Kalypso ist die bekannte Göttin und Nymphe, die Odysseus sieben Jahre lang festhielt, bevor sie ihm erlaubte, zu seiner Frau Penelope auf Ithaka heimzukehren. Was muss das für eine Frau gewesen sein, den Helden der Saga so hörig zu machen, dass sie ihn festhalten konnte, bis ihr Zeus befahl Odysseus gehen zu lassen. Versprechungen der Unsterblichkeit haben auch nicht geholfen; der Held wollte heim. Es gibt natürlich verschiedene Erklärungen dafür. Frank erklärt es etwas derb sexuell, es könnte auch sein, dass die beiden nicht gemeinsam in Kalypsos Grotte auf Gozo gelebt haben, sondern dass Odysseus dort eingesperrt war. Ich bleibe mal bei der reizenden Göttin und Nymphe. Mittlerweile ist Kalypso etwas in die Jahre gekommen (wie ist das mit der Unsterblichkeit, bleibt man dann auch ewig jung und knackig?), und betreibt eine kleine Boutique am Eingang ihrer Grotte. Die Boutique hat heute zu, ob wegen Corona oder Nebensaison ist mir unbekannt, und auch die Grotte ist geschlossen, wegen ‚geologischer Gegebenheiten‘. Könnte also einstürzen. Anyway, der beauty spot auf Gozo, der kleinen Schwester der Insel Malta, hat einen schönen Ausblick auf den Al-Ramla Beach/Bucht, also Haken dran und weiter.
Wir sitzen den Tag auf Gozo fest. Die Vorhersage hat ab Freitagabend heftigen Wind vorhergesagt, der den ganzen Samstag anhalten soll. Also haben wir unser Schiff in der Marina von Mgarr festgebunden, dem Haupthafen von Gozo. Meine Aufgabe war es, zu erörtern ob sich Gozo aus touristischen Aspekten lohnt, und ein schneller Internet-Surf am Morgen ergab: ja, am einfachsten vielleicht mit dem Auto. Wir bekommen einen sehr klapprigen Chevrolet Spark, dessen Fahrwerk schon lange unter den Straßen von Gozo leidet. Linksverkehr, au ja!
Unser erster Stopp ist der Tempel von Ggigantija (wie so oft in dem Blog behalte ich mir vor, Fakten und richtige Schreibweisen von Orten später zu korrigieren, aber beim Blogschreiben möchte ich im Flow bleiben). Wahrscheinlich auf 3600 bis 3200 v.Chr. datiert, sind es mit die ältesten freistehenden Gebäude der Welt (relativ frei, an einigen Stellen massiv von einem Baugerüst unterstützt). Alte Steine, seeeehr alte Steine. Weiter geht’s nach Victoria, der wichtigsten Stadt der Insel und deren Verwaltungszentrum. Hier suchen wir das am besten bewertete Restaurant der Stadt auf, Casa Vostra, sehr toll gemacht vom Ambiente her, aber die Pizza war jetzt nicht so der Bringer. Danach auf die Zitadelle, Rundumblick über die Insel, der witzige Hinweis auf die „Low Battery“ – wo sich dann aber keine Lademöglichkeiten befanden, und eine Kirche mit beeindruckendem Interieur. Hier war immerhin schon Königin Elizabeth, als Malta noch sehr an England hing. Haken dran – what’s next? Die Bucht Ramla l-Hamra, bekannt für ihren roten Sand- das bedeutet schon der Name auf Maltesisch. Die Wellen drücken recht hässlich in die Bucht, Baden heute strengstens verboten. Segeln wäre auch nicht schön. Also weiter zur Höhle der Kalypso, und dann weiter an der Nordküste der Insel. Neben der Ortschaft Marsalforn sind einige Salinen in die flachen Felsen des Ufers gehauen, heute werden sie vom Meer üppig mit Salzwasser gefüllt. Bäh, sind das große Wellen, gut dass wir da nicht draußen sind. Teilweise ist die Küstenstraße von Wellen überspült, aber es ist ja nur ein Mietwagen. Dann noch nach Wied Il-Mielah, ein Tal welches an seinem Ende am Meer ein natürliches Felsentor hat. Bis vor ein paar Jahren eher unbekannt, weil das Azure Window an der Westseite der Insel viel berühmter war, aber das ist leider 2017 eingestürzt.
Dann sputen wir uns noch, um die Basilika Ta Pinu zu sehen – wie häufig, wenn Langschläfer Chris auf Sightseeing macht, bekommen wir gerade noch ein paar effektvolle Fotos im Abendlicht hin, und dann ist Schluss. Wir plündern noch schnell einen Lidl, und fahren zurück nach Mgarr. Dort bringt die Google-Empfehlung endlich mal ein Restaurant, wo das Essen richtig lecker ist. Bislang war es meist hauptsächlich das Ambiente was gepasst hat. Nachts dann auf dem Schiff planen wir den nächsten Tag, um Mitternacht versuche ich „Happy birthday“ anzustimmen, werde aber schleunigst gebremst. Oh well, dann halt noch einen Rum, und gut ist.
Noch ein paar Beobachtungen zu Malta / Gozo. Wenn wir abends aus der Marina in Richtung Restaurants gingen, war die gesamte Promenade rappelvoll – wohl von Locals, die hier mit Klappstühlen und –tischen ein Picknick machen. Als am zweiten Tag der Wind etwas heftiger ist, sitzen die Leute in der Parkgalerie der Marina (die Straße führt darüber lang). Hauptsache draußen.
Was für mich überraschend war, ist die Sprache. Ich kenne einige Leute, die auf Malta zu Sprachreisen (füe Englisch) waren, und als ehemalige britische Kolonie war ich sicher, dass man dort nur Englisch spricht. Und obschon alle auch Englisch konnten, war alles zweisprachig ausgeschildert. Was ich da gelesen habe konnte ich gar nicht richtig einordnen. Es wirkte wie eine wilde Mischung aus Rumänisch, Baskisch und Arabisch mit eingearbeiteten englischen Begriffen. Es wirkt auch so, als hätten die Malteser bei ihrer Sprache ein Sonderangebot für all die Buchstaben genutzt, die in anderen Sprachen selten gebraucht werden, viele Q und X. Ich habe dann auf Wikipedia nachgesehen: Maltesisch ist eine eigenständige Sprache, die im wesentlichen auf Arabisch zurückzuführen ist. Bemerkenswerterweise die einzige semitische Sprache, die mit lateinischen Buchstaben geschrieben wird, mit einer kleinen Ergänzung: „Ħ/ħ“, gesprochen als gehauchtes „h“. Man will es Tastaturenherstellern ja nicht zu einfach machen.