Get your motor runnin‘
Head out on the highway
Looking for adventure
and whatever comes along
Zu der Musik von Steppenwolf beginnt in Easy Rider so ein Roadtrip. Mein Roadtrip durch Malaysia beginnt zu der Geräuschkulisse von auf Chinesisch geführten Handytelefonaten. Es begann eigentlich ganz harmlos:
Nachdem mein Tauchausflug Richtung Sipadan an zu später Buchung scheiterte, beschloss ich auf Pulau Perhentian – einer Insel an der Ostküste Malaysiens noch etwas tauchen zu gehen. Ein adequater Flug würde nach Kota Bharu gehen, mit Umsteigen in Kuala Lumpur. Vielleicht ist es nur mein Eindruck, aber Flugbuchungen im Internet scheinen immer mehr hinter Nebelkerzen zu verschwinden. Man findet (ich auf swoodoo.com) einen recht preiswerten Flug, den man bei verschiedenen Agenten buchen kann. Man wird auf deren Website weitergeleitet, und muss erst einmal fünf Angebote zu Service- und Reiserücktrittsversicherungen wegklicken. Meist ist, der ‚Nein, ich will den Scheiß nicht Button‘ gut versteckt. Am Ende geht es zur Zahlung – meist gibt es eine nominal kostenlose Zahlungsmöglichkeit, die aber erst einmal den Abschluss eines neuen Kreditkartenvertrages mit der Sonder-Reise-Flug-Visa-Karte, die in den ersten zehn Minuten völlig kostenlos für sie ist erfordert. Will man mit seiner eigenen Karte zahlen, verlangt der Agent eine Servicepauschale von 15-40 Euro. Dann schaut man, ob das fünf Euro teurere Angebot vielleicht weniger Service Gebühr verlangt, und verdaddelt dabei Stunden. Jedenfalls ist der Flug irgendwann ausgebucht. Ich will nicht in KL am Flughafen übernachten, und überlege, dass ich ja auch noch nach Penang will. In Penang hat die Firma OSRAM ein Werk, deswegen ist mir die Insel ein Begriff. Der Reiseführer beschreibt sie als Perle des Orients. Gesagt, getan, ich buche den Flug und zahle die Servicegebühr von 15 Euro. Eine ehemaliger Kollegin, Wat-Tang, hat auf meine Abschieds-e-mail unvorsichtigerweise geantwortet, dass wenn ich jemals in der Gegend sei…. Das testen wir doch mal aus. Sie scheint sich wirklich zu freuen, und wir verabreden uns für den Dienstagabend zum Essen. Am Montag Abend um acht lande ich in Penang, ich beschließe die 45-minütige Fahrt nach Georgetown mit dem öffentlichen Bus 401 zu bestreiten. Von der Endhaltestelle laufe ich zwanzig Minuten zu meinem Hotel, welches sich allerdings als recht heruntergekommen rausstellt; gut, dass ich nur für eine Nacht reserviert habe. Irgendwie habe ich den Tag über nur eine labbrige Semmel im Flugzeug gegessen, so muss ich mich um zehn noch einmal schnell auf die Jagd machen. Fündig werde ich im Red Garden Night Market, wo ich nicht nur ein paar gebratene Hühnerspieße bekomme, sondern auch Livemusik – ein asiatisches Päarchen singt und tanzt auf der Bühne. Ich bin weiterhin überzeugt, chinesische Popmusik ist der Versuch, komplizierte Dreiecksbeziehungen (oder Mehrecksbeziehungen) zwischen Katzen in Originalsprache wiederzugeben. Aber ich muss mich ja nicht an alles gewöhnen.
Am nächsten Morgen suche ich mir ein anderes Hotel, setze mein Budget etwas höher an, und werde direkt um die Ecke fündig. Das Museum Hotel ist in einem alten Haus untergebracht, aber die gesamte Einrichtung und auch das Personal sind unglaublich charmant. Seinen Namen hat es daher, dass der Besitzer seiner Sammelleidenschaft hier ein paar Räume gewidmet hat, die Gästen nach Anmeldungen auch gerne gezeigt werden. Er hat sich auf die Kultur der Baba-Nyonyas konzentriert, so werden die Mischfamilien aus chinesischen Händlern und malayischen Frauen genannt, die gegründet wurden, als Monsoonregen die Händler an der Weiterfahrt hinderte. Ansonsten habe ich gerade ein Besichtigungstief – so versandle ich den Tag in meinem schönen neuen Hotel, bis ich abends um sieben Wat-Tang treffe. Sie hätte mich auch in den Red Garden geführt, da ich dort schon war ist es offensichtlich das naheliegendste, ans Festland zu fahren und dort etwas Meeresgetier zu essen. Es hat deutliche Vorteile, mit einheimischen Essen zu gehen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es eine Speisekarte gegeben hätte, aber ich hätte mich sicher nicht getraut, das ganze zu bestellen. Es gibt Chili Crab, fritierte Prawns, fritierte Fische und noch etwas Tofu. Zu der Krabbe wird ein kleiner Holzhammer geliefert, aber trotzdem ist es echte Arbeit, an die leckeren Fleischstücke zu kommen. Da sind die frittierten Prawns und Fische schon einfacher. Sie werden am Stück gegessen, wobei mir WT erklärt, dass der Fischkopf das leckerste ist. Also probieren wir’s – Fisch mit Haut und Haaren, äh Kopf und Schuppen. Das ganze mit ordentlich Bier runtergespült, dabei ein malerischer Blick auf den Containerhafen und die Insel Penang. Es ist ein wirklich netter Abend, und WT lädt mich für den nächsten Tag wieder ein. Da schaffe ich immerhin einen etwas ziellosen Spaziergang durch Georgetown, besuche das Hotelmuseum, und dann machen Wat Tang und ich uns wieder auf in die Stadt. Wir besuchen einen ungemütlichen Nachtmarkt, kaufen etwas Take-Away mit Schweinefleisch und fahren dann zu einem zweiten Nachtmarkt am Ufer wo wir den Rest einkaufen, der dann Halal ist. Bei so etwas spürt man die kulturelle Vielfalt Malaysias, wo 50% der Bevölkerung Muslimisch ist, und die größte Minderheit Chinesen. Mit Wat Tang erlebe ich wohl eher die chinesische Seite, mit dem dann folgenden Karaoke Abend auf konzentrierte Art und Weise. Ich muss mir für solche Abende mal ein einfaches Lied suchen, welches ich unter Zwang dann nehmen kann – auf meine Interpretation von „Me and Bobby McGee“ wäre Janis wohl nicht stolz.
Obwohl der Abend lang wird, steht am nächsten Morgen pünktlich um neun WTs silbergraue Mercedes E-Klasse (17 Jahre alt und 270 tausend Kilometer auf der Uhr) vor dem Hotel. Es ist Donnerstag, der erste Mai, und auch in Malaysia wird der Freitag als Brückentag genutzt. WT wollte nach Alor Setar fahren, ca. 1½ Stunden weiter im Norden. Sie ist dort aufgewachsen, und ich nutze die Chance, mal echt einheimische zu erleben. Außerdem meint sie, dass ich von dort aus genauso gut einen Bus in die Cameron Highlands erwischen kann, welches ich als mein nächstes Etappenziel identifiziert habe. Mit im Auto sitzt Yvonne, die Tochter einer Verwandten – glaube ich jedenfalls. So ganz blicke ich immer noch nicht durch. Nach meinem Verständnis kann mir WT ein Hotel in Alor Setar empfehlen, aber bis dahin erleben wir halt noch etwas zusammen. Die Gegend ist offensichtlich die Reisschüssel des Landes, und es gibt ein großes Museum zu dem Thema. Höhepunkt ist ein naives Panoramabild in einem runden Raum, den man auf einer sich drehenden Plattform sitzend beobachten kann. Das Bild stellt tatsächlich präzise das Umland des Museums dar, nur dass eben überall etwas passiert, was man zur Kinderbildung nutzen kann – es wird also Reis gepflanzt, geerntet, gedroschen und gehandelt. In anderen Räumen des Museums werden andere Aspekte der Nutzpflanze und deren Kultivierung thematisiert. Wir fahren weiter durch Alor Setar, und sammeln eine Cousine ein, und fahren dann in ein authentisches chinesisches Restaurant – ich freue mich, dass ich nicht bestellen muss. Wobei ich den Fischkopf, über den sich meine drei Begleiterinnen begeistert hermachen, vielleicht auch gar nicht gebraucht hätte. Mittlerweile wird noch ein Onkel ins Spiel gebracht, bei dem man möglicherweise übernachten könnte, und es erscheint, als ob Busse in die Highlands besser von Ipoh – ca. drei Stunden weiter südlich – zu erreichen sind. Und da wolle man am nächsten Tag eh dran vorbeifahren, das würde doch ganz gut passen. Ich bin etwas verwirrt, aber werde mich nicht verunsichern lassen. Wat Tang scheint fest entschlossen, auf mich aufzupassen. Wir fahren Yvonne und die Cousine zu deren Haus, und besuchen Kin, eine alte Freundin von WT. So sehe ich mein erstes malayisches Privathaus von innen, durchaus angenehm, bis auf die Hocktoilette. Ich erfahre das eigentliche Ziel von Wat Tangs Reise – man will in Kuala Lumpur ins Kasino gehen, und Kin fährt auch mit. Wir sammeln die Cousine wieder ein, und fahren zum Onkel. Der wohnt allerdings nicht in Alor Setar, sondern etwas südlich von Penang. Mittlerweile scheint der Plan eher zu sein, in Ipoh zu übernachten. Ich registriere die Planänderung kaum noch. Es wird schon werden. Bei dem Onkel sehe ich mein zweites Privathaus, dieses allerdings mit einer Wester-Style Toilette. Onkel zieht sich noch was an, und wir fahren weiter nach Süden, mittlerweile zu fünft im Auto. Immerhin sind die Straßen gut ausgebaut – die meiste Zeit fahren wir auf einer Autobahn. Was Malaysia allerdings wirklich brauchen könnte wären serienmäßige Spurhalteassistenten, da wäre was geboten in den Autos – mir schwebt ein Bild vor Augen, wie eine monotone Stimme ständig wiederholt „Bitte Spur halten“, ähnlich wie das sich ständig wiederholende „Wenn möglich bitte wenden“, wenn man mal wieder sein Navi ignoriert. Hinten im Auto wird telefoniert, eine lebhafte Diskussion auf Chinesisch kommt auf. Es stellt sich heraus, dass Kin ein Haus in Kuala Lumpur hat – und das könnte man auch heute noch erreichen – wäre das auch für mich OK? Mein geistiges Ohr hört das Geräusch einer Toilette, welche gerade meine bisherigen Pläne runterspült. Aber so eröffnen sich ganz andere Möglichkeiten, also – gerne!
Aber erst einmal muss gegessen werden. Meine Chinesen kennen ein tolles Fischlokal in Pantai Remis, und glauben auch zu wissen, wie man da hinkommt. Aber hat es auch am 1. Mai offen? Es wird debattiert, ob jemand die Telefonnummer hat. Ich versuche mich nützlich zu machen, und lande einen perfekten Zufallstreffer auf TripAdvisor. Ja, der Laden hat offen. So biegen wir von der Autobahn ab und fahren eine dreiviertel Stunde an die Küste. Auch hier – sehr leckeres Essen, aber auch ein paar recht gewöhnungsbedürftige Speisen, die ich selber nicht bestellt hätte. Nach dem Essen – es ist mittlerweile 20:00, machen wir uns weiter auf den Weg. Die Scheinwerfer des alten Mercedes sind nicht mehr die Besten, und so fährt WT die meiste Zeit mit aufgeblendeten Scheinwerfern – Abenteuer muss sein. Zum Abenteuer gehört offensichtlich auch die Route, es wird diskutiert, ob man etwas direkter auf der Landstraße fährt, oder lieber einen kleinen Umweg und wieder auf die Autobahn. Auch wo man tatsächlich jetzt abbiegen müsste, wird kontrovers diskutiert. Ich zücke wieder mein Schlautelefon, und lasse mir zwischen Funklöchern die Route berechnen. Ich schummle ein wenig, weil mir die Fahrerei nachts auf der Landstraße eher unsicher erscheint, und gebe den Navigator. Wenn möglich bitte wenden, in 2,8km rechts abbiegen, so lotse ich unser Schiff sicher nach Kuala Lumpur, wo wir schließlich um 23:00 ankommen. Auf dem Weg plane ich neu: Ich fliege von KL auf die Perhentian Inseln, und fahre dann mit dem Bus über die Highlands wieder zurück – und den Flug für den nächsten Morgen buche ich auch gleich. Der Plan mit dem Haus von Kin ist mittlerweile vom Tisch, wir übernachten bei dem Bruder der Cousine. Erst später wird mir klar, dass der Bruder der Cousine auch der Sohn des Onkels ist. Leider ist der Bruder noch nicht daheim, er arbeitet beim Fernsehen und es muss noch eine kommende Sendung geplant werden. Als er nach einer halben Stunde kommt, gibt es ein großes Familienwiedersehen. Offensichtlich geht es dem Bruder – Christopher Lo – gar nicht schlecht. Er wohnt in einem schicken Townhouse, und ich bekomme ein Platz auf dem Sofa im Gästezimmer. Es stellt sich heraus, dass er erst am Morgen aus Berlin zurückgekommen ist. Wir unterhalten uns noch zwei Stunden, dann gehe ich ins Bett – mein Taxi kommt am nächsten Morgen um sieben.
Hallo Chris,
habe beim lesen wieder herzhaft gelacht und mich an so manchen Aufenthalt in Malaysia erinnert gefühlt. Planen kann man da gar nix, wenn ein Malay mal beschlossen hat sich um einen zu kümmern 🙂
Lg, Thiemo
Fluege.de ist furchtbar, mach ich nimmer.
Weiss auch nich wer gut ist.
Swoodoo ist fürs Preisgefühl und dann buch ich mittlerweile bei der Fluggesellschaft direkt.
Sch…. au die 7,45 E Ersparnis die es nach allen gebühren sind.
Bei Emirates hab ich dann sogar noch die Flughafen S-Bahn bekommen.
Bingo.
Und bei Problemen kann mich sich dann am Schalter ich besser aufmandln….