Islas Cies und Isla Ons

Mit lauten Schreinen und aggressiven Sturzflugmanövern verteidigt die Möwe ihre Jungen. Die sitzen kurz hinter der Mauer am Aussichtspunkt des Leuchtturmes – einen dämlicheren Platz hat sich die Möwe wohl nicht aussuchen kann, wenn sie keine Menschen mag. Andererseits hat sie hier ein wenig das Hausrecht. Der Parque Nacional „Illas Atlánticas de Galicia“ soll ja ein geschützter Ort für die Vogelbrut sein. Etwas später setzt sich ein Pärchen auf die Mauer, die dort ihre Sandwiches essen. Der Fokus der Möwe verändert sich etwas; vielleicht gibt’s da ja was abzugreifen? Es gibt.

Drei der vier Rías Baixas haben vorgelagerte Inseln bzw. Inselgruppen. Sehr nützlich, da es natürliche Wellenbrecher sind, die das Meer in den Rías ruhiger werden lassen. Etwas abgelegen, deshalb eher wenig bewohnt; und hübsch. Dann haben wahrscheinlich noch ein paar Kaulquappennummerierer ein paar seltene Vogelarten gefunden, die hier brüten, und so wurde ein Nationalpark geschaffen, der auch dem lokalen Tourismus neue Impulse gab. Vom Status gleichwertig wie Cabrera neben Mallorca (Macht das Licht aus, wenn Ihr geht), aber nach unseren Meinung nicht gaaaanz so schön. Dafür ist das Anmelde-prozedere etwas komplizierter. Erst einmal muss man ein Navigations-Permit beantragen, theoretisch mit Formular zum ausfüllen, unterschreiben, einscannen, und dann per email schicken. Frank bastelt das mit der Unterschrift virtuell, und am nächsten Tag bekommen wir das Parkvisa. Damit kann man dann für einzelne Nächte eine Ankererlaubnis beantragen, die dann online genehmigt wird. Allerdings muss man sie als Papier mitführen, falls eine Kontrolle kommt. Wegen Corona und der befürchteten Papierschlacht haben wir sogar einen Drucker an Bord. Fluchend reinigt Frank die verstopften Tintendüsen, und nach einer knappen Stunde haben wir ein lesbares Dokument ausgedruckt. Vor der Isla de Cies bleiben wir zwei Nächte. Am ersten Tag ist das Wetter nur mittelprächtig; ein fauler Tag. Aber am zweiten Tag – ein Sonntag – ist das Wetter toll. Wir rudern an Land, bekommen im Café an der Anlegemole (für die Ausflugsfähren) einen Kaffee (Warnung vor den Möwen: „Management accepts no responsibility for stolen food“), und machen uns dann getrennt auf den Weg. Wir sind gegen 10 Uhr an Land gegangen, deshalb ist der Weg zum Leuchtturm noch halbwegs einsam. Betonung auf halbwegs. Auch der Playa de Rodas (nach einer Umfrage von „The Guardian“ der schönste Strand der Welt) war noch nicht überlaufen. Aber oben am Leuchtturm genieße ich die Aussicht, unter anderem auf die großen Ausflugsdampfer, die mittlerweile in der Bucht anlegen. Auf dem Rückweg zu Strand und Bier bin ich geneigt, selbst im Freien mein Maskerl anzulegen. Bevor wir zurück zum Schiff rudern, springe ich nochmal kurz ins Wasser – vom Strand aus geht es, und dann – schon etwas daran gewöhnt – auch noch einmal kurz vom Schiff aus. Aber der Atlantik hat hier ungefähr 14°C – kein morgendliches Baden jeden Tag wie auf den Balearen.

Die Isla Ons besuchen wir am Donnerstag der nächsten Woche. Hier ist der Ankerplatz etwas schwieriger (Hat der Anker jetzt im Sand wirklich Halt gefunden, oder hängt er mit der Spitze eher zufällig an einem Stein fest?), deshalb besuchen wir die Insel einzeln, und einer bleibt immer als Ankerwache am Schiff. Die Isla Ons ist eher aus Sicht der Vegetation interessant – Eukalyptus- und Farnwälder, auf der anderen Seite Nadelbäume. Ons hat einen kleinen Ort, genug für einen Snack und ein Bier. Eine kleine Anekdote zu dem Bild von dem Schild des Nationalparks: Ich mache das Bild, so weit so gut. Dann kommen zwei Männer von der Guardia Civil auf mich zu, die im Schatten neben dem Schild standen. Einer redet zu schnell auf mich ein, zeigt auf mein Foto, gestikuliert mit seinem Mobiltelefon. Ich verstehe – er will, dass ich ein Foto von seinem Kollegen und ihm mache, und offensichtlich kenne ich mich mit Fotografieren aus. Nein, dass war’s doch nicht. Langsam verstehe ich wirklich: Es ist wohl verboten, Polizisten zu fotografieren. Ich will’s ihm zeigen. Offensichtlich bin ich harmlos genug, er besteht nicht darauf, dass ich es lösche, aber ich insistiere: „Guck her, Ihr seid gar nicht drauf“ (300mm Zoom Objektiv). „Oh – buena camera“, meint er und zieht lachend von dannen.

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