Leider hat das Dokument von Dottore Rigoletto nicht gereicht. Nach den alten Regeln wäre das wohl eine Entscheidung gewesen, aber mit der neuen Regelung ist alles anders. Wenn wir’s richtig sehen, möchte die Regierung von Sizilien nicht nur Reisende aus Risikogebieten (Malta zählt aus Sicht von Italien dazu, aber nicht aus deutscher), nicht nur Reisende allgemein, sondern die gesamte Bevölkerung von Sizilien testen. Die haben aktuell wahrscheinlich auch Spaß in der dafür zuständigen Präventionsbehörde, und die muss nun auch noch entscheiden, ob wir getestet werden sollen. Nach diversem Austausch mit der deutschen Botschaft wird auch klar, dass die mit Dr. Rigoletto gesprochen haben. Wahrscheinlich verursachen wir einen mittelschweren diplomatischen Zwischenfall.
Frank schreibt heute nochmals die Präventionsbehörde an, Botschaft in BCC:. Am Vormittag kommt eine Dame und meint in gebrochenem Englisch „for you – message“. Sie winkt von der Kaimauer mit einem Zettel. „I want to warn you: Today someone will come for the swab test…“ Es ist ein Bildschirmausdruck von Google-Translate, und im italienischen ist das ‚warnen‘ „avvissare“. Das hört sich eher nach ‚mitteilen‘ an. Witzig. Auf unsere Emails wird nicht reagiert, stattdessen rufen die italienischen Behörden im Büro unserer Marina an, und die sollen uns bitte ausrichten. Dabei schreiben wir unsere Mails brav auf Italienisch, maschinell übersetzt und zurückübersetzt zur Prüfung. Aus Sicht des Empfängers können wir also italienisch. Wir sind gespannt. Wir haben mittlerweile beschlossen, dass wir das jetzt durchziehen. Zwischenzeitlich hatten wir überlegt, einfach weiterzufahren, dann eben keine Einreise nach Sizilien. Aber wo jetzt schon so viele Leute beschäftigt waren…
Um vier ist wieder Aktivität an der Hafenmauer. Im Gegensatz zu den falschen Alarmen bisher läuft nun ein in Krankenhaus-Grün gekleideter Mensch umher. Er reagiert nicht auf Franks winken, sondern geht erst zum Marinabüro. Dann kommt er zu uns. Er stellt Identitäten fest. Am ausgetrecktem Arm halten wir ihm unsere Personalausweise hin. Beim Buchstabieren der email-Adresse hapert es dann. Ich biete an, es ihm aufzuschreiben. Oh, danke. Den Stift darf er nicht mehr anfassen, der muss jetzt desinfiziert werden. Der Zettel ist OK. Er geht zum Auto zurück. Dort verkleidet sich mittlerweile Paolo in seinen Reinraumanzug. Dass es Paolo ist, erkenne ich, da sein Gesichtsschutz entsprechend markiert ist. Mit dabei der Kollege in grün und eine Frau mit Tüten. Ich frage, ob ich die Szene fotografieren darf, aber nein. Der Stift wird desinfiziert. Wer darf ihn jetzt halten? Dann nimmt Paolo sein Proberöhrchen und macht bei Frank den Rachen und Nasenabstrich. Dann komme ich „Christian Norbert?“ Ja, ich. Der Rachenabstrich kommt dem Nahe, sich den Fingern in Rachen zu stecken. Ich huste heftig. Andere Seite. Wieder Husten. Oh nein, husten ist doch ein Covid Symptom. Aber Paolo beruhigt mich – don’t worry, it’s normal. Der Nasenabstrich ist nochmal unangenehm, aber ich ertrage ihn als Ausgleich für mein Husten. Die Frau mit den Tüten hält jeweils die Beutelchen auf, in denen die Proberöhrchen verschwinden, und eine Mülltüte bereit, in dem dann Paolos Handschuhe verschwinden. Sie meinen, dass es ein Ergebnis in 24-48 Stunden gibt, und marschieren wieder zu ihrem Fiat Panda. Erst mal ein Bier.
Und das Resultat des Test ist:
Sounds like Ebola to me. Not like that bad beer that you should stay away from…