Ein Australier, wie man ihn sich vorstellt, tritt am Gepäckband an mich heran. Englische Gene in australischer Sonne gegrillt. Eigentlich gehört er ins Outback, um dort zu tun, was man halt im Outback so macht. Aber er trägt eine schwarze Uniform und arbeitet für das australische Landwirtschaftministerium am Flughafen von Adelaide. Er fragt mich freundlich ob ich Pflanzen oder Lebensmittel nach Australien bringe. Tue ich nicht. Er kritzelt ein Geheimzeichen auf den Zettel, auf dem ich diese Fragen bereits schriftlich verneint habe. Es bleibt der komplizierteste Teil der Einreise. Von dem „eVisitor“ Visum, welches ich in Thailand auf dem Boot online beantragt und genehmigt bekommen habe, während sich der Rest der Crew mit Verdauungsproblemen rumschlug, merke ich nicht einmal etwas. Welcome to Australia.
Das Teilstück der Reise hat mit einem Minibus ab dem Southern Lanta Resort begonnen, über zwei Fähren ans Festland, zu dem beschaulichen Krabi Airport. Von dort aus mit Malaysia Airlines nach Kuala Lumpur (ich denke dabei an eine zerlumpten Koalabär), und dann ungefähr 8 Stunden weiter nach Adelaide. Mit den Zeiten komme ich hier durcheinander, Southern Australia hat in einem Anflug von Individualität eine Zeitzone mit neuneinhalb Stunden Unterschied zu München angenommen. Bei dem Übernachtflug habe ich eifrig Filme geschaut, und höchstens eine halb Stunde geschlafen. Jetzt stehe ich am ebenfalls recht beschaulichem Flughafen von Adelaide und warte auf mein gebuchtes ‚Mystery Car‘ von Hertz. Der Porsche ist leider in der Werkstatt, der Ferrari noch nicht gereinigt, ich bekomme einen Nissan Pulsar, immerhin zwei Klassen mehr als der Preis andeutete. Das erste mal seit drei Monaten selber Auto fahren, und dann auf der falschen Seite. Wie üblich habe ich keinen genauen Plan gefasst, fahre erst einmal zum Strand um meine Füße ins Meer zu stecken. Dann eine Shopping Mall, SIM-Karte für’s Iphone, und ich bin wieder online. Mal wieder Zeit für ein paar fragwürdige Entscheidungsfindungen.
Einer meiner Hausweine (vom gleichen Importeur wie der Neuseeländische Sauvignon Blanc) ist ein Shiraz von Simon Hackett. „McLaren Vale“ steht auf jedem Etikett. Das ist dreißig Kilometer südlich von hier. Hm, ein guter Wein wäre jetzt auch fein, das können die in Südostasien nicht so gut. Also ein Wochenende in einem Weingebiet – ich hatte schon schlechtere Ideen. Auf der Fahrt dorthin schlägt die Nacht ohne Schlaf durch. Dreißig Minuten Powernap in einer Wohngegend, und dann schnell eine Unterkunft suchen. Das McLaren Vale Visitor Center wird schon was wissen. Die Gegend ist super – es ist zwar über 40° heiß, aber eine gute, trockene Hitze. Es riecht nach Rosmarin, der um das ganze Besucherzentrum angebaut ist. Überraschenderweise ist ein Samstag in einem Naherholungsgebiet von Adelaide gut ausgebucht, mein Traum von einer preiswerten Übernachtung auf einem Weingut mit angeschlossener Gastronomie bleibt unerfüllt; ich komme in Mick O’Shea’s Irish Pub & Inn unter. Dort gönne ich mir erst einmal zwei Stunden Schlaf, dann ein Guiness und etwas Wein aus der Gegend, und ein Steak. Dabei schreibe ich den Blog von Thailand fertig, es werden noch zwei Tage vergehen, bis ich dafür ein funktionierendes WLAN finde.
Australien ist teuer. Eigentlich war ich gewarnt, aber es ist wirklich teuer, der australische Dollar ist gerade recht stark. Ein Pint of Guiness schlägt mit AU$ 9,70 zu Buche, 6,60€. Das Zimmer der unteren Mittelklasse kostet 75€, und beim Essen ist man fix 35€ los. Natürlich bin ich da von Südostasien verwöhnt, aber das wird noch dauern, bis ich mich hier dran gewöhne. Am nächsten Tag scheitere ich auch mit meinem Vorhaben, eine kleine Bustour durch die Weingüter zu machen; alles ausgebucht. Vielleicht muss ich Australien doch etwas genauer planen, und jeweils ein paar Tage vorher? Also nur die Scenic-Route durch das Tal, und halt nur an wenigen Weingläsern schnüffeln. Simon Hackett habe ich durch einen Zufall auch gefunden, im Internet hatte er keine überzeugende Präsenz. An dem Weingut werde ich von einem Berner Sennenhund überfallen, die Dame des Hauses muss erst ihr Baby fertig füttern, Rotwein zum probieren ist leider keiner da – alles ausverkauft. Also nur ein kleiner Schnack mit der Chefin, vom Jahrgang 2014 erwartet sie nichts Gutes: viel zu heiß und trocken. Die meisten anderen Winzer äußern sich ähnlich. Immerhin kann ich mir nun vom Weingut Simon Hackett ein Bild machen, mal sehen ob das dann in München eher hilft oder stört.