Ich habe es doch noch auf die Expo geschafft. Eine ‚Tour‘ mit Get-your-guide, hier ist Ihre Eintrittskarte, wir treffen uns dann im Innenraum – nicht. Danke Doro für den Tipp. Die Expo 2025 ist ein Moloch. Und wenn bei dem Titel an eine kleine Natter im Regenwald gedacht hat – nein. Regen und Ansteh-Schlangen werden meine Erinnerung der Expo beherrschen. Die Wettervorhersage war eher unstet, und kurz vor der Expo war der Bericht nur von weniger als ein Millimeter; ich entschied also keinen Schirm zu kaufen. Fehler. Man kommt mit der U-Bahn an der Station Yumeshima an. Daneben ist die World Expo East Gate. Auf meiner Karte steht aber West Gate. Es gibt einen Bus, statt 2 km läuft man dann nur noch 800m, im fröhlichen Schlangenlinien um die Crowd-Control-Wellenbrecher zu dem Pferch für „Reservation 11:00“. Es nieselt ein wenig. Insgesamt brauche ich vom Ausgang der U-Bahn bis auf das Gelände 45 Minuten, aber tatsächlich, um 11:00 bin ich drin. Menschenmassen. Der Zutritt zu den einzelnen Pavillons erfolgt entweder durch eine Verlosung (über die Kennung mit der ich KEIN Ticket bekommen habe), oder durch lange Schlangen bei den beliebteren Pavillons. Ziemlich am Anfang sehe ich einen „The Baltics – Latvia and Lithuania“, mit vertretbarer Schlange davor. Da es mir dort gut gefallen hat, und ich wissen möchte, warum in der Gruppe Estland fehlt, stelle ich mich 10 Minuten an, und betrete dann den Pavillon.







Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich erwartet habe. Wichtigste Ausstellungsstücke sind getrocknete Pflanzen in großen hinterleuchteten Kacheln. Kernaussage: Wir kennen die Heilkräfte der Natur. Es gibt eine große, grüne, kalte Wand, auf der man eine Nachricht mit dem Finger schreiben kann. Wie so vieles – ach, auf dieser Welt – ist das, was man dort schreibt, vergänglich, und ist das nicht ein schönes Bild für unsere Welt? (Das nächste Mal, denke ich mir, hätte ich einen Wachsmalstift mitgenommen, wollen wir doch mal sehen wir vergänglich meine Botschaft dann ist!) Am Ende ist da noch ein Bereich mit mehreren Touch-Screens, baltische Produkte stellen sich vor, am Ende gibt es einen QR-Code, wo man sich näher informieren kann. Ich hab’s ausprobiert, mal sehen, ob mir jetzt ein Massivholz-Hocker der Firma Nordi angeboten wird, im „weareone.shop“. Nebenbei noch die üblichen Aussagen zu Nachhaltigkeit, informier‘ Dich hier, informier‘ Dich dort. Viele Besucher haben einen „Expo-Pass“, und drücken sich den Stempel der baltischen Staaten (ohne Estland), in diesen Pass. Ich frage eine der durchaus baltisch aussehenden Damen nach Estland – Nee, die wollten nicht. Ich schicke mich an zu gehen, aber draußen schüttet es mittlerweile. Ich informiere mich noch ein wenig über Hocker aus Massivholz, auch wenn dann die anderen länger im Regen warten müssen.





Nach 10 Minuten probiere ich es aus – vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, sondern sieht nur so aus? Nach 40 Meter flüchte ich unter einen Schirm, ergattere einen Platz auf einer trockenen Holzbank. Hier warte ich die nächste Stunde. Als der Regen etwas nachlässt, nehme ich die Rolltreppen auf den „Grand Ring“, ein beeindruckendes, ringförmiges Bauwerk aus Massivholz um das Gelände, ca. 20 Meter hoch. Von da oben hat es bestimmt einen tollen Blick auf die Expo, und auch auf die Umgebung. Von den 360° schaffe ich ca. 15°, dann beginnt es wieder zu regnen. Der nächste Abgang ist in weiteren 15°. Blöd. Bis ich dort ankomme, bin ich ziemlich pitsch-nass, und verbringe die nächsten 45 Minuten unter dem Ring. Sowohl für einen Foodtruck als auch den nächsten Pavillon müsste man sich anstellen – im Regen. Meine Begeisterung schwindet so langsam – maybe I should have taken „no“ for an answer, damals am 4. Oktober. Als der Regen dann aufhört, ist es 14:30. Ich wandere noch ein wenig über das Geländer. Es hat hier mehr Schlangen als in einem durchschnittlichen Reptilienhaus. Man steht an, um in Pavillons zu kommen, man steht an, um Essen zu bekommen, man steht an, um ein Selfie vor dem Maskottchen zu machen, man steht an, um Flüssigkeit zu bekommen, und auch um sie loszuwerden. Teilweise steht man an, um ich irgendwoanders anstellen zu können. Nach einer halben Stunde anstehen bekomme ich etwas zu Essen, und ich beschließe, bald einen würdigen Abgang zu machen.




Ich komme noch in den Pavillon „Common A“ – ein Sammelsurium an verschiedenen Ländern, die sich keinen eigenen Pavillon leisten wollten. Ohne mir erkennbare Ordnung finden sich hier zB Yemen, Uganda, „The Kingdom of Eswatini“ (hättet Ihr’s gekannt?), Ghana, North Macedonia, Guinea Bissau, Kyrgyzstan, Grenada, Kenya, Comoros, Samoa, Suriname, Sri Lanka, Seychelles, Saint Kitts & Nevis, Bolivia, und…. Vielleicht stellen hier auch die Pinguine aus, auf deren Produkte Trump auch einen Zoll erhoben hat? Die Stände hier sind ähnlich. Ein paar kunsthandwerkliche Produkte, ein paar Bildschirme die wohl dazu animieren sollen, dort Urlaub zu machen, ein bissel Info über Nachhaltigkeit. Die Sinnfrage kommt mir wieder – Was ist das Zielpublikum, was ist der Zweck? Werden hier in Hinterzimmer Millionendeals zum Investment in Eswatini angebahnt? Soll mich das freundliche Bild des Königs von Eswatini dazu animieren, dort mal in Urlaub hinzufahren? (NB: Ich hatte noch nie von Eswatini gehört – hätte es als kleine Enklave in Südafrika geschätzt, wie zB Swasiland. Eben auf Wikipedia geschaut, bis 2018 WAR es Swasiland – vielleicht bleibt es mir genug in Erinnerung, dass ich da tatsächlich mal hinfahre) Die Pass-Stempler kommen in der Halle jedenfalls voll auf ihre Kosten.








Ich schaue noch kurz an andere Pavillons, überall lange Schlangen, die Japaner haben sich wie Profis darauf eingestellt. Es gibt hier so Falthocker, zusammengelegt groß wie eine Tellermine, damit wird der Amateur-Schlangen-Steher zum Profi-Schlangen-Hocker. Leider habe ich im Innenraum weder Regenschirme noch Hocker zum Kauf gesehen. Gegen 16:30 gebe ich auf – ich war da, das war gut, ich bin froh zu wissen, dass ich nix verpasst hätte, wäre ich nicht dort gewesen. Auf nach Kyoto.



Nur zur Vollständigkeit – am Vorabend habe ich nach kurzer Fahrt aus Hiroshima auch das Aquarium besucht, welches sich mir am 4.10. den Eintritt mir langem Warten vergällt hat. Ähnliches Fazit, aber auch ein paar nette Bilder…






Bei uns war es ähnlich – nur mit anderem Wetter (heiß), Sonnen- statt Regenschirmen, Kinder, die nach der Stunde Anstehen vorm Eingang schon die Schnauze voll hatten und nicht verstanden haben, warum man am Deutschen Pavillon nochmal für eine Bratwurst in Toastbrot anstehen sollte. Der Holzsteg war toll, sonst viel zu voll. …