Die alten Könige im heutigen Myanmar waren irgendwie komisch. Alle paar Herrscher haben sie die Hauptstadt verlegt. Deshalb ist der Begriff ‚ehemalige Königsstadt‘ hier nicht besonders exklusiv – alle möglichen Dörfer können das behaupten. Herausragend dabei ist aber Bagan, mit einer Blütezeit so um 1100 n.Chr. wurden hier über 4000 Pagoden und Tempel gebaut, von den heute noch ca. 2000 (mehr oder weniger) erhalten sind. Die weniger gut erhaltenen sind nicht mehr vergoldet. Irgendwie erfrischend nach der ersten Woche, die nicht minder beindruckenden Ziegelbauten der alten Tempel zu sehen. Auf einem ca. 36km² großen Gebiet kann man praktisch keine 100 Meter laufen, ohne über eine Pagodenruine zu stolpern. Yan beruhigt uns, wir müssen nicht alle besichtigen. Nur die größte, die schönste, die heiligste, die älteste, die für Sonnenuntergänge am geeignetste, die höchste, die für zwei Prinzessinnen. Und dann noch die Pagode am Mount Popa, heiliger Berg…
Ein besonderer Höhepunkt in Bagan ist die Fahrt in einem Heißluftballon. Auf Monate hinaus ausgebucht, man hat keine Chance wenn man erst im Oktober bucht – es wird einem nicht mal mehr vom Reisebüro angeboten. Meine Frage danach in Mandalay wird mit herzlichem Gelächter quittiert. Schade, aber Geld gespart. Zwei Tage später wird überraschend doch noch Platz frei. Zwei aus der Gruppe und ich dürfen mit, wenn wir noch wollen. Also am zweiten Tag wieder um 4:30 aufstehen, 250€ auf den Tisch des Hauses, und los geht’s. Auf einem Fußballfeld nördlich des Pagodenfeldes liegen in der Dunkelheit zu erahnen ein paar Ballonhüllen. Leicht verfroren werden wir aus dem Bus geworfen, bekommen etwas warmen Tee. Sicherheitseinweisung, Aufteilung auf die Ballons. Mein naiver Glaube, dass so eine Kanzel vielleicht vier Personen fasst, wird bald zerstört. Sechzehn Passagiere und Pilot passen in das putzige Körbchen, 2,5 Tonnen wiegt das gesamt Ensemble. Mit aufkommender Dämmerung offenbaren sich langsam neun gigantische Ballons auf dem Feld. Als erstes wird die Hülle mit zwei benzingetriebenen Ventilatoren mit etwas trockenem Gras und Luft gefüllt, dann setzt die Stichflamme des Brenners ein. Langsam richtet sich die Hülle auf, der Korb ist nebenbei noch am Bus festgebunden. Wir steigen ein. Unser Fahrer, Nobby aus England, trödelt rum, wir kommen fast als letztes weg. Wir gewinnen kaum genug Höhe, um den ersten Baum zu überfliegen, streifen noch ein paar Äste. Das kann heiter werden. Alle anderen Ballons sind schon viel weiter. Wir gewinnen einfach nicht an Höhe, dabei habe ich mein Gewicht ehrlich angegeben. Weitere Bäume und Palmen werden von unserem Korb durchpflügt. Nobby klärt uns auf: die weiter oben fliegenden Ballons sind in einer Windschicht, die eher nach Süden bläst; das findet Nobby blöd, weil er erst nach Westen will, da kommt man an mehr oder schöneren Pagoden vorbei. Und der Ostwind ist halt auf Baumwipfelhöhe, und deshalb fahren wir auch noch durch die nächste Palme. Und tatsächlich, wir fahren nach Westen, nur wenige Meter an der Dingenskirchenpagode vorbei. Auch an der Schlag-mich-tot-Pagode kommen wir perfekt vorbei, offensichtlich ist der Fahrer glücklich, wenn er den Schatten des Ballons direkt über die Pagode bringt. Sieht auch wirklich beeindruckend aus. Meilenweit von den anderen acht Ballons ziehen wir unsere Bahn. Dann meint Nobby, dass wir jetzt die Richtung ändern müssen, und steigt. Geht ja doch. Nach kurzer Zeit sind wir der höchste Ballon, die acht Loser-Ballons unter uns geben ein tolles Fotomotiv ab. Erstaunlicherweise (für mich) landen alle Ballons nebeneinander auf einem anderen Feld. Richtig eingeparkt. Während ca. 10 Burmesen unseren Ballon bändigen und zusammenpacken bekommen wir ein ‚Champagne Breakfast‘ mit Prosecco Rosé. Ich bin restlos begeistert, stelle aber nach der Fahrt fest, dass ich meine Kamera nicht perfekt eingestellt hatte (Autofocus aus wegen der Fotos in der Dämmerung). Auf dem Display sehen wie dennoch gut aus, mal sehen wie’s auf dem großen Bildschirm wird.
In Bagan kommt auch die Situation mit den Souvenirverkäufern auf einen neuen Höhepunkt. Beim Besuch eines Tempels, und besonders danach beim Einsteigen in den Bus, werden wir von Souvenirverkäufern umringt. Sobald der Bus anfährt, schwingen sich die Verkäufer aufs Moped und folgen uns zur nächsten Pagode. Ich kaufe zwar immer noch nichts, aber einer besonders hartnäckigen Verkäuferin mit bezauberndem Lächeln drücke ich am Ende einfach so einen Schein in die Hand „2 points for effort“.
Insgesamt ist Bagan ländlicher, und wir unternehmen einen ca. 70km langen Ausflug mit dem Bus. Dabei ändert sich langsam unser Foto-Schwerpunkt. Statt goldener Pagoden oder andere kulturhistorisch wertvollen Monumente rückt das Leben der einfachen Bevölkerung in den Vordergrund. Ochsenkarren sind hoch im Kurs, weibliche Straßenarbeiterinnen, die Schotter in Körben auf dem Kopf tragen, sich im schlammigen Wasser waschenden Burmesen (der Longhi, also Wickelrock, bleibt dabei an) und die improvisierten Tankstellen wo Treibstoffe in Liter-Plastik-Wasserflaschen verkauft wird (am letzten Tag schaffen wir es noch für eine entsprechende Szene für unseren Videofilmer zu provozieren: 1000 Kyat spendiert, der Sohn der Tankstellenbesitzerin schnappt sein Moped, fährt um’s Haus, verhandelt mit seiner Mutter, übergibt ihr den Tausender, und schüttet fotogen einen Liter Benzin in seinen Tank.)
„Das goldene Land“ 100 Jahre Burma Myanmar Diese Ausstellung läuft bis 12.1. im Völkerkundemuseum. Nach deinen Berichten wurde ich neugierig und sollte mir diese Fotoausstellung ansehen.Wann schickst du die ersten Fotos?
Ich versuche in Laos mal einen Relax-Bungalow zu finden, und dann mal aus den 3500 Fotos bisher ein paar representative rauszufischen. Mit dem Schnecken-PC wird das eine echte Herausforderung.
Nobby – cool, Love it!
Und relax, wenn die FOTOS NIX werden dann lad ich Dir die vom Rübli runter.
Der hat ne tolle BaganBallon Serie.