Ein Frage der Perspektive

Und, wer erkennt sie? Das ist die berühmte Brücke von Ronda.  Die Perspektive ist ungewöhnlich, aber eigentlich ist das die wichtige Funktion der Brücke – sie verbindet die zwei Stadtteile von Ronda die jeweils auf den Berggipfeln beiderseits einer tiefen Schlucht gebaut worden sind. Ich frag mich sowieso, warum man unbedingt auf beiden Berggipfeln ein Stadtteil bauen musste? In die moderne Zeit übertragen ist es wahrscheinlich so, wie wenn Leute billiges Wohnbauland neben dem Gewerbegebiet kaufen und danach eine Bürgerinitiative gründen, die für das Gewerbegebiet Lärmschutz und Immissionsschutzauflagen erwirkt, die praktisch das Gewerbetreiben nicht mehr erlauben. Wie auch immer, jetzt ist die Brücke da, und für uns ist sie auch ganz praktisch. Auf der einen Seite gibt es eine Stierkampfarena zu sehen (von außen), auf der anderen Seite gibt es ein Stadttor mit einer Kneipe. So wechseln wir nach erledigtem Kulturprogramm die Stadtviertelseite (Stadthälftenseite), und nehmen in der Mittagssonne Platz – ich gönne mir einen Tinto Verano. Nach erfolgter Ersterholung laufen wir 50 Meter weiter und gehen essen. Die Spezialität hier sind Montaditos – kleine Stückchen Baguette mit leckeren Schweinereien drauf.

Wir machen heute einen Ausflug in die andalusischen Berge, Hauptziel Ronda. Mit dabei ist Christina, die wir in Fuengirola abgeholt haben (nach Fuengirola geht von Malaga aus ein Zug). Im Treffpunktcafé haben wir noch Erhard getroffen, mein bester Freund aus Grundschulzeiten. Bislang hatte es nicht geklappt mit einem Treffen, und so können wir bei einem schnellen Kaffee ein paar Pläne schmieden. Im fliegenden Wechsel nimmt Christina Erhards Platz am Tisch ein, noch schnell ein Kaffee für Christina, und auf geht’s. Wer mit der Costa del Sol nur Strand in Verbindung bringt, irrt sich. Kurz hinter der Küste geht’s steil in die Berge rauf, die erst saftig grün und dann eher karg sind.

Nach dem Hauptkulturprogramm in Ronda besuchen wir einem Tipp entsprechend noch ein paar Bergdörfer. Durch Zufall führt uns die Straße als erstes nach Júzcar, ein Dorf dessen USP die blau getünchten Häuser sind. Wirkt irgendwie wie Schlumpfhausen, ein Eindruck, dem durch die über zwei Meter große Statue eines Schlumpfes weiter Vortrieb geleistet wird. Die erste Info war, dass in dem Dorf tatsächlich der Film „Die Schlümpfe“ gedreht wurde, eine nachgelagerte Recherche ergibt allerdings, dass es sich um eine Marketingmaßnahme zum Filmstart handelte. Dennoch, ein paar Selfies mit Gargamel, eine schwarze Katze streicheln, und weiter nach Igualeja. Hier ist die Quelle des Flusses Río Genal, es gäbe auch hier eine offene Kneipe, aber erstens müssen wir langsam zurück, und zweitens fängt es an zu regnen, was dem malerischen Eindruck etwas schmälert.

Wir beschließen, in Fuengirola noch gemeinsam Abend zu Essen – am letzten Abend in Spanien hätte Christina gerne Paella gehabt. Schwieriger, als es sich anhört (ein paar Tage später erfahre ich von Erhard, dass ein echter Spanier niemals Paella am Abend essen würde – viel zu schwer), aber am Ende finden wir ein Restaurant, bekommen eine angebrannte Reispfanne mit ein paar Shrimps oben drauf (would not recommend), und unser Gast erwischt noch einen ausgangssperren-konformen Zug zurück nach Malaga.

Ach übrigens: wer lieber die gewohnte Perspektive hat: hier die Brücke von Ronda, wie meistens fotografiert.

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