Wieder an Bord

Wir haben hier in Ibiza ein sehr innovatives Konzept erlebt. Ein Lebensmittelmarkt, wo man jeweils passgenau für nur eine Mahlzeit einkaufen kann, einfach am Tisch bestellt. Der Clou: während man wartet, werden die Zutaten in einem Hinterzimmer schon kombiniert und erwärmt. Man bekommt sie dann auf einer wiederverwendbaren Keramikschale geliefert, direkt an den Tisch. Es wird vor Ort gegessen, also entfallen Plastiktüten für den Heimtransport, und die schmutzige Keramikschale wird dann für einen entsorgt und für den nächsten Einsatz vorbereitet. Angeschlossen ist auch ein Getränkemarkt, der ein analoges Konzept verfolgt. Man zahlt zwar etwas mehr, aber hat dafür auch keinen Stress, keine Arbeit und keinen Abwasch. Ich fragte die in Deutschland zurückgebliebenen, warum es dort so etwas nicht auch gibt, und erntete bissige Kommentare.*

Auch hier in Ibiza gibt es natürlich Einschränkungen: nur Außengastronomie, und nur bis 17:00. Wir gehen also um 15:30 zum Abendessen, „Ritas Cantina“ hat uns auf unserem letzten angelacht. Erst als wir per QR-Code die Karte sehen, stellen wir fest, dass es hier indonesische Spezialitäten gibt, also Bami Goreng statt Tapas. Oh well.

Die Abreise fast etwas gespenstisch. Ich bin ja früher öfters geflogen, und jetzt durch den fast ausgestorbenen Flughafen zu wackeln ist komisch. Die Läden haben zu, die überteuerte Gastronomie hat die Stühle auf den Tischen, und auch in der Lounge (Frank bekam seinen Status verlängert) bekommt man nichts zu Essen oder Trinken (gut, eine abgepackte Breze und eine Flasche Wasser, aber bitte nicht hier vor Ort essen). Beim Einchecken haben wir schon die Anmeldung für die spanische Gesundheitsbehörde vorgelegt, mit dem negativen PCR-Test, kurz vor dem Gate gibt es nochmal einen Dokumenten Check. Ein fälschungssicheres Post-It mit Stempel auf dem Personalausweis belegt meine Unbedenklichkeit. Um möglichst viel authentisches Feeling aufkommen zu lassen, werden wir wegen der Überlastung der Gates (Vorsicht Ironie) am eigentlichen Terminal in einen Bus geladen, und an die vorletzte Außenposition gefahren. Auch die Flugzeug machen also social-distancing. Die Lufthansa hat einen kleinen Regionaljet der Air Dolomiti eingesetzt, so bekommt man den Flieger auch mit 70 Passagieren gefühlt voll. Gut, da alle hier einen negativen PCR-Test benötigen, ist das Risiko wahrscheinlich wirklich gering. Der Flug nach Ibiza ereignislos, aber auch hier der Flughafen gespenstisch leer.

Die 17:00 Sperrstunde für Restaurants gilt auf Ibiza weiterhin, informiert uns die Taxi-Fahrerin, auch wenn es auf der Seite des Auswärtigen Amts nicht mehr explizit aufgeführt ist. Die magische Zeit ist vorbei, also bitten wir sie, noch kurz an der Tanke anzuhalten, zumindest ein kaltes Willkommensbier wollen wir haben. Es ist sonnig, wir genießen im Cockpit ein paar Bier, und sind positiv überrascht von dem Zustand des Schiffs. Keine Zentimeter-dicke Staubschicht, und auch im Schiff hat nichts gemüffelt, keine Hinweise, dass es irgendwo reingeregnet hat. Am meisten hat die deutsche Flagge am Besanmast gelitten, die wir wohl vergessen haben einzuholen. Etwas ausgefranst, und zwischenzeitlich eher quadratisch. Nach Sonnenuntergang wird es im T-Shirt an Deck zu kühl (jammern auf hohem Niveau, in München hagelt es), und wir vertilgen noch ein Willkommens-Wein und ein Willkommens-Rum unter Deck, bis wir um zwei Uhr morgens in die Koje gehen.

Wir haben noch ein paar Arbeiten zu erledigen, bevor’s weitergeht. Frank hat in München diverse Kunststoffteile 3D-gedruckt, jetzt ist die Stunde der Wahrheit, ob die gekrizelten Skizzen vor Verlassen des Schiffs stimmten. Auch ein paar kleine Sache wollen eingebaut werden, und eigentlich wollten wir noch einen Ölwechsel machen lassen. Aber hoffentlich geht’s spätestens Mittwoch oder Donnerstag los. Drückt uns die Daumen.

*ja, ich habe eben das Restaurant erfunden. Vielleicht zum besseren Verständnis, solltet Ihr das erst in ein paar Jahren lesen: In Deutschland war während unseres gesamten Aufenthalts die Gastronomie geschlossen; wir haben alle keine Kneipe oder Restaurant von innen gesehen.

4 Gedanken zu „Wieder an Bord

  1. Schön, das ihr endlich wieder unterwegs sein könnt! Und viel Glück, dass es weiterhin klappt!

  2. ….ja noch ein Zuhausegebliebener wünscht euch viel Glück und Spaß…. füttere bitte fleißig deinen Blog mit Inhalt und Bildern, dass ich mir ruhigen Gewissens jeden Tag in den Hintern beißen kann …..liebe Grüße

    • Frank hat dann noch ein paar Varianten gemacht, mit anderen LEDs als ich Dir gezeigt habe, aber der ‚Fit‘ in der Fassung war perfekt. Kommt demnächst als Teil eines Eintrages über Reparaturen.

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