„Werden Sie jetzt nicht nervös“, meint die freundliche Dame am Check-In, „aber irgendetwas stimmt nicht mit Ihrem Weiterflug – ich kann Ihre Bordkarte nicht ausdrucken“. Frankfurt am Main soll ja um die Jahreszeit auch sehr schön sein. Irgendwie erinnert mich das an mein Check-In in Darwin, als das Reisebüro sich bei der Buchung meines Fluges mal um vier Monate vertan hat. Und so bin ich eine knappe Stunde nachdem ich die Haustür abgeschlossen habe, wieder in Urlaubsstimmung. Ich werde nicht nervös, ich hatte sowas schon öfters erlebt, es steht in meinem Blog.
Tja, da bin ich wieder. Das Blog schreiben ist mir abgegangen, wenn ich dem Feedback einiger glauben darf, einigen von Euch auch. Ich habe fuer diesen Urlaub darauf verzichtet, einen Laptop mitzunehmen, habe mir am Tag vor der Abreise eine Blauzahn-Tastatur gekauft, mit der ich jetzt mein altes Reise-iphone traktiere. Noch werden wir keine Freunde, die Ultrakompakte Tastatur und meine Wurstfinger. Ausserdem habe ich mir das Bedienungsanleitung lesen gespart, so gibt die deutsch beschriftete Tastatur amerikanische Zeichen von sich – man moege mir vertauschte z und y verzeihen, keine Umlaute, und eine etwas eigenwillige Interpunktion. Mal sehen, ich denke ich veroeffentliche eine aktuelle Version waehrend der Reise, und korrigiere es danach. Ich muss feststellen, den Blog schreibe ich ebenso fuer mich. Ich habe umlängst einer Kollegin ein paar Reisetipps zu Myanmar gegeben, einer davon war es, mit dem Zug nach Kyaitko zu fahren. Also kurz den Blog aufrufen, um den Link zu kopieren, und ich war beschäftigt. Zwar nicht nur damit, den Link zu kopieren sondern mit Lesen. Obwohl ich zur der Zeit hundemüde war, habe ich – in Erinnerung schwelgend – gelesen, bis ich wieder in Australien war. Dabei musste ich oft lachen, nicht nur wegen verquerer Formulierungen meinerseits, sondern weil die ganzen Erinnerungen damit wieder wach wurden. Wie auch immer, ich bin wieder auf Reisen, und ich schreib mal wieder. Diesmal ist’s nicht so lang, und auch etwas deutlicher geplant.
Schon seit langem wollte ich mal in der Karibik Segeln gehen, mehrere Anläufe wurden unternommen, immer scheiterte es an irgendwas. Auch diesmal sah es schlecht aus, hatte mich geistig schon auf die Alternative – zwei Wochen in Kuba – eingestellt, da kam noch einmal ein günstiges Angebot für ein Schiff, und genügend Zusagen. Also: Eine Woche Segeln von St. Georges auf Grenada. Nicht dass wir deshalb Kuba sein lassen, da fliegen wir nach dem Segeln hin. Zwischenzeitlich vereinbarten die USA und Kuba eine Annäherung, langsam gehen die ‚Reiche des Bösen‘ aus. Also schnell hin, bevor es an jeder Straßenecke einen McDonalds gibt. Der nächste Trip vielleicht: Um Nordkorea Segeln.
Wir, das sind auf der ersten Etappe der Reise Torsten und Olaf aus Gera, und Frank und ich aus München. Nach Kuba reise ich dann mit Frank weiter, die anderen beiden bleiben noch die Woche in Grenada. So gesehen auch etwas Neues – Blog schreiben trotz Gesellschaft.
In Frankfurt klappt es dann übrigens doch mit der Bordkarte – offensichtlich war meine Vornamensammlung in den beiden Systemen nicht identisch erfasst. Der Non-Stop Touribomber der Condor fliegt ca zehn Stunden nach Grenada, und vieles an Bord ist aufpreispflichtig – mutig verzichte ich darauf, acht € für das volle Medienprogramm zu zahlen – so vermeide ich Medien-FOMA (Fear of missing out – wenn man jeden Schmarrn mitmacht um nur nix zu verpassen), und kann etwas im Flieger dösen – der Flug ab München ging um 07:00, viel habe ich nicht geschlafen in der Nacht zuvor. Immerhin einen Film gab’s kostenlos: „The Notebook“, auf Deutsch „Wie ein einziger Tag“ – eine wunderbar romantische Schnulze, die mann sich unbedingt mit einer Frau ansehen sollte. Bei mir waren’s ungefähr hundert, obwohl ich nicht garantieren kann, dass die alle den gleichen angesehen haben. (Erst heute, wo ich nach dem deutschen Titel suchte, musste ich feststellen, dass der Film schon über 10 Jahre alt ist).
Um 14:20 Ortszeit landen wir auf dem drolligen Flughafen von Grenada. Die Hitze schockiert wie erwartet. Ich ziehe möglichst viele der Klamotten aus, in denen ich am Morgen noch am Ostbahnhof gefroren habe – es leben Wanderhosen mit abnehmbaren Beinen! Wir finden ein Taxi zur Marina, unser Schiff ist bestimmt bald fertig, und wir trinken erst einmal ein kühles „Carib“-Bier. Es kann losgehen.