„Uiiii, das Sushi sieht lecker aus, können wir kurz welches Essen, geht ganz schnell?“ Eigentlich hätte ich da Einschreiten müssen. Klar sieht das Sushi lecker aus, Kanazawa liegt auch am Meer, und die Reiseführerin hat eben erklärt, dass es hier am allerfrischesten ist, im Omicho Market. Aber echt, müssen wir unsere dreistündige Walking Tour damit verbringen, der englischen Familie beim Essen zuzusehen? Emi erklärt in der Zwischenzeit etwas mehr über Kanazawa.
Es ist meine Disziplinlosigkeit, die mich auf diese Tour von ‚get your guide‘ gebracht hat, und ein Tipp von Doro (dazu mehr später). Fester Zeitpunkt, sich etwas erzählen lassen, und ein paar Tipps für den morgigen Tag abgreifen, den ich ‚zur freien Verfügung habe‘. Witzig, die Formulierung, ich hab Urlaub; alles ist freie Verfügung. Ich habe meinen Jetlag noch nicht überwunden, miserabel geschlafen, bzw. eben nicht, und so die Zeit zwischen Frühstück und der Tour um 14:30 im Hotel mit dösen verbracht, entgegen meines Vorsatzes, mir vor der Tour das Samurai-Viertel anzusehen.
In der Tour sind wir drei Fraktionen, Cindy & Bill aus Kanada, eine fünfköpfige Familie aus England mit israelischen Wurzeln, und ich. Emi, die Guide, hatte, während wir auf die Engländer warteten, das Programm für die nächsten drei Stunden erläutert, am Ende werden wir nur zweieinhalb der vier geschafft haben. Aber mei, you gotta go with the flow. Wir besuchen zwei Geisha-Viertel, wobei ich diesen Beruf noch immer nicht so richtig verstanden. Emi beteuert, dass Geishas ein sehr respektierter Beruf ist, nix schlüpfriges. Doppelschwör! Zehn Minuten später erklärt sie, dass die Treppe dort auf japanisch ‚der dunkle Pfad‘ heißt, weil dort die Geschäftsleute nicht gesehen wurden, wenn Sie zu den Geishas gingen. Hmmmm. Im zweiten Geisha-Teehaus-Viertel gibt es ein Eis, mit Blattgold. Für die Blattgold-Herstellung (oder Herstellung von Produkten mit Blattgold) ist Kanazawa berühmt, weil dazu hier schon immer die richtige Luftfeuchtigkeit herrschte. Ich kann’s mir trotzdem verkneifen und – spoiler alert – habe auch nicht lauter blattgoldbelegte Mitbringsel für Euch gekauft. Am Ende des Tages sehen wir noch kurz die Burg von Kanazawa, bekommen ein paar Tipps, es ist jetzt 17:30, Emi muss gehen – tschüss! Immerhin habe ich mit Cindy und Bill Gesellschaft für’s Abendessen gefunden.





Am Abend im Hotel mache ich noch den Rest der Reise klar. Doro hatte mir den Tipp gegeben, dass es auf Get your Guide noch Karten für die Expo gibt, als Tour verpackt. Ich bin zwar noch etwas skeptisch, nach der ganzen Personalisierungsorgie auf der Website, aber ich habe jetzt eine Tour für den 12.10. gebucht, ein Sonntag. Erkenntnisgewinn: die überraschend hohen Hotelpreise sind nicht geographisch begründet, sondern liegen hauptsächlich am Wochenende. Nach Kanazawa habe ich Hiroshima gebucht, drei Übernachtungen in besserem Hotel für unter 300€. Hätte ich noch den Samstag drangehängt, dann wären es vier Übernachtungen für ca. 700€ geworden. Dann lieber nicht morgens um sechs von Hiroshima zur Expo fahren, sondern ein billiges Hotel in Osaka suchen. Am 15. Oktober wechsele ich übrigens das Land. Meinen Rückflug habe ich von Taipeh/Taiwan aus gebucht; da war ich noch nie, und auch dieses Land steht bekanntlich vor geopolitischen Herausforderungen. Die restliche Zeit verbringe ich in Kyoto.
Der nächste Tag bestätigt mein Konzept, mehr gebuchte Activities zu machen – ich komme nach beschissener Nacht erst am Nachmittag raus, um mir Kanazawa Castle und den Kenroku-En Garten anzusehen. Der Garten ist wirklich schön.



















Abends dann ein Yakitori-Restaurant gefunden, sechs kleine Spieße für 3 €, eher hemdsärmelig serviert. Danach werde ich gut schlafen.
