Synthesizer, etwas Papageiengeschrei im Hintergrund, Bum Bum Bum, dub dub dub, Papagei, Kathedraleneffekt, dub-di-dub-di-dub, Sternschnuppensound, etwas Holzxylophon, noch ein paar Dschungelgeräusche dub-di-dub-di-dub. Ich gestehe, Trance und wie auch immer das Zeug genannt wird ist nicht so wirklich meins. Frank kennt sich besser aus, ich frage ihn dann immer wieder: „und wann fängt das Lied AN?“. Gibt’s da einen Text, worum geht’s? („Well now I’m no hero that’s understood / All the redemption I can offer, girl, is beneath this dirty hood / With a chance to make it good somehow / Hey what else can we do now? / Except roll down the window and let the wind blow back your hair“ – Da habe ich einen Bezug dazu. Gut, ich würde das Auto waschen, bevor ich Mary versuche damit rumzukriegen, aber egal). Aber, aber wir sind in Ibiza, und was fällt mir dazu ein? Irgendwelche Leute, viel cooler als ich, die zu Café del Mar Sounds grooven, oder was auch immer halt coole Leute tun. Also Ibiza = Café del Mar. Interessanterweise ist das Café ein tatsächlicher Club, und er ist hier, in Sant Antoni de Portmany, wo wir heute Abend in die Marina fahren. Google meint, das Café ist ab 17:00 geöffnet, der fünf Jahre alte Revierführer meint, dass die Saison spätestens im Oktober zu Ende ist. Der freundliche Marinero, der uns empfängt, ist neu in dem Job, es dauert recht lange, bevor er unsere Daten aufgenommen hat, sie fünfmal laut wiederholt hat, und uns am Ende glaubt, dass wir den richtigen Preis ermitteln konnten: 2x 25,16 = 50,32€. Gut, offensichtlich hat dabei die spanische Mehrwertsteuer gefehlt, aber egal, wir haben eine Quittung. Wir hasten in Richtung West-Strand, um noch den Sonnenuntergang mitzubekommen.
Machen wir’s zusammen? Ihr sucht schnell in Spotify, Amazon unlimited, oder im CD Regal eurer Geschwister oder wo auch immer nach „Cafe del Mar“ sounds. Dann macht Ihr Euch ein Cocktail. Ich denke, ein Kaffee ist nicht angemessen, aber sicher bin ich mir nicht. Vielleicht geht auch eine Dose Bier oder ein Glas Wein. Dann sehr Ihr Euch die Fotos an. Und jetzt das wichtige: Ihr lasst den Cocktail in der Küche stehen, und dreht die Lautstärke auf NULL (das Café hat ja zu). Dann betrachtet Ihr in aller Ruhe den Sonnenuntergang, der jahreszeitbedingt nicht über dem Meer, sondern über einer Insel stattfindet.
Wenn er fertig ist, könnt Ihr gerne klatschen – so wäre es wohl Usus, wenn hier außer uns noch Tausende andere wären. Wenn Ihr genug habt, wendet Euch ab, und geht in die Küche, um den Cocktail zu trinken. Gerne könnt Ihr dann auch im dunkeln Trance oder Deep House hören. So unser Café del Mar Erlebnis. Jetzt wollen wir mal ehrlich sein – wären hier tausende coole, groovende Menschen, würde ich sofort einen Corona-Super-Spreader-Event wittern, und hätte wahrscheinlich sowieso keine Lust. Unser Café del Mar Erlebnis, also:
In der ersten Nacht in Sant Antoni gehen wir aus Faulheit in ein thailändisches Lokal in der Nähe der Marina, in der zweiten – ein Montag – finden wir kaum noch eine Alternative. Nachsaison und Corona verwirrt auch Google (mittlerweile rufen wir bei jedem potenziellen Lokal an, ob sie tatsächlich offen hätten. Häufig heißt es: „lo siento, estamos cerrado“, was sich praktisch mit ’nein‘ übersetzten lässt). Dabei erfahren wir auch witziges: die Corona Regeln in Ibiza erlauben keine Bewirtung in geschlossenen Räumen. Darauf weist uns ein Lokal ab, dessen Terrasse proppevoll ist, aber das zehn leere Tische direkt hinter den offenen Terrassenfenstern hat. Der Thailänder hingegen hat einen hermetisch abgeschlossenen Wintergarten, und erfüllt so wohl die Auflagen. *Face-Palm*.
Nach der Cala Salada aus dem letzten Beitrag haben wir noch eine Nacht auf der Isla Conejera verbracht, unterhalb eines Leuchtfeuers, welches die westlichsten Vor-Inseln von Ibiza bezeichnet. In Sant Antoni kostet der Liegeplatz für einen Monat nur noch den Gegenwert einer 1 ½ Zimmer Wohnung in München, falls es also in die Grütze geht, würden wir das Schiff vielleicht hier liegen lassen. Heute sind wir an die Südspitze von Ibiza gefahren, morgen geht’s auf nach Formentera.
Tja – das ist Nebensaison, wie man sie kennt. In Paphos im Februar mussten wir auch immer suchen, welches von den drei überhaupt noch offenen Restaurants die Schicht am jeweiligen Abend übernommen hatte – es gab eine Souvlaki-Grill-Imbissbude, eine Taverna und ein sehr gutes Meze-Restaurant im Wechsel. Und das war ohne Corona! Aber – praktisch nirgendwo Touristen. Reisen wie vor 100 Jahren.