Kostenlos nach Malta

Es ist toll, was man mit so einem Segelschiff alles an Geld spart. Normalerweise würde so eine Reise nach Malta einen Flug benötigen, Fahrt zum und vom Flughafen, oder zumindest eine Fähre von Sizilien. Die Seestern fährt uns kostenlos rüber. Endlich haben wir mal Glück mit dem Wind.
Wir haben zwei Tage in Marzameni verbracht. An einem haben wir uns der ‚Arbeit‘ gewidmet, also der Dinge, die wir in Deutschland nicht ganz fertig bekommen haben, am zweiten einiger kleiner Dinge am Schiff. Ich übe mich mit Nadel und Faden, und tausche das Fall für unser Besan-Segel. Am Nachmittag versuchen wir unsere Backskiste neu zu organisieren. Irgendwie ist sie voll, es ist alles drin, aber als wir in Marzameni anlegten, haben wir auch nicht schnell die richtige Festmacherleine gefunden. Am nächsten Tag wollen wir Richtung Malta aufbrechen, warten dazu im Naturhafen von Porto Palo auf den richtigen Wind. Dort verbessern wir weiter, Frank baut einen Inverter ein (macht aus 12V Batteriestrom 230V Wechselstrom, womit man zB Laptops laden kann), und ich ersetze die vergammelte Waschtischarmatur im hinteren Bad. Dabei beobachten wir genau Windfinder. Ursprünglich war die Vorhersage für guten Wind in der Nacht, wir wollten also um 22:00 los, um dann früh morgens in Valetta zu sein. Als wir abends nochmal schauen, scheint es so, als ob im Laufe des nächsten Nachmittags guter Wind wäre, aber noch nicht nachts. Wir einigen uns darauf, um 6:00 aufzustehen, etwas mit Motor zu fahren, um dann ab späten Vormittag Segeln zu können. Die Vorhersage stimmt nicht. Schon kurz nach der Abfahrt weht der Wind mit 9 Knoten statt der angekündigten Flaute – normalerweise macht das bei der Seestern noch keinen Spaß, aber wir haben ja genug Zeit.
Also setzen wir die Segel, und sind positiv überrascht. Die SEESTERN schnurrt mit über fünf Knoten ruhig davon – mehr wäre auch mit Motor kaum gegangen. Wir sind wirklich überrascht, hatten wir uns doch gemerkt, dass unter 10 Knoten gar nix geht, und erst so ab 15-18 der Spaß beginnt. Ob’s das frisch behandelte Unterwasserschiff ist, die Segel, die frisch gepflegt wurden, oder auch einfach nur dass es fast gar keine Wellen hat: Wir segeln, und zwar zügig. Ich stehe ein wenig am Steuer, übe mal wieder das Fahren nach dem Wind, dann übernimmt Frank und ich lege mich ab – die Nacht war kurz. Als ich wieder aufwache, sitzt Frank entspannt im Cockpit, nicht mehr in der Nähe des Steuerrads. Das ist mittschiffs festgeklemmt, die Segel sind optimal eingestellt, und die SEESTERN fährt einfach – wir hatten zwar schon öfters gehört, dass das der Vorteil einer Ketch wäre, dass man mit dem Besansegel das Schiff super stabilisieren könne, aber diesmal funktionierts wirklich. Auch als Frank unter Deck geht, um eine Mütze Schlaf nachzuholen, läuft’s weiter. Ich sitze tatenlos daneben, und die Logge zeigt weiterhin zwischen 6 und 7 Knoten Fahrt. So wird der Tag nicht sehr anspruchsvoll, aber entspannend bis dort hinaus. Erst vier Meilen vor Valetta dreht jemand den Wind ab (es ist 17:00, die Vorhersage hatte hier 15 Knoten Wind vorgesehen), und wir fahren mit einer Unmenge anderer Boote in den Hafen von Marsamxett ein. Offensichtlich war der Montag ein Feiertag, und es trieb die ganzen Maltesen auf’s Wasser. Und was da alles schwimmt – wir kommen uns plötzlich eher ärmlich vor, so wie wenn man vom Land kommt, wo der alte Benz noch was hermacht, und damit dann auf der Maximilianstraße Eindruck schinden will. Die Marina di Valetta liegt am Ende des Hafens und ist gut windstill geschützt. Nach dem Anlegen brauchen wir also sofort eine Dusche, und dann machen wir uns auf in die Stadt.
Man sollte sich übrigens nicht davon täuschen lassen, dass Valetta mit all ihren Festungen recht solide aussieht – es täuscht wirklich. Wie viele Hafenstädte ist auch diese Stadt sehr wackelig, und schwankt unaufhörlich. Beim Essen sinnieren Frank und ich dann über „die teuerste Art, kostenlos von A nach B zu kommen“. Wir haben heute kaum Diesel verbraucht, müssen nichts für ein Hotelzimmer zahlen; eigentlich eine günstige Art, Urlaub zu machen. Gut, wir wollen jetzt mal nichts darüber sagen, was diese Pfütze von Liegeplatz kostet (vielleich auch selber schuld, die dem Stadtzentrum am nächsten gelegene Marina zu wählen), und auch was das Schiff an sich kostet … wir sind im Urlaub!

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