich den Verleiher danach darauf anspreche, meint er dass der Blitz eh nichts bringen würde, und widerspricht danach komplett der Theorie. Aber mit meiner Tauchlehrerin, Dana aus Tschechien, verstehe ich mich gut, und man erlebt immer wieder interessante Episoden – wie auf dem Nachttauchgang ein Blaupunktrochen, der auf der Flucht vor uns mit einem Seeigel kollidiert.
Die Anreise zu den Perhentians ist mittlerweile fast Routine. Schon am Flufhafen in Kuala Lumpur suche ich mir Begleiter – das Päarchen dort, mit deutschem Pass – wo werden die schon hin wollen, wenn sie nach Kota Bharu fliegen? Richtig geraten, und so weiß ich schon im Flieger, dass ich mir mit Jenny und Christian ein Taxi teilen werden, welches uns nach Kuala Besut fährt. Am Flughafen erstehe ich noch einen Adapter für die malayischen Steckdosen – die folgen dem englischen Prinzip mit drei massiven Zinken. Es gibt Adapter nach VDE (Verein Deutscher Elektroingenieure) für 10 Euro, und kleine Plastikadapter nach VDE (versuch’s doch einfach), die mit einem einfachen Trick die Sicherheitsmechanismen der englischen Dosen überlisten, und dann passt ein Europastecker locker. Wichtigstes Transportmittel auf den Perhentians sind übermotorisierte Motorboote – danach braucht man erstmal keine Achterbahn mehr. Problematisch gestaltet sich die Suche nach einer Unterkunft – es ist noch das verlängerte Wochenende vom 1. Mai, und einiges scheint ausgebucht zu sein. Natürlich hat der Ticketverkäufer für Taxi und Überfahrt ausreichende Möglichkeiten in Aussicht gestellt, aber ich werde bei meinem Plan-Resort erst einmal abgewiesen. Auch die nächsten drei, die ich abklappere, haben nix für mich. Zaghaft versuche ich es bei der von mir avisierten Tauchschule (zum Tauchen empfohlen, von der Unterkunft wird eher abgeraten) – die haben nicht nur kein Bett für mich, die haben auch keine Zeit für den Kurs. Ich befreie mich von dem Korsett von Preisvorstellungen und Empfehlungen, und gehe zur nächstbesten Tauchschule – die können es einrichten, dass ich den Kurs mache, und sind mir bei der Unterkunftssuche behilflich. Ihr wichtigster Beitrag ist es, meine Tasche am Nordende des Strandes abzuholen, und mich zu meinem Resort zu fahren – so bleibt mir 30 Minuten Fußmarsch bei sengender Hitze und 100% Luftfeuchtigkeit erspart.
Nach meinem Tauchkurs mache ich noch einen besonders faulen Tag, gehe am Abend mit meiner Tauchlehrerin zum Essen, und organisiere meine Weiterfahrt in die Cameron Highlands. Das ist in Malaysia wirklich kein Kunststück; Speedboat um acht, Minibus um zehn, kein Thema. Alles klappt wie am Schnürchen, ich habe sogar den ganzen Minibus für mich alleine.
Hat der Fisch net durch den Ring gepasst….was ist es den für ein Fisch.
Schon mal kein Clownfisch.