Ein kulinarischer Abschied von Indonesien

Nach der erfolglosen Umbuchung meines Fluges bleibe ich faul im Hotel. Ich nutze die Zeit, ein paar Fotos der vergangenen Woche zur Veröffentlichung auszuwählen. Nun brauche ich nur noch eine vernünftige Internetverbindung. Obwohl weder mein Hotel, Jogjakarta, Java noch Indonesien mehrheitlich Buddhistisch sind, so scheint es das Internet hier zu sein. Es lehrt einem Geduld und Ruhe, und die meisten Bits und Bytes verschwinden offensichtlich im Nirvana. Außerdem springe ich ein wenig in den Hotelpool, und mache ein entspanntes Nickerchen.
Am Abend besuche ich meinen Kochkurs. Da ich der erste Teilnehmer war, durfte ich die zwei Gerichte aussuchen, und Sophie und Michael aus England müssen das halt jetzt auch kochen. Für Michael wäre wohl Wasser kochen eine Herausforderung, und Sophie scheint auch keine passionierte Hobbyköchin zu sein. Auch sonst gibt es kleine Unterschiede: Als Madé fragt, ob wir gerne scharf essen, nicke ich begeistert, und Sophie schüttelt genau so heftig den Kopf. Wir finden einen Kompromiss: Die Lehrerin bringt mir noch ein Sambal bei, mit dem ich mein Essen nachschärfen kann. Es ist kein Sambal Oelek, aber ich weiß nimmer was es davon unterscheidet. Möglicherweise die etwas streng riechende Shrimppaste. Auch allgemein lernen wir mehr als die beiden avisierten Gerichte, um das Menü abzurunden. Madé hält sich nicht unbedingt an ihre eigenen Rezepte, und gibt viele Tipps neben dem, was auf den drei Blättern geschrieben war. Deshalb muss ich dringend – solange die Erinnerung noch frisch ist – die Rezepte von den dahingekritzelten, fettbefleckten Zetteln abtippen. Nebenbei kommt Ihr so in den Genuss, sie hier zu lesen und ggf. auszuprobieren. Übrigens hat das Hühnchen, welches der entscheidende Anstoß zu dem Kurs war, selbstgemacht in keinster Weise so gut geschmeckt wie am Tag zuvor. Aber ich glaube zu wissen, woran das liegt (das knusprige Huhn zu grob geschnitten, zu lange danach in der Sauce weich geworden, und viel zu wenig Sauce per se) – bei mir wird’s wieder lecker.
Ayam Goreng Mentega
500g Hühnchen in Nuggetgröße schneiden (ketzerischer Gedanke: kommerziell erhältliche Nuggets nehmen, wenn man keine Lust zum frittieren hat), mit Salz u Pfeffer würzen, in Eiweiß wenden, und dann in Mehl. Goldbraun rausfrittieren und beiseite stellen.
½ Zwiebel, insgesamt 1 ½ Paprika (bunt), (wir haben statt dessen milde Chilis genommen) in Ringe / Julienne schneiden.
2 Knoblauchzehen und gleiche Menge Ingwer anquetschen.
Sauce: Je 1 EL Worchester, Sesamöl, Austernsauce, Ketjap Manis, Tomatenketchup (evtl. mehr Ketjap Manis, und nmE ungefähr die dreifache Menge von der ganzen Sauce für das Gericht)
Knoblauch und Ingwer in Butter andünsten, Gemüse dazu, evtl. etwas Wasser oder Hühnerbrühe, garen. Dann die Hühnchenstücke und die Sauce zugeben, mischen, mit Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen und servieren.
Sambal irgendwas (selbstgemacht)
2 Schalotten, 1 Knoblauchzehe, 1 große (milde) Chili, viele kleine scharfe Chilis (sieben bei mir), 1 kleine Tomate, eine Messerspitze Shrimppaste. Alles außer den kleinen Chilis grob zerkleinern, alles zusammen braten. Das gebratene im Mörser zermanschen, wenn’s haltbar sein soll, nochmal kräftig erhitzen.
Nasi Goreng
250gr. Short-grain Reis, etwas al dente gekocht (hier: 1,5 Tassen Reis, waschen, mit 2,5 Tassen Wasser, nicht gesalzen, offen 10 Minuten kochen, bedeckt 10 Minuten über niedrigster Hitze), abgekühlt (oder halt übriggebliebener Reis von irgendwann, dafür ist das Gericht ja ursprünglich da)
Gemüse: kleine Mengen buntes Gemüse wie Karotte, Bohnen, Paprika, milde Chili: klein schneiden.
½ Zwiebel, 2 Knoblauchzehen, Frühlingszwiebel, Selleriegrün (das so aussieht wie Petersilie): klein schneiden.
Sauce: Jeweils Teelöffel – 2 Ketjap Manis, 1 Tomatenketchup, 1 Austernsauce, 1 Sesamöl.
Zwiebel und Knoblauch anbraten, Frühlingszwiebel und Selleriegrün dazu (in meiner Erinnerung hat sie dann noch ein gerührtes Ei in die Pfanne getan, welches nach meiner Logik alle bisherige Zutaten zu recht kompakten würzigen Rühreiklumpen binden müsste – das muss ich nochmal selber ausprobieren)
Nach Wunsch: ein paar Krabben gebratenes Fleisch hinzugeben.
Das geschnittene Gemüse hinzufügen, etwa halb fertig garen.
Reis und Sauce dazugeben, mischen, Salz und Pfeffer nach Geschmack, fertig.
Ggf. mit einem Spiegelei und etwas Krupuk garnieren.
Tempe in Karamell
Ca. 200gr Tempe (gibt’s das in Deutschland? Sojabohnen zusammenfermentiert, ergeben einen relativ festen Kuchen, werden im Ritter Sport Format verkauft – sonst meint die Lehrerin, könne man auch Kartoffel oder Süßkartoffel nehmen) in dünne (2mm) Scheiben schneiden, knusprig braten (o. frittieren)
2 Schalotten, 1 Knoblauchzehe in Scheiben, auch knusprig braten.
Ein paar geröstete, nicht gesalzene Erdnüsse bereitstellen.
2 EL Palmzucker (oder brauner Zucker) mit Chilistreifen und etwas Wasser (Limettensaft für süß-saure Note) erhitzen, wenn der Zucker karamellisiert, allen Krempel von oben rein und umrühren.
Sambal Goreng Sayur (Gemüsecurry)
Je 100gr. Bohnen, Karotten, Kartoffel, Blumenkohl (oder beliebiges anderes Gemüse – zB geschälte Aubergine) in Würfel mit ca. 1cm Kantenlänge schneiden.
500g Kokosmilch bereitstellen (Kokosmilch = 1 Teil Kokoscreme + 4 Teile Wasser)
Currypaste: 5 Schallotten, 5 Knoblauchzehen, 5 Chilis, 5 Makadamia-Nüsse (o. Mandel o. Cashews), 1 cm frischer Kurkuma
‚Kräuter‘: Lorbeerblatt, 2 Stängel Zitronengras, etwas Galangal (eine Art Ingwer, aber doch anders), Kaffir-Limettenblätter, alles gequetscht um das Aroma abzugeben, wird danach aber rausgefischt.
Currypasten-Zutaten im Mörser zerkleinern, dann mit den ‚Kräutern‘ und 3 EL Öl anbraten, etwas Wasser dazu. Wenn die Aromen frei sind (also die Küche stinkt), das Gemüse hinzufügen, weiterbraten. Dann Kokosmilch hinzufügen, ca. 10 Minuten weiterköchlen, mit etwas Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken.
Guten Appetit!
Am Freitag verabschiede ich mich von Jogjakarta und ein paar Stunden später von Indonesien. Ich habe am Ende die 30 Tage meines Visas fast ausgenutzt, welches mich überrascht. Indonesien, so stelle ich fest, wäre eine eigene Reise wert. Zwar habe ich besonders in Bali viel Zeit mit Entspannen verbracht, aber es gibt noch viel zu sehen. Riesige Inseln wie Sumatra fehlen gänzlich, und wurden in Erzählungen anderer Reisende wortreich gelobt. Dabei ist die Bandbreite das aufregende: Mondän-touristisches Bali, und Flores, welches noch eindeutig dritte Welt ist. Als Kontrast dazu dann wieder wuselige Städte wie Jogja oder Jakarta (wo ich nur den Flughafen gesehen habe). Die Insel Borneo sehe ich ja bald in der Form von Brunei und später Malaysien.
Die drei Segmente des Fluges bieten sogar einige kleine Neuigkeiten: Über Java sehe ich das erste Mal bewusst, wie unser Flugzeug einer Wolke ausweicht – gut verständlich bei der riesigen Gewitterwolke, die ich dann aus dem Seitenfenster sehe. Nach der recht harten Landung in Kuala Lumpur entschuldigt sich der Pilot mit dem Hinweis, dass die kurzen Landeabstände hier zu Turbulenzen geführt haben. Nach der Landung in KL wartet ein freundlicher Herr beim ankommenden Gate und drückt mir meine Bordkarte für den nächsten Flug in die Hand – das Boarding hat laut der Karte vor einer halben Stunde begonnen. Ich haste durch das Terminal, doch so heiß wird die Suppe nicht gegessen. Boarding ist hier eher ein Pre-Boarding, man wird also ein Wartezimmer weiter vor gelassen, und da sitzen noch alle entspannt rum.
Next Stop: Bandar Seri Begawan in Brunei Darussalam. Ich bin gespannt. Das Land ist streng muslimisch, ein gutes Training für den Reiseabschluss im Iran. Schon im Flugzeug erkennt man einige Details. So ist neben den üblichen Details auf dem Bordmonitor wie Flughöhe und diversen Landkarten auch immer wieder angezeigt, in welcher relativen Richtung zum Flugzeug Mekka liegt. Ich bin ja gespannt, was hier zu Gebetszeiten los wäre – Mekka liegt schräg hinter uns, recht unpraktisch, sich im Flugzeug in die Richtung blickend hinzuknien.

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