Der erste Segeltag geht zu Ende. Wegen kleinerer Reparaturen sind wir etwas später losgekomnmen, darüber sind wir verärgert aber nicht überrascht. Immerhin hat sich Richard und sein einheimischer Kollege Dwight um unsere Probleme gekümmert, repariert was zu reparieren war. (Die Treppe vom Niedergang ist ausgebrochen, die erste Verletzung des Urlaubs verursachend, der sechste Fender hat gefehlt – nun stehen auf der Check-Out Liste nur noch fünf, das Inspektionsdatum der Rettungsinsel war abgelaufen – „Well boys, I’m afraid there’s nothing I can do about that now, but thanks for bringing it to my attention“, und am Ende haben wir noch einmal eine Stunde gewartet bis Dwight das Dampferlicht wieder am Mast festgenietet hat.) Der Wind an der Westküste Grenadas ist zwar etwas böig, macht uns aber Spaß. Aber, unser ursprünglicher Plan bis nach Sandy Isle vor Carriacou zu kommen war zu ambitioniert, es wird langsam dunkel, und wir suchen vor der Isle de Ronde Schutz für die Nacht. Wie so oft beim Ankern sitzt es nicht beim ersten Mal. Zu nah an einem fetten Katamaran, wo uns eine ältere deutsche Frau ihr Missfallen ausdrückt, dass wir so nah an ihrem Schiff ankern wollen. Auch wir wollen nicht so nah an der Pissnelke liegen, also nochmal. Nachdem wir etwa sieben Meter Ankwerkette ausgebracht haben, versagt die Ankerwinsch. Jedenfalls in ihrer wichtigsten Aufgabe; sie verwandelt weiterhin elektrischen Strom in hässliches Quietschen. Aber der Anker bewegt sich keine Millimeter. Frank tauscht mit mir Platz, aber auch ich kann nur feststellen: der Anker bewegt sich nicht. Krisenbesprechung, ob schon genug Anker liegt, um uns zu halten? Während wir uns beraten treibt das Schiff auf’s offene Meer – also nein. Wir rufen Richard an, er hatte ja von seinen guten Kontakten gesprochen, „überall kann ich Euch zügig helfen lassen!“ OK, auf der Isle de Ronde nicht. Wir sollen den Anker behelfsmäßig von Hand ausbringen, und uns morgen in Tyrell Bay helfen lassen. Leider bewegt sich der Anker auch von Hand nicht. Wir erkennen die Ursache: wo früher eine Umlenkrolle war, ist jetzt nur noch ein Stift, da hakt die Kette natürlich – vielleicht, so überlegen wir langsam, hätten wir doch ein teureres Boot nehmen sollen. Wir frickeln weiter, irgendwann liegen wir sicher, der Muskelkater ist gebucht. Am nächsten Morgen bergen wir den Anker mit ein paar Tricks und Muskelkater für Torsten und Olaf, und machen uns auf den Weg nach Tyrell Bay. Richard avisiert uns telefonisdch, dass in der Mitte der Bucht, neben der Motoryacht Spirit, eine freie, rote Boje mit einem Stück Leine zu finden sei, da sollten wir uns festmachen und auf seinen Kumpel warten. Wir finden zwar die Spirit, und ein paar rote Bojen in der Nähe, aber alle liegen zu nah an anderen Schiffen. Wir suchen etwas weiter, erregen Aufmerksamkeit. Die spießigen kanadischen Eigner beschimpfen uns, dass wir hier ihre Ruhe stören, und so nah an ihren geleckten Schiffen manövrieren. Wir trollen uns etwas weiter aus der Bucht und warten auf den versprochenen Kumpel. Außer einer Nussschale mit einem Aussteiger und einem Hund rührt sich nix. Richard ruft an, wo wir denn blieben – offensichtlich gehört der Hund mit Aussteiger zum Empfangskomittee.
Paul klettert in den Ankerkasten, und stellt nach einiger Zeit fest, dass die Feder, die in die Nut der Ankerwelle gehört, fehlt. Ein paar Minuten später findet er sie in der Ankerlast, zusammen mit einder windigen Unterlegscheibe. Jetzt bewegt der Motor wieder die Ankerkette. Aber, so meint Paul, da würde noch eine Mutter hingehören, und die bleibt verschwunden, auch nachdem wir die gesamte Ankerkette auslaufen lassen. Paul telefoniert mit einem German friend, Jörg, der denkt eine passende Mutter zu haben. Paul und sein Hund verschwinden für eine halbe Stunde, aber auch Jörgs Mutter passt nicht. Vielleicht hält es ja auch so, meint Paul, oder er könne weiter nach der passenden Mutter im Dorf suchen? Mittlerweile ist es 14:00, wir beurteilen unsere Chancen heute noch sinnvoll an ein Ziel zu kommen als gering ein. Also geben wir Paul noch etwas Zeit und machen einen ungeplanten Tag Urlaub in Tyrell Bay. AlsVertrauensbeweis lässt Paul sein Werkzeug an Bord, dort liegt es auch noch als wir um 19:00 mit dem Beiboot in die Stadt aufbrechen, um etwas zu essen. Leider ist heute Rosenmontag, fast alle Kneipen der Stadt haben zu; so fallen alle unsere empfohlenen Kneipen aus. An Ende nehmen wir den ersten Wirt, der zusagt, für uns zu kochen. „Fish or chicken, beer or rum?“ Der Abend nimmt seinen Lauf, als wir auf’s Boot zurückkommen, ist Pauls Werkzeug weg, die Ankerkette verstaut und wir feiern die erfolgreiche Reparatur mit weiterem Rum-Punsch.
Am nächsten Morgen die Erkenntnis, dass zuviel Punsch nicht gut ist, und dass Paul offensichtlich beschlossen hat, dass es auch ohne Mutter halten wird. Also klettere ich in die Ankerlast, sehe sofort, dass es gar kein Gewinde für eine Mutter hat, sondern eine Nut für einen Sprengring (den aber auch niemand hat). Vielleicht hält es auch so – warum sind wir nur so deutsch?
Is ja Geil. Frickel Törn im überbelegten Paradies….viel Glück mit der Rolle. Schick mal Foto, so ganz kann ich mir des Problem nicht vorstellen.
Beware the Punch!
Aaah kapiere: Das ist ein Blog der erst ab 5000 Meilen weg von daheim funktioniert. Hab mich schon gewundert warum er im Iran plötzlich aufgehört hat…