[gehört eigentlich vor den Post von Tulamben, und wird auch irgendwann dorthin zurücksortiert]
Ein kurzer Ruf, ein erhobener Arm zeigt nach links vorne, die Long-Tail Motoren knattern auf zum Halali. Die Rückenflosse eines Delfins wurde gesichtet, und fünf kleine Boote setzen zur Verfolgung an. In den Booten werden die Waffen vorbereitet. Je nach Anspruch und Budget kompakte Digicams, teure Spiegelreflexkameras, Handys oder Tablets, alle zeigen in die Richtung wo etwas Wassergekräusel andeutet, dass hier der Meeressäuger untergetaucht ist. Morgengrauen vor Lovina, im Norden von Bali. Ob es auch den Tieren vor den Booten graut, die sie jeden Morgen von sechs bis acht umkreisen? Wahrscheinlich sind sie’s gewohnt, die Fotos tun ja auch nicht weh, und vor den Longtail Schiffsschrauben halten sie sich offensichtlich fern. Die Boote gleichen beim Anblick Wasserläufern – ein schmaler hoher Rumpf, an jeder Seite ein hoch montierter Ausleger, der am Ende zum Wasser knickt, wo ein Schwimmkörper aus einem versiegelten Abflussrohr das Schiff stabil hält. Pro Boot fahren vier Passagiere mit zum Dolphin-Watching. Wir sind in Lovina extrem unentschlossen unterwegs, haben deshalb tagsüber alle Angebote abgelehnt, und gehen jetzt auf Verdacht um 5:45 zum Strand. Meine Hoffnung, hier die beste Verhandlungsposition zu haben bewahrheitet sich nicht, offensichtlich gibt es einen Kapo, der den Standardpreis (4€) nennt und danach auf die Boote zuteilt. Na gut, trotzdem. Gefühlt machen sich dreißig Boote vom Strand aus auf’s Meer, wo es in einer hohen Wolke weiterhin blitzt. Über dem Land deutet sich aber ein schöner Sonnenaufgang an. Es wird besser als wir erwarten – der Pulk von Boote löst sich auf, offensichtlich treiben auch die Delfine ein Spiel und ziehen uns in unterschiedliche Richtungen. So sind es am Ende eben nur noch fünf Boote, das ist überschaubar, und wir sehen einige Delfine. Einer davon besonders verspielt, steigt senkrecht auf seiner Schwanzflosse aus dem Wasser und fällt dann rückwärts wieder hinein.
Die Delfine sind die Hauptattraktion von Lovina, ein ansonsten beschauliches Dorf. Immerhin hat unsere Unterkunft ein Abkommen mit dem luxuriöserem Hotel nebenan, die Poolbenutzung ist inklusive, und dort verbringen wir die meiste Zeit. Wir haben ein Standardzimmer gebucht, deswegen nimmt der Page die Fernbedienung der Klimaanlage mit. Nach einer durchschwitzen Nacht kaufe ich für knapp vier Euro das Upgrade auf den Deluxe-Room und bekomme die Fernbedienung wieder. Eine Viertelstunde den Strand entlang kommt man nach Downtown Lovina, hier locken einige Bars und ein Night-Market mit sehr ursprünglichen, aber leckeren, Fressständen. Da war die Fahrt hierher interessanter. Nach langem Hinreden konnten wir eine Day-Tour kombinieren mit dem Transfer, und einen geringen Preisvorteil gegenüber der Summe beider Elemente erreichen. So besuchen wir erst die Reisterrassen um Ubud – sehr malerisch, einen Rock-Tempel, mit massiven, aus dem Stein gehauenen Gebäuden in einem Tal, und danach den Wassertempel. Hier locken heilige Quellen gläubige Hindus und verschwitzte Touristen. Man bekommt einen Sarong für’s Wasser, und taucht nacheinander in drei Becken mit immer heiliger werdendem Wasser. Offensichtlich macht heilig kühl, denn das ist der Hauptunterschied den ich bemerke. Danach werden wir auf eine Kaffeeplantage gefahren, auch andere Gewürze werden angebaut. Eine kostenlose Tee- und Kaffeeprobe ist inklusive, offensichtlich in der Hoffnung, dass man danach auch etwas käuflich erwirbt. Mangels Platz haben zwar sowohl Caroline und ich angekündigt, dass wir nichts zum mitnehmen kaufen können, aber immerhin kaufe ich für €3,30 eine Tasse Kopi Luwak. Kopi Luwak ist der teuerste Kaffee der Welt, er wird aus Bohnen gewonnen, die zuvor einige Zeit in der Verdauung eines katzenähnlichen Pflanzenfressers (ein Fleckenmusang, hatte ich vorher noch nie gehört) verbracht haben. Offensichtlich sind Kaffeebohnen eher so etwas wie Kirschkerne (Ihr könnt das ja mal kurz auf Wikipedia suchen), und diese Kirschen werden von den freilaufenden Luwaks gefressen, bzw. in dieser Plantage an die in kleinen Käfigen gehaltenen Tiere verfüttert. Die Bohnen werden nicht verdaut, aber offensichtlich werden ihnen durch die verschiedenen Enzyme Bitterstoffe entzogen, und danach ist der Kaffee besser. Der Kaffee wie ich ihn trinke ist auch wirklich nicht schlecht, aber ein Kilo davon kostet schon auf Bali fast 260€, und um soooo viel besser finde ich ihn jetzt auch nicht. Außerdem braucht es etwas, sich von dem Bild zu lösen, dass man hier geröstete Katzenkacke trinkt, auch wenn sie uns anhand verschiedener Schaubilder glaubhaft machen können, dass intensive Reinigungsprozesse folgen, nachdem der Kot (der wie ein Voll-Nuss-Müsliriegel aussieht) eingesammelt wurde. Danach noch ein Blick auf den Mt. Batur Vulkan, ein kurzer Stop in einer Garküche vor Lovina mit unserem Fahrer, und fertig ist das Tagesprogramm.
Am morgen nach dem Delfinausflug fahren wir weiter – allerdings in unterschiedliche Richtungen; erst einmal endet damit die Caroline & Chris Show. Irgendwie hat es nicht ganz so geklappt wie wir (oder ich) gehofft hatten. Zu unterschiedlich waren Budgets, Temperamente und Erwartungen, und nach den vielen Monaten unterwegs hatte gerade keiner von uns beiden einen großen Köcher an Aktivitäten, die wir unbedingt beide machen wollten – und zwei Leute die gegenseitig hoffen, sich einer tollen Idee des anderen anschließen zu können sind auf Dauer kein Rezept für gemeinsames Reisen. Caroline taucht nicht, sie ist mit dreizehn fast ertrunken und deshalb kein Freund von Wasser (Schnorcheln nur in Schwimmweste, bleibt im Pool im Nichtschwimmerbereich, da ist ein Tauchausflug für sie alles andere als attraktiv, ihren Plan in Sanur einfach ein wenig am Strand zu liegen lockt mich hingegen auch nicht, also fahre ich nach Tulamben zum Tauchen, während Caroline auf ihren Bus nach Sanur wartet. Schade.
Kopi Luwak (seit dem Jack Nicholson Film „The Bucket List“ kenne ich das auch) – aber echten zu kriegen, ist wohl nicht so einfach, so viele Katzen gibt es ja auch nicht und die Sammelei ist auch echt aufwendig … Wikipedia schreibt auch: „Der hohe Preis verleitet die Einheimischen dazu, die für die Produktion des „Katzenkaffees“ unerlässlichen Schleichkatzen zu fangen und mit Kaffeekirschen zu füttern. Nach Angaben von Tierschutzorganisationen werden dabei inzwischen Zehntausende von Tieren äußerst beengt in Käfigbatterien gehalten, wo sie fast ausschließlich und nicht artgerecht mit Kaffeekirschen ernährt werden“ … also trink das Zeug bedächtig …
Das kann ich leider bestätigen. Aber ich bin eh kein Fan geworden.