Langsam tun die Beine und Füße wirklich weh. Flipflops sind wohl nicht das ergonomischste, und ich stehe damit nun schon sieben Stunden rum. Vor einer halben Stunde dachte ich das erste Mal, dass Bruce Gnade walten lassen würde, aber statt dessen hat er nur das nächste Lied angezählt. Ich bin mal wieder auf einem Bruce Springsteen Konzert. Vielleicht hätte ich es verschusselt, aber Steve hat im Dezember bei meinen Blog/Travel Plans die Konzertdaten einkommentiert; und es hat ja wirklich ganz gut gepasst. Mein Anreisedatum war durch das Segeln relativ festgelegt, und es macht Sinn in Adelaide anzufangen. Und wenn Bruce dann halt zufällig auch in Australien ist – was kann ich dafür? Wahrscheinlich gibt’s eh keine Karten. Um 16:00 macht die Abendkasse auf, es gibt sogar noch einige Sitzplätze im freien Verkauf. Ich fordere das Glück heraus, und werde belohnt. In der Schlange für den Einlass in die Arena hat noch jemand eine Karte übrig und überlässt sie mir zum Originalpreis. Fans unter sich, und ich bin ja schließlich extra aus Deutschland gekommen. Ich komme mit den anderen Leuten in der Schlange ins Gespräch: James, Charlie, Ken aus Adelaide und Doris, Tennisreporterin aus München. Die hat zu einem runden Geburtstag den Abstecher zu Bruce im Anschluss an das Melbourne Open geschenkt bekommen, aber war auch schon in München, London, New York und Barcelona auf seinen Konzerten. Verrückte unter sich. Der Stehbereich ist sehr beschaulich, vielleicht aus Sorge vor zertrampelten Fans; das meiste der Arena ist bestuhlt, und so landen wir zwei Meter vor der Bühne. Ausgelassen feiere ich mit meinen neuen Freunden mit ein paar Pale Ales von Cooper’s Brewery. Doris kann einiges erzählen; sie hat gestern mit Jake Clemons, dem Saxophonisten der E-Street Band, zu Abend gegessen – einfach angesprochen, als er vor dem Restaurant stand. Als Beweis der Twittereintrag von Jake mit Instagram-Foto.
Um acht kommt die E-Street Band auf die Bühne. Mit „it’s fucking hot here“ begrüßt Springsteen Adelaide, und fängt gleich mal mit einem Cover von Summertime Blues an. Offiziell ist es die Tour zum neuen Album „High Hopes“, aber das hat ihn noch nie gestört. Die neuen Lieder sind auch nicht ideal für Live-Stimmung, und so spielt er alles querbeet aus den Jahrzehnten seiner Karriere. Wie üblich sprüht Springsteen vor Energie, scheint selber am meisten Spaß an dem Konzert zu haben, tingelt durch’s Publikum, flirtet mit den Damen, muss sich wehren „Girl, I’ve got to work, we can’t have a conversation now“, lässt sich auf den Händen seiner Fans von der Mitte der Arena wieder zur Bühne bringen. Es ist jetzt mein sechstes Konzert in zwei Jahren, einige Elemente erkennt man jedesmal wieder, dennoch wirken sie nie abgedroschen, nie lustlos hingespult. Der kleine Junge, der bei ‚Waiting on a Sunny Day‘ mitsingen darf, traut sich tatsächlich vor zehntausenden Zuschauern zu singen, macht ein paar Rockstargesten, und wird von Springsteen mit den Worten „I have seen the future of rock and roll“ verabschiedet. Zu ‚Dancing in the dark‘ kommen vier selbstbetitelte ’naughty girls‘ auf die Bühne, einer älterer Herr bekommt den Wunsch erfüllt, mit Little Steven Luftgitarre zu spielen. Vor Australien verneigt sich die E-Street Band zu Beginn der Zugabe mit ‚Highway to Hell‘ von AC/DC. Nach 29 Liedern tritt die E-Street Band endgültig von der Bühne, aber Bruce hat noch Lust. Er schnappt sich die Akustikgitarre und Mundharmonika und spielt noch zwei Lieder. Gänsehaut am Ende mit ‚Thunder Road‘. Es ist mucksmäuschenstill, neben mir geht ein Zuschauer auf Zehenspitzen nach hinten. Nach drei Stunden und zwanzig Minuten ist es dann endgültig vorbei. Während ich mit Doris zum Auto gehe, überlegen wir, warum er sich das antut – er scheint kaum Pause zu machen. Egal, ich bin glücklich, es hat sich mal wieder gelohnt. Und – hmmmm – am Wochenende spielt er in Melbourne, da bin ich zufälligerweise ja auch da….
Yeah, Du bist einfach der Gröbsgaz!
Und wie war Doris so?….
Doris war cool, freelance Tennisjournalist hört sich auch nach einem job mit vernünftiger work-life-balance an 😉