Bestellt waren zwei Pizza Diavola, von einem unbekannten Restaurant direkt ans Boot. Als der Pizzabote kam, gesellte sich auch sofort eine Katze dazu. Die Pizza riecht lecker. Findet auch die Katze. Als der Bote sie kurz auf die Hafenmauer stellt, um Wechselgeld herauszukramen sieht die rotbraune Katze ihre Chance, greift die Kartons an. Der Bote, der Marinero und ich zischen und scheuchen um die Wette, aber sie bleibt beharrlich. Ich rette die Pizzen auf unsere Solarpanele, welches mit beleidigtem Maunzen quittiert wird.
Frank und ich setzen uns an unseren Cockpittisch und essen. Von der Hafenmauer miaut es wieder. Ob sie sich traut? Nach einigen Hemmungen erst ein Pfote auf die Gangway, dann zwei, dann ein langer Satz und sie steht auf unserem Deck. Miaut heftig. Ich hole uns Wein, und suche dabei ein paar Leckerlies für die Katze (ich hatte mal in Kalamata eine Tüte gekauft). Kurz unterbricht die Katze das Miauen, um ein paar Bröckerl runterzuschlingen. Frank und ich machen uns derweil an unsere Pizza. Diavola – ist das eigentlich genormt? Nun, entweder haben wir zwei falsche Pizzen bekommen, oder in Marsala ist die Pizza Diavola mit Zwiebeln und Sardellen. Trotzdem OK. Die Katze bekommt noch ein paar Leckerli. Wir versuchen dann, unsere Autorität dadurch zu behaupten, dass die Katze nicht ins Cockpit darf. Obwohl da Kissen sind, und weniger Wind. Leckerlies.
Irgendwann setzt sich Frank an den PC, um den Kampf gegen die sizilianische Corona-Bürokratie weiterzuführen, und Lucretia (so haben wir sie genannt) erkundet das Schiff. Irgendwann springt sie auf unser Sprayhood (ein halbes Cabrioverdeck, welches das Cockpit vor Gischt von vorne schützt), und ich brauche für den Abend kein weiteres Entertainment. Wenn man im Cockpit steht, kann man locker über die Sprayhood gucken; ich raschel mit den Fingern von unten an dem Stoff. Lucretias Jagdinstinkt ist sofort geweckt. Adrenalingeladen verfolgt sie die Beule im Stoff. Dann kitzel ich sie durch den Stoff am Hinterlauf. Wie von der Tarantel gestochen fährt sie auf, wendet im Flug, und springt mit den Vorderpfoten auf die vermeintliche Beute. Die Beute macht sich aber wieder am Fuß hinten zu schaffen. Uns beiden wird nicht langweilig, ich probiere noch ein paar Varianten, ein Leuchtpunkt mit der Taschenlampe, mit zwei Händen gleichzeitig, Lucretia jagt Phantome – tollt wild umher, auch als ich gar nicht mehr kitzel. Dabei stelle ich auf fest, dass es wohl eher Lucretius ist. Zwischendrin ein bisserl raufen, und dann wieder kraulen und schnurren.
Nach einer knappen Stunde reichts, Lucretius trollt sich wieder an Land. Frank ist mittlerweile mit seiner bösen Mail fertig, kommt noch auf ein Glas Wein oder zwei rauf. Als Lucretius wieder am Schiff vorbeiläuft, krabbel ich wieder an der Plane – diesmal lässt er sich nicht lange bitten. Nochmal das gleiche Spiel. Dabei entdeckt Lucretius auch noch die Plane, die wir als Sonnenschutz über das ganze Deck gespannt haben. Hier reichen schon Schatten und etwas Windgeruckel, und Lu tobt. Irgendwann sind wir müde, ich gebe ihm noch ein paar Leckerli, er beginnt schon zu gehen – aber nein, there’s unfinished business up there. Nach zehn wilden Hin- und Her-Attacken auf der Sonnenplane ist er erschöpft, atmet heftig. Er rollt sich auf der Plane zusammen, und ratzt weg. Irgendwann denken wir uns „ach mei“. Jetzt schläft Lu auf unseren Plane, und wir sind im Bett, ich schreibe Blog. Ich guck nochmal – ja, immer noch eine verdächtige Beule in der Plane.