Das Prozedere ist nun wie folgt: Mehrfach werden Kaufvertragsentwürfe hin- und hergeschickt. Ein befreundeter Rechtsanwalt schafft es, einige meiner Sorgen zu dämpfen, denn das größte Problem aus meiner Sicht ist es, dass es für ein Schiff kein Grundbuch gibt, und auch kein ‚Fahrzeugbrief‘. Jedenfalls unterschreibt man das Dokument, überweist 10% des Kaufpreises, darf einen Sachverständigen über das Schiff jagen, und auch eine Probefahrt machen. Die nächsten Tage und Wochen ziehen sich weiter, wir versuchen einen Termin für Probefahrt zusammen mit Sachverständigen zu finden. Etwas unglücklich in diesem Sinne sind die preiswerten Flugverbindungen nach Faro, Samstag und Dienstag jeweils hin und zurück. Klar vorzuziehen ist aus unserer Sicht also ein Termin am Sonntag oder Montag, da muss man nur zwei Arbeitstage ausfallen lassen statt vier. Die Eigentümer schlagen einen Termin an einem Mittwoch vor; sie wäre zwar schon am Sonntag da, aber am Montag geht es nicht, da wäre sie noch nicht ‚bereit‘. Wir sind etwas stinkig, aber nach einer Zeit willigen sie ein, am Wochenende danach die Aktion zu starten.
Vielleicht ist deshalb auch ein wenig Trotz dabei, dass Frank ein weiteres Angebot ins Spiel bringt. In Griechenland, in Preveza. Auf dem Papier sieht das Schiff OK aus, aber sonst wissen wir nichts davon. Ich – immer glücklich wenn eine Entscheidung getroffen wurde – bin seeeehr zurückhaltend. Am Ende überzeugt aber ein Telefonat mit dem Makler und das gewonnene Wochenende – wir buchen noch einen Flug, und halten die Pennypincher hin. Am 16.6. landen wir auf dem Flughafen von Preveza/Lefkas, mit einem von Alan und Penny bereits unterschriebenen Vertrag in der Tasche. Am nächsten Morgen holt uns Stephen ab, und wir besichtigen ‚Giggles‘, die aktuell auf dem staubigen Gelände einer Werft steht. Giggles hat auch ein einwandfreies Teakdeck, ist aber im Vergleich ‚priced to sell‘. Da wir schon ein vernünftiges Angebot haben, können wir hier ordentlich pokern. Wir haben vor der Reise einen Preis ins Spiel gebracht, der einen 30% Abschlag zur Pennypincher darstellt. Der Makler zuckt. Er kann sich in unsere Nähe bewegen, aber dafür reicht seine Handlungsvollmacht nicht aus. Nach der Besichtigung setzen wir uns in ein Restaurant und überlegen, spielen das klassische Quartett. Mein Angebot hat sechs zusätzliche Segel an Bord- meines acht. Ich habe einen Wasseraufbereiter, Du nicht. Ja, aber ich habe einen Dieselgenerator und ein Kurzwellen-Radio mit (rudimentärem) Internet. Am Ende gewinnt Giggles, auch wenn wir den Preis für einen neuen Motor sicherheitshalberweise einpreisen. Frank schlägt vor, auf das letzte Angebot des Maklers einzugehen, diesmal bin ich forsch, und wir bieten die Hälfte zwischen unserem ersten und dem des Maklers. Am nächsten Morgen haben wir die Zusage, natürlich auch hier das Spiel mit Anzahlung, Sachverständigem, Probefahrt, und dann wirklich. Zurück in Deutschland sage ich dem Makler der Pennypincher ab. Man lernt – auch gefallene Würfel kann man nochmal aufheben.