Millionär sein in Luang Prabang

Ich bin Millionär! Einfach die Visa Karte in den Geldautomat gesteckt, PIN eingeben, und ich bin Millionär. In Cash! 20 Minuten später bin ich es nicht mehr, habe für den Wäschedienst 30.000 im Voraus gezahlt. So gewonnen, so zerronnen. Kip heißt die witzige Laotische Währung, die dieses möglich macht. Elftausend Kip sind ein Euro, außer man tauscht am Flughafen, da ist ein Euro nur 9800.

I like it here. I really like it here. Kolonialer Charme, super-entspannt, aufgeräumt und zivilisiert. Das zweite, was ich auf laotisch lerne (nach Kop Chai=Danke) ist „Sabai Sabai“. Sabai Sabai reimt sich mit dem russischen dawei, dawei! und bedeutet genau das Gegenteil. Statt weiter, weiter! Wird mir Sabai Sabai sinngemäß mit ‚erst mal chillen‘ erklärt, und als representativ für das gesamte laotische Lebensgefühl. Erklärt hat mir das Katrin, die hier Yoga unterrichtet und von Karin aus Indien besucht wird. Aber vielleicht der Reihe nach:

Landung in Luang Prabang. Der Flug in der ATR72 Turboprop hierher führt zuletzt über bewaldete Hügel, man sieht wenig Kulturlandschaft. Der Flughafen ist modern, sauber, recht neu und total beschaulich, um nicht zu sagen – winzig. Zu international arrivals läuft man quer über’s Vorfeld. Leider gibt’s keinen Geldautomat, und das offizielle Change-Büro hat zu. An einem Schalter verkauft eine junge Dame Taxi-Voucher für 50.000 Kip und tauscht mir inoffiziell 50 Euro zum Discountpreis (sie für den Euro). Wat Nu? Eine Rucksackreisende kommt aus der Ankunftshalle, und ich denke mir ‚There’s safety in numbers‘ – einfach mal ansprechen, ob sie einen Plan hat. Nicht wirklich, sie sollte eigentlich von einer Freundin abgeholt werden, die jetzt aber arbeiten muss, und hat kein fungibles Geld dabei. Dafür eine Reservierung in einem Guesthouse, von dort wohnender Freundin empfohlen. Ich biete ihr an, sie auf’s Taxi einzuladen, darf mir im Tausch ihr Guesthouse anschauen, und notfalls mein Gepäck auf Ihrem Zimmer zu lassen, bis ich was finde. Sie spricht super englisch, die Aufnäher auf dem Rucksack lassen nur International vermuten. Wir brauchen fast 10 Minuten, bis wir feststellen, dass wir beides Deutsche sind.

Ich hätte mir kaum Sorgen machen müssen. Sobald wir in der Altstadt von LP sind, ist jedes zweite Haus ein Guesthouse. In Karins ist zwar kein Platz mehr, aber 50 Meter um die Ecke finde ich ein Zimmer für ca. 20 USD. Als Karin auf das floskeligen „Vielleicht sieht man sich“ antwortet, dass sie dieses freuen würde, lade ich mich ganz geschmeidig zu ihrem Abendessen mit Freundin ein. Bis dann habe ich 90 Minuten Zeit, und kläre erst einmal die Essentials: eine laotische Prepaid Karte mit 1GB Datenvolumen. Verkauft wird mir diese von einem ca. 15-jährigen Mädchen (schon wieder Kinderarbeit 🙁 ! ), die routiniert auf meinem deutschen Iphone diverse Einstellungen, von denen ich nichts wusste, vornimmt, bis es schließlich klappt. Durch das Suchen der Karte habe ich einen guten Überblick über die Stadt gewonnen.

Luang Prabang liegt länglich auf einem Hügel am Zusammenfluss des Nam Khan Flusses und des Mekong (der hier noch nicht so beeindruckend ist) der touristisch wertvolle Teil zwischen den Flüssen lässt sich in 5 Minuten zu Fuß durchqueren und in einer halben Stunde durchlängsen (komisch eigentlich, dass ich das Wort erst erfinden musste). Vier parallele Straßen (davon die zwei Uferstraßen) machen alles recht übersichtlich. Sehr gepflegt alles, Villen im französischem Kolonialstil, Cafés, Restaurants, Souvenirläden, Tour-Operators, Nachtmarkt. Entspannt – man wird zwar mal mit „Hello“ oder „Sabai Di“ angesprochen, aber nicht aufdringliches. Und billig. Frühstück wird für 1,5 € angeboten, Bier kostet 1 €, für fünf Euro hat man exzellent Mittag gegessen. Ich glaube, wer als Backbacker von hier aus nach Myanmar fährt, fällt vom Stängel.

Mit Karin und Katrin suchen wir ein Restaurant; zwei von Katrins Favoriten haben aber keinen Tisch mehr für uns, ich aber somit eine Empfehlung für die nächsten Abende. Viele der Restaurants bieten Kochkurse an, auch der Lonely Planet  schreibt davon. Das ist doch mal ein Plan, der zu mir passt. Ich erkunde die Länder, in denen ich bin kulinarisch. Morgen also ein Kochkurs vom Restaurant Tamarind, ich lerne da u.a. das heute Mittag probierte mit Hühnchen gefüllte Zitronengras (ja, ich weiß, andersrum hört sich logischer an, ist aber so) zu machen. Damit wieder Programm ab morgen. Dafür mache ich heute wenig – jetzt sitze ich im Hof meiner Unterkunft mit einer Flasche BeerLao, hinter mir kräht ständig ein Gockel – der mich heute morgen um 6:00 zu Mordgedanken trieb, und schreibe dieses. Schrieb.

PS: die aktuelle laotische Handynummer findet sich in der Menüleiste unter ‚Contact Chris‘

5 Gedanken zu „Millionär sein in Luang Prabang

  1. Langsam mache ich mir Sorgen dass der Chris gar nicht wieder kommt……
    Aber ich kann das gut verstehen, ich hatte mich auch in Indochine, resp. Vietnam, verliebt…..
    Entweder haben die Franzosen soch dies ausgesucht weil es gut zu ihnen passte oder sie haben den Flair dagelassen….
    Njoy, Sausack 😉

    • Genau, macht Euch Sorgen 😉
      Hier kann ich von dem, für das ich meine Wohnung vermietet hab, schlafen und essen, und noch Taschengeld übrig haben!

  2. geschmeidig – mehr oder minder oder?
    Aber seh schon. Es lauft, Du bist im Flow.
    Sehr gut, freut mich für Dich.
    Und Yogalehrerinnen sind immer gut.
    Frag Sie mal nach Schulen.
    Das Land klingt für mich gut soweit.
    Irgendwie besser als Indien.

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